Virtueller Showroom 360° Laborgeräte – für fachliche Beratung überall
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Corona als Ideentreiber und Katalysator der Digitalisierung – was das bedeutet, zeigt das Projekt von Andreas Schmidt der AS Handelsvertretung. Er hat einen digitalen Zwilling seiner Ausstellungsräume erstellt, mit dem er nun jederzeit und überall Laborgeräte seiner Partner präsentiert.

Homeoffice statt Büroarbeit, Videochat statt persönliches Treffen, Online-Konferenz statt Messebesuch… Das vergangene Jahr hat durch die Corona-Pandemie mit einigen Hürden aufgewartet, die auch das Arbeitsleben in der Laborbranche durcheinandergebracht haben. Der sonst übliche Austausch auf gemeinsamen Tagungen oder größeren Fachmessen war nicht mehr möglich. Und selbst, wenn zwischenzeitlich die Lage etwas entspannte, behielten viele Unternehmen ihre strengen Richtlinien bei und haben Dienstreisen und Außentermine untersagt. Dabei ist gerade im Laborsektor mit den komplexen Analysegeräten ein intensiver Austausch zwischen Anwendern und Produktexperten nötig. Für Händler und Handelsvertreter waren die zurückliegenden Monate dementsprechend herausfordernd. So auch für Andreas Schmidt, Geschäftsführer der AS Handelsvertretung. Während er in einem „normalen“ Jahr von einem Außentermin zum nächsten braust, um Laboranwendern die neuste Technik seiner Handelspartner vorzustellen, hatte er durch die Coronapandemie plötzlich unerwartet Zeit zum Nachdenken. „Aus dem Frust heraus, dass wir nicht zum Anwender kommen, ist aber bald eine Idee entstanden: ein virtueller Showroom“, sagt Schmidt im Gespräch mit LABORPRAXIS. Gemeinsam mit seiner Kollegin Kerstin Ellgaard suchte er nach einer Möglichkeit, diese Idee umzusetzen.
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LAB-SUPPLY
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Da kein eigenes Team zur Softwareentwicklung zur Verfügung stand und eine externe Auftragsarbeit zu teuer war, haben Schmidt und Ellgaard schließlich auf einen Dienstleister für 3D-Aufnahmen von Räumen zurückgegriffen. Und dann ging alles ganz schnell. Nur einen Monat nach dem offiziellen Kickoff-Meeting stand bereits das erste Shooting an.
Wie Google Street View im Laborraum
Was genau sich die beiden haben einfallen lassen, zeigt Schmidt in einer Live-Demo online: „Das ist ein digitaler Zwilling unseres Ausstellungsraumes an unserem Firmensitz in Münster.“ Zu sehen ist ein Foto, das eine Kuppel zeigt – die Vorderseite ist aufgeschnitten, sodass man die zwei Etagen darin erkennen kann. Das Foto ist aber mehr als das: Es ist eine dreidimensionale Ansicht des Ausstellungsraumes, in der Schmidt ähnlich navigieren kann wie bei der Detailansicht von Google Street View. Reingezoomt in die Kuppel, steht man plötzlich mitten im Raum und kann sich frei in alle Richtungen umsehen. In dem Beispiel-Showroom haben Schmidt und Ellgaard zahlreiche Laborgeräte auf Tischen in Szene gesetzt, die sich nun von allen Seiten aus betrachten lassen. „Damit bringen wir zu Beratungsterminen die Labortechnik auf dem Laptop oder Smartphone mit“, sagt Schmidt. Weil durch Corona viele Anwender keine Außentermine oder Unternehmensbesuche wahrnehmen können, bringt das virtuelle Labor nun zumindest ein wenig Abwechslung und Mehrwert in den Austausch zwischen Anwender und Labortechnik-Experte.
„Ich war erstaunt, wie gut dieses Konzept wirklich angenommen wurde“, sagt Schmidt, während er durch die beiden Etagen des virtuellen Showrooms navigiert. „Unsere Fachhändler kommen jetzt nach der virtuellen Führung auf uns zu und sagen: ‚Da oben hatte ich etwas gesehen, was ich nochmal besprechen möchte.‘ Diese räumliche Wahrnehmung finde ich interessant. Am Telefon würde mein Gegenüber wohl recht schnell mit den Gedanken abschweifen, wenn ich lange etwas beschreibe. Aber in dem AS-Virtual Lab kann ich ein oder zwei Stunden lang Geräte zeigen und erklären und die Anwender sind viel stärker involviert“, beschreibt der Geschäftsführer.
Doch wenn das Feature so gut ankommt, warum haben Schmidt und Ellgaard nicht schon viel früher einen solchen digitalen Service auf den Weg gebracht? „Zum einen fehlte die Notwendigkeit“, sagt Ellgaard, die für das Unternehmensmarketing zuständig ist. Vor Corona war es üblich, Anwender live vor Ort oder auf Messen zu beraten und ihnen direkt am Gerät die Funktionen zu zeigen. Der virtuelle Showroom ist nun eine einfache Kompromisslösung. „Außerdem waren die Leute noch nicht für so einen digitalen Dienst bereit. Die Bereitschaft ist erst in der Coronapandemie gestiegen“, ergänzt Ellgaard. Ohne die Krise hätte sich eine solche Idee also wohl kaum behaupten können.
Eine Stunde Shooting für 360° Ausstellung
Bisher haben vier Handelspartner einen eigenen Ausstellungsraum zur Verfügung gestellt. Das heiße aber nicht, dass wenig Interesse an dieser neuen Präsentationsform besteht, wie Ellgaard betont: „Weitere Hersteller arbeiten gerade fieberhaft an ihren Showrooms.“ Schließlich lässt sich nach dem Shooting kein Gerät mehr nachträglich hinzufügen. Wenn die Systeme aufgestellt sind, fahren Ellgaard und Schmidt mit einer speziellen 360°-Kamera zu dem Hersteller und nehmen den Raum aus verschiedenen Perspektiven auf. In einer Stunde ist das erledigt und die Bilder werden von einer Software zu dem 3D-Raum zusammengesetzt. Angereichert mit Zusatzinformationen wie Infotexten, Produktvideos oder Links ist so in kürzester Zeit ein neuer Showroom online. Diesen zeigt Schmidt oder einer seiner Mitarbeiter dann interessierten Anwendern aus dem Labor. „Besonders bei größeren Anlagen ist das von Vorteil, weil man die nicht in so einer Detailtiefe in einem Prospekt darstellen kann und erst recht nicht immer die Möglichkeit hat, sie quasi real zu präsentieren“, erklärt Ellgaard.
Wer sich jetzt auf einen Rundgang durch die virtuellen Ausstellungsräume begeben möchte, kann entweder einen Termin mit Andreas Schmidt vereinbaren oder am 8. Oktober auf die LAB-SUPPLY in Hannover kommen. Dort wird das AS-Virtual Lab auf einer eigenen Leinwand zu besichtigen sein – selbstredend mit der fachlichen Beratung durch das Team der AS-Handelsvertretung.
* Christian Lüttmann, Redaktion LABORPRAXIS, E-Mail: christian.luettmann@vogel.de
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