English China

Luftqualitätsgrenzwerte in Deutschland Aufatmen im Stadtzentrum? Luftschadstoffe weiter rückläufig

Quelle: Pressemitteilung

Das vorige Jahr war ein gutes für die Luftqualität in deutschen Städten. Erste Daten des Umweltbundesamtes zeigen, dass die Grenzüberschreitungen bei Feinstaub und Stickoxiden erneut zurückgegangen sind. Weitere Maßnahmen sind aber nötig, besonders um die neuen Richtwerte der WHO zukünftig zu erfüllen und die Gesundheit der Bewohner zu schützen.

Anbieter zum Thema

Dieselautos sind eine Hauptquelle für Stickstoffdioxid (Symbolbild).
Dieselautos sind eine Hauptquelle für Stickstoffdioxid (Symbolbild).
(Bild: gemeinfrei, Musa Haef / Unsplash)

Dessau-Roßlau – Ein Grund zum Aufatmen, zumindest vorerst: Die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid ist insgesamt weiter rückläufig. Nach Auswertung der bereits vorliegenden Daten gab bisher gesichert in München und Ludwigsburg jeweils eine Messstelle mit Jahresmittelwerten über dem Grenzwert. Nach Auswertung der finalen Daten und der noch fehlenden zirka 115 Passivsammler kommen möglicherweise noch wenige Grenzwertüberschreitungen hinzu. Insgesamt rechnen die Experten des Umweltbundesamtes (UBA) damit, dass für 2021 weniger als fünf Städte die NO2-Grenzwerte überschritten haben, bzw. ein bis zwei Prozent der verkehrsnahen Messstationen. Im Jahr 2020 hatten sechs, 2019 sogar noch 25 Städte die gesetzliche Höchstmarke von 40 NO2 / m3 Luft im Jahresmittel durchbrochen.

Emissionsrückgang auch durch Corona-Pandemie begründet

Hauptquelle der Stickstoffoxide in Städten ist der Straßenverkehr und hier sind es v. a. Diesel-Pkw, die niedrige Emissionen noch nicht im realen Betrieb auf der Straße nachweisen mussten. Durch eine fortschreitende Erneuerung der Fahrzeugflotte sind inzwischen immer mehr deutlich sauberere Fahrzeuge in den Städten unterwegs. Lokale Maßnahmen und weniger Fahrten in Folge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie trugen in den vergangenen beiden Jahren zum deutlichen Rückgang der NO2-Konzentrationen bei.

Auch die Emissionen von Luftschadstoffen sind in den letzten Jahren durchgängig gesunken. Die aktuellsten vollständigen Daten dafür liegen für das Jahr 2020 vor. Demnach hat Deutschland alle seine Minderungsverpflichtungen unter der europäischen ⁠NEC-Richtlinie⁠ eingehalten (National ⁠Emission⁠ Reduction Commitments – Richtlinie über nationale Emissionsminderungsverpflichtungen). Die Emissionen von Ammoniak waren 2020 verglichen mit 1990 um rund 25 Prozent vermindert, die Emissionen von Feinstaub und Stickoxiden sogar um ca. 60 bzw. fast 66 Prozent.

Detaillierte Einblicke in die Daten zur Feinstaubbelastung und Luftverschmutzung bieten die Grafiken des UBA in dieser Bildergalerie:

Bildergalerie
Bildergalerie mit 12 Bildern

Grenzwerte nach unten korrigiert

Die Weltgesundheitsorganisation ⁠WHO⁠ hat im September neue Leitlinien für gesunde Luft vorgelegt. Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse der letzten 20 Jahre empfiehlt die Behörde deutlich niedrigere Werte u. a. für Feinstaub und Stickstoffdioxid. So sind statt wie bisher 40 nur noch 10 µg NO2 / m3 Luft als Höchstwert empfohlen.

Derzeit werden in Deutschland die von der WHO neu vorgeschlagenen Grenzwerte fast alle überschritten

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes

„Laut Europäischer Umweltagentur gilt die Luftverschmutzung in den 27 EU-Mitgliedstaaten weiterhin als erhebliche gesundheitliche Belastung, die zu zahlreichen vorzeitigen Todesfällen und Krankheiten führt“, sagt UBA-Präsident Dirk Messner. Feinstaub stellt dabei die größte Bedrohung dar: In Deutschland führt die Europäische Umweltagentur für das Jahr 2019 insgesamt 53.800 vorzeitige Todesfälle auf eine dauerhafte Belastung mit Feinstaub zurück. „Im Herbst wird die EU-Kommission eine Änderung der Luftqualitätsrichtlinie vorschlagen. Die Grenzwerte sollen sich dabei den Richtwerten der WHO annähern. Deutschland wird diese Novellierung der Luftqualitätsrichtlinie unterstützen.“

Schadstoffreduktion zum Bevölkerungsschutz

Mit der europäischen NEC-Richtlinie hat sich Deutschland bereits zu einer weiteren deutlichen Verringerung der Emissionen von Luftschadstoffen bis 2030 verpflichtet. Die hierfür geplanten Maßnahmen sind im nationalen Luftreinhalteprogramm festgelegt und sollen zu einer weiteren Verbesserung der Luftqualität führen – für die Einhaltung der WHO-Werte reicht dies aber nach einer ersten Abschätzung des ⁠UBA⁠ nicht. „Für wirklich gesunde Luft muss die Schadstoffbelastung dauerhaft und deutschlandweit weiter verringert werden“, sagt Messner. „Es besteht dringender Handlungsbedarf über die bereits im Luftreinhalteprogramm festgelegten Maßnahmen hinaus. Ziel muss es sein, unsere Luft so sauber wie möglich zu kriegen. Denn die aktuellen Daten der WHO zeigen: Jedes Mikrogramm Luftbelastung weniger ist gut für unsere Gesundheit.“

Originalpublikation: Susan Kessinger, Andrea Minkos, Ute Dauert, Stefan Feigenspan, Andrea Mues: Luftqualität 2021 – Vorläufige Auswertung,Umweltbundesamt, Februar 2022

(ID:48020044)