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Verbreitung der Braunen Hundezecke Auf dem Hund gekommen: So gelangen Zecken nach Deutschland

Von Florian Klebs*

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Sommerzeit ist auch Zeckenzeit. Besonders Arten aus dem Mittelmeerraum profitieren von der zunehmenden Hitze und Trockenheit, so auch die Braune Hundezecke. Forscherinnen der Universität Hohenheim haben diese Art im Blick und wollen mehr über ihre Verbreitungswege und ihr mögliches Ansiedeln in Deutschland herausfinden – auch mit Hilfe der Bevölkerung.

Über Hunde können Parasiten wie die Braune Hundezecke aus dem Urlaub eingeschleppt werden (Symbolbild).
Über Hunde können Parasiten wie die Braune Hundezecke aus dem Urlaub eingeschleppt werden (Symbolbild).
(Bild: gemeinfrei, Wolfgang Hasselmann / Unsplash)

Stuttgart – Hundebesitzer kennen das: Bei einem Ausflug in Wald und Wiesen hat der Hund ein paar unerwünschte Gäste mitgebracht, die am besten sofort entfernt werden sollten. Denn auch wenn Zecken zunächst einmal für Mensch und Tier nur unangenehm und lästig sind, können manche Exemplare auch Krankheiten übertragen. Zwar befallen Braune Hundezecken in erster Linie Hunde; wenn aber ihr bevorzugter Wirt gerade nicht verfügbar ist, stechen sie auch Menschen und können so zum Beispiel die Erreger für das Mittelmeerfleckfieber weitergeben.

Angriffsziel Hund

Beim Hund verursacht der Stich einer einzelnen Braunen Hundezecke meist lediglich geringe Hautirritationen. Doch kommt eine Braune Hundezecke selten allein. Häufig sitzen mehrere der Parasiten sehr dicht nebeneinander, wenn sie ihre Blutmahlzeit aufnehmen. „Dabei bevorzugen sie gut durchblutete Körperbereiche des Hundes mit dünner Haut, wie beispielsweise Ohren, Leisten, Achselhöhlen, der Rücken oder die Zehenzwischenräume“, erläutert Katrin Fachet, Doktorandin im Fachgebiet Parasitologie an der Universität Hohenheim.

Werden die Zecken mit dem Hund oder beispielsweise seinem Hundebett aus dem Urlaub nach Deutschland transportiert, können sie auch in Innenräumen lange überleben und sich dort vermehren. Sie sind dann bevorzugt an den Orten zu finden, an denen die Hunde die Nächte oder lange Ruhezeiten verbringen, wie zum Beispiel dem Hundekörbchen oder in der Hundehütte.

Eingeschleppt, aber noch nicht zwangsläufig heimisch

In den vergangenen beiden Jahren haben die Expertinnen der Parasitologie in Hohenheim die Bevölkerung dazu aufgerufen, auffällige Zeckenfunde bei ihnen zu melden und ggf. Proben einzusenden. In dieser Zeit wurden dem Team Braune Hundezecken aus 15 verschiedenen Haushalten in Deutschland gemeldet. „Meist waren dies Urlauber, die mit ihren Hunden aus dem Mittelmeerraum oder der Schweiz zurückgekommen sind“, sagt Fachet. „Bei einem Fall hatte sich der Hund die Zecken wohl im Urlaubsquartier in den Niederlanden geholt.“ Aus den Meldungen könne man jedoch noch nicht ableiten, dass die Zeckenart bereits in Deutschland heimisch ist.

Helfen Sie mit bei der Zeckenforschung

Verschiedene Zeckenarten: Links: gemeiner Holzbock (heimisch); Mitte: Braune Hundezecke; Rechts: Buntzecke (heimisch)
Verschiedene Zeckenarten: Links: gemeiner Holzbock (heimisch); Mitte: Braune Hundezecke; Rechts: Buntzecke (heimisch)
(Bild: Universität Hohenheim / Katrin Fachet)

Um die Verbreitung der Braunen Hundezecke weiter zu untersuchen, bittet Fachet nun erneut um Mithilfe der Bevölkerung: Wer häufiger eine ungewöhnlich große Anzahl an Braunen Zecken in einem Gebäude bemerkt oder wessen Hund sehr stark von Zecken befallen sein sollte, die der Braunen Hundezecke ähnlich sehen, soll sie in ein kleines, luftdichtes Gefäß, wie zum Beispiel einen Kunststoff-Cremetiegel, ein sehr kleines Einmachglas oder Ähnliches geben und zunächst eine Großaufnahme der Zecke per Mail an hundezecken@uni-hohenheim.de schicken. Die Parasitologinnen werden sich dann schnellstmöglich beim Finder melden und besprechen, ob es sich um eine Braune Hundezecke handeln könnte und ob es sinnvoll ist, den Fund auf dem Postweg an die Universität Hohenheim einzuschicken.

„Schön wäre es, wenn die Zecke nicht mit Tesafilm oder anderen Klebstoffen in Berührung kommt. Denn für die eindeutige Zuordnung brauchen wir feine Härchen und Oberflächenstrukturen, die sich dann nicht mehr erkennen lassen“, ergänzt Fachet.

Das Hundezecken-Projekt

Schon seit vielen Jahren widmen sich die Parasitologinnen und Parasitologen der Universität Hohenheim der Erforschung verschiedener Zeckenarten. Dabei werden sie häufig von Tierheimen, Veterinärmedizinern und Jägern unterstützt, denn manche Zeckenarten lassen sich nicht einfach in der Natur sammeln. So wie die Braune Hundezecke.

Diese Zecken sind nach bisherigem Stand in Deutschland nicht heimisch, werden aber regelmäßig aus dem Ausland – vor allem aus dem Mittelmeerraum – eingeführt. Sie sind an die Lebensräume von Menschen angepasst und können in Wohnräumen überleben und sich vermehren.

Im Hundezecken-Projekt soll das Vorkommen dieser Zeckenart in Deutschland untersucht werden. Die Mithilfe der Bevölkerung spielt dabei eine entscheidende Rolle und ist auch für die freiwilligen Helfer vorteilhaft: Die Zecken werden von Experten bestimmt und untersucht, sodass wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Die Ergebnisse werden den Einsendern mitgeteilt.

Weitere Informationen gibt es unter: hundezecken.uni-hohenheim.de/hundezecken.

Vorsorge ist der beste Schutz

Die Zecke selbst kann schnell zur Plage werden, wenn sie sich einmal in einer Wohnung eingenistet hat. „Ein Hundezeckenweibchen kann bis zu 5000 Eier legen, woraus sich innerhalb kurzer Zeit mehrere Tausend Zecken entwickeln können“, erklärt Prof. Dr. Ute Mackenstedt, ebenfalls Parasitologin an der Uni Hohenheim. „Ein Wohnungsbefall durch die Braune Hundezecke ist unschön und mehr als ärgerlich – aber kein Grund, gleich die Abrissbirne zu schwingen. Mit geeigneten Maßnahmen bekommt man das wieder in den Griff“, betont die Expertin.

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Um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, empfehlen die Forscherinnen eine wirksame Zeckenprophylaxe, sodass die Tiere erst gar nicht mit nach Hause genommen werden können. Vorsorgemaßnahmen seien etwa geeignete Zeckenhalsbänder oder Spot-On-Präparate, die auf das Fell aufgetragen werden, oder systemisch wirksame Mittel, wie zum Beispiel Kautabletten. Der Tierarzt kann hier beraten.

* F. Klebs, Universität Hohenheim, 70599 Stuttgart

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