Biokraftstoff Abgasarmer Biotreibstoff im Großversuch
Biokraftstoffe liegen voll im Trend. Gemeinsam mit Partnern testet die Hochschule Coburg einen neuen Dieseltreibstoff: Diesel regenerativ. Erwartet werden Vorteile im Bereich der Rußemissionen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe.
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LABORPRAXIS: Herr Prof. Krahl, Sie testen derzeit in einem groß angelegten Projekt am Technologietransferzentrum der Hochschule Coburg gemeinsam mit Partnern einen neuen abgasarmen Biokraftstoff, den so genannten Diesel regenerativ. Wie wird der neue Biokraftstoff hergestellt? Welche Eigenschaften weist er auf?
Prof. Jürgen Krahl: Zur Herstellung von „Diesel regenerativ“ wurde Rapsöl hydriert und anschließend zwei bzw. sieben Prozent Biodiesel beigemischt. Die Flotte an der Hochschule Coburg fährt mit sieben Prozent Biodiesel, wohingegen die des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit mit zwei Prozent Biodieselbeimischung betrieben wird. „Diesel regenerativ“ hat einen sehr hohen Biogenitätsgehalt, gute Schmiereigenschaften, keinen Schwefel und keine Aromaten. Er liegt allerdings mit Blick auf die Dichte außerhalb der Normen für Dieselkraftstoffe oder Biodiesel.
LABORPRAXIS: Welche Vorteile hat „Diesel regenerativ“ gegenüber handelsüblichem Diesel?
Prof. Krahl: Das herauszufinden, ist Ziel des Projekts. Wir erwarten Vorteile im Bereich der Rußemissionen und der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Sofern die Rußemissionen signifikant besser als die von Dieselkraftstoff sein sollten, könnte sich das positiv auf die Regenerationszyklen des Dieselpartikelfilters auswirken und sich in Folge dessen das Motorölwechselintervall verlängern. Damit käme neben der Biogenität und ggf. besseren Emissionen ein weiterer wichtiger Aspekt zum Tragen. Wir untersuchen neben der technischen Eignung sowohl die gesetzlich limitierten als auch nicht limitierte Emissionen. Erst nach Abschluss des Vorhabens steht fest, wie der Einsatz von Diesel regenerativ zu bewerten ist. Die Tatsache des biogenen Ursprungs allein ist kein Grund, auf Vorteile gegenüber handelsüblichem Dieselkraftstoff zu schließen.
LABORPRAXIS: Sie testen den „Diesel regenerativ“ in einem Flottenversuch auf seine Alltagstauglichkeit. Bitte beschreiben Sie diesen Versuch und seine Parameter genauer.
Prof. Krahl: Die Flotte der Hochschule Coburg besteht aus sieben Fahrzeugen, die des Staatsministeriums aus vier. Die Autos decken die Abgasstufen Euro 3 bis 6 ab. In der Kohorte befinden sich Fahrzeuge mit und ohne Dieselpartikelfilter (DPF). Auch die DPF-Nachrüstung ist berücksichtigt. Uns war es wichtig, dass „Diesel regenerativ“ nicht nur in modernen Fahrzeugen getestet wird, sondern auch bei Altfahrzeugen problemlos einsetzbar ist. Alle Fahrzeuge werden im normalen Einsatz mit „Diesel regenerativ“ betrieben. Einige von ihnen haben ihre Schwerpunktnutzung im Fernverkehr, andere im Stadtbetrieb. Jede Bewegung wird exakt protokolliert und ausgewertet. Es kann insbesondere bei Fernreisen vorkommen, dass handelsüblicher Dieselkraftstoff zugetankt werden muss. Da die Fahrzeuge technisch unverändert bleiben, ist dieses problemlos möglich. Vor und nach der jeweils sechsmonatigen Testphase werden die Autos auf ihre Emissionen untersucht und technisch bewertet.']
LABORPRAXIS: Welche Auswirkungen auf die Umwelt versprechen Sie sich durch den Einsatz des neuen Biokraftstoffes? Wo soll er Anwendung finden?
Prof. Krahl: Im Fall eines positiven Testbetriebs, der uneingeschränkten Kompatibilität zu alten und neuen Motorengenerationen und insbesondere bei geringeren Emissionen könnte „Diesel regenerativ“ im Innenstadtbereich oder besonders belasteten Gebieten zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. Wahrscheinlich muss der neue Kraftstoff dann noch etwas modifiziert werden, damit er die gültigen Normen erfüllt. Mit diesen Arbeiten beginnen wir, sofern und sobald der Flottentest ein positives Ergebnis zeigt.
Herr Prof. Krahl, vielen Dank für das Gespräch.
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