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Tarifgehälter während der Ausbildung Ausbildungsvergütungen in der Verfahrenstechnik und Chemiebranche steigen weiter
Das Leiden der deutschen Industrie am Fachkräftemangel nimmt gerade erst Fahrt auf. Die geburtenschwachen Jahrgänge profitieren vom Aufschwung und können während ihrer Ausbildung mit wesentlich mehr Geld rechnen als ihre Vorgänger. Zumindest wenn sie sich in tarifgebundenen Berufen ausbilden lassen.
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Der Mindestlohn für Deutschland ist beschlossene Sache. Ab dem nächsten Jahr soll er gelten. Arbeitsministerin Nahles musste bei ihrem großen Projekt allerdings Abstriche machen. Eigentlich sollte ausnahmslos jeder Beschäftigte mindestens 8,50 € pro Stunde für seine Arbeit erhalten. Nun wird es doch Sonderkonditionen geben. Langzeitarbeitslose beispielsweise können sechs Monate lang auch für weniger eingestellt werden. Die wichtigste Ausnahme für Jugendliche: Minderjährige ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind von der Mindestlohnregelung ausgenommen.
Die Befürchtung hinter dieser Entscheidung ist, dass junge Menschen wegen des höheren Einkommens Job als ungelernte Hilfsarbeiter antreten würden, anstatt sich für weniger grundlegend ausbilden zu lassen und damit in ihre Zukunft zu investieren. Die Gemüter sind erwartungsgemäß erhitzt und die Positionen von Industrie, Gewerkschaften und Regierung naturgemäß recht weit auseinander.
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Einig ist man allenfalls beim zu niedrigen Mindestalter. Viele Arbeitgeber wünschen sich eine Anhebung, da sich der durchschnittliche Ausbildungsbeginn in den letzten Jahren auf das 21. Lebensjahr verschoben habe.
Mehr Geld für junge Leute
Das staatliche Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erhebt jährlich aktuelle Daten zur tariflichen Ausbildungsvergütungen und konstatiert für das vergangene Jahr wie schon in den letzten Jahren einen stabilen Anstieg von mehr als 4 Prozent. Demnach erhalten die Auszubildenden in Deutschland durchschnittlich 767 Euro brutto. In den neuen Bundesländern sind es mit 708 Euro nur 92 Prozent des Westwertes, allerdings ist selbst das eine Verbesserung um einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr.
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Employer Branding
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Untersucht wurden dafür die Brutto-Vergütungen in den einzelnen Lehrjahren ohne zusätzliche Leistungen des Arbeitgebers. Dabei zeigte sich, dass junge Leute in technischen Berufen mit mehr Geld in der Tasche nach Hause gehen als ihre Mitstreiter in Dienstleistungsberufen.
Am unteren Ende der Skala haben ostdeutsche Friseurlehrlinge mit gerade einmal 269 Euro monatlich zum Leben viel zu wenig. Demgegenüber erhalten beispielsweise Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer im Laufe ihrer Ausbildung durchschnittlich fast 1000 Euro im Monat. Die Ausbildungsgehälter steigen also auch mit dem Grad der fachlichen Spezialisierung an, die sich meist auch in der Ausbildungsdauer widerspiegelt.
Technische Berufe mit großer Schere
In den Branchen Chemie, Pharma und Verfahrenstechnik sind im Wesentlichen zwei Vergütungsgruppen auszumachen. Zwischen 600 und 680 Euro erhalten etwa Systemelektroniker und pharmazeutisch-technische Assistenten. Finanziell interessanter wird es in der zweiten Gruppe ab 829 Euro für Produktionskräfte in der Chemie, Chemikanten und Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik.
Schließlich gehören Systeminformatiker, Physiklaboranten und Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik mit fast 950 Euro brutto zu den Topverdienern unter den Auszubildenden ihrer Branchen. Ebenso viel erhält, wer sich in den neu strukturierten Berufen zum technischen Systemplaner oder Produktdesigner ausbilden lässt.
Die beiden branchenübergreifenden Ausbildungsgänge ersetzen erst seit zwei Jahren den des technischen Zeichners und bieten mehrere Spezialisierungen und ein modernes Berufsprofil, das den datentechnischen Entwicklungen Rechnung trägt. Sie kommen auf einen Stundenlohn von 5,93 Euro.
Mindestens 3,78 Euro pro Stunde bekommen die Auszubildenden der ausgewählten Branchen insgesamt – weniger als die Hälfte des geplanten Mindestlohns. Ob der deutsche Nachwuchs tatsächlich so kurzsichtig wäre, auf eine fundierte Ausbildung zu verzichten, ist faktisch nicht vorherzusehen.
Auch sind Fälle nicht berücksichtigt, in denen Jugendliche finanziell keine Alternative zum existenzsichernden Job haben, weil sie nicht bei ihren Eltern leben oder bereits eigene Kinder versorgen. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Situation der Jungen mit der Novelle ab dem 1. Januar 2015 entwickelt. Eine kontinuierliche Anpassung des Gesetzes ist in jedem Fall vorgesehen.
Alle männlichen Berufsbezeichnungen schließen in ihrer Bedeutung die Auszubildenden weiblichen Geschlechts ein.
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