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Eppendorf Award for Young European Investigators 2021 Ausgezeichnete Forschung: Gefährliche Biofilme im Fokus

Redakteur: Dr. Ilka Ottleben

Antibiotikaresistente Bakterien bedrohen weltweit jedes Jahr das Leben hunderttausender Menschen. Besonders gefährlich sind so genannte Biofilme. Ihnen hat ein junger Forscher aus Großbritannien den Kampf angesagt und ist für seine Forschung jetzt mit dem Eppendorf Award for Young European Investigators 2021 ausgezeichnet worden.

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Dr. Tanmay Bharat, von der Sir William Dunn School of Pathology, University of Oxford, Großbritannien
Dr. Tanmay Bharat, von der Sir William Dunn School of Pathology, University of Oxford, Großbritannien
(Bild: Ine Dehandschutter)

Hamburg – Zum 26. Mal hat das Hamburger Life-Sciences-Unternehmen Eppendorf in diesem Jahr seinen Forschungspreis vergeben – den Eppendorf Award for Young European Investigators 2021. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Reinhard Jahn wählte Dr. Tanmay Bharat, von der Sir William Dunn School of Pathology, University of Oxford, Großbritannien zum Gewinner 2021. Tanmay Bharat, Jahrgang 1985, erhält die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung für seine herausragenden Arbeiten zur Struktur und Funktion der extrazellulären Oberflächenschichten, die prokaryotische Zellen umgeben und schützen.

Fatale Lebensgemeinschaften pathogener Bakterien

In Zeiten von Corona gerät leicht ein wenig ins Vergessen, dass nicht alle lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten durch Viren ausgelöst werden. Auch pathogene Bakterien mischen in diesem fatalen Reigen immer noch – oder wieder – kräftig mit. Insbesondere weil die vermeintliche Allzweckwaffe gegen bakterielle Infektionen zunehmend stumpf wird: Antibiotikaresistente Keime bedrohen weltweit jedes Jahr das Leben hunderttausender Menschen.

Besonders gefährlich und schwer zu behandeln sind solche Keime wenn sie sich in so genannten Biofilmen „vergesellschaften“. Genau hier setzt der diesjährige Preisträger des Eppendorf Award for Young European Investigators 2021 seine herausragende und nun ausgezeichnete Forschung an.

Und auch wenn es bei seinen Arbeiten und der Preisverleihung um Bakterien ging, begleitete das Coronavirus die Veranstaltung dennoch: Denn sie fand nicht wie sonst üblich im European Molecular Biology Laboratory EMBL Heidelberg statt, sondern wie in diesen Zeiten üblich geworden online und wurde per Livestream übertragen. Besonders schade, denn am EMBL Heidelberg begann die beeindruckende Karriere des 35-Jährigen gebürtigen Inders, der an der Oxford University in Großbritannien, unterstützt von einem der hoch angesehenen Rhodes-Stipendien studiert hatte. Am EMBL arbeitete er im Labor von John Briggs auf dem Gebiet der Kryo-Elektronenmikroskopie. Heute leitet er das Bacterial Biofilms Laboratory an der Sir William Dunn School of Pathology, University of Oxford.

Seine Forschung, auf die er sich dort gemeinsam mit seinem Team konzentriert und die nun mit dem Award gewürdigt wurde, erkläre „insbesondere, wie filamentöse Phagen (symbiotische Viren, die von den Bakterien freigesetzt werden) pathogene Bakterien vor dem Angriff bestimmter Antibiotika schützen“, so die Jury. „Seine Arbeit hat weitreichende allgemeine Auswirkungen und öffnet auch die Tür für die Entwicklung neuer Antibiotika, die dringend benötigt werden.“

Grundlagenforschung für neue therapeutische Anwendungen

„Ich fühle mich sehr geehrt, den prestigeträchtigen Eppendorf Award zu erhalten. Dieser Preis ist ein direktes Ergebnis der Beiträge meiner talentierten Kollegen und Mitarbeiter und würdigt die Bedeutung der in meinem Labor durchgeführten Forschung. Wir untersuchen, wie pathogene Bakterien multizelluläre Gemeinschaften bilden, die Biofilme genannt werden, mit besonderem Augenmerk auf Zelloberflächenmolekülen, die Bakterien einsetzen, um einer antibiotischen Behandlung innerhalb von Biofilmen zu entgehen. Angesichts der immer größer werdenden Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen wird unsere Grundlagenforschung zur Entwicklung von Strategien für therapeutische Interventionen gegen bakterielle Infektionen beitragen“, sagt Tanmay Bharat:

Während der virtuellen Preisverleihung am 24. Juni 2021 mit Livestream, wurde gleichzeitig auch der Preisträger 2020, Prof. Dr. Randall Platt von der ETH Zürich geehrt, der bereits ebenfalls aufgrund der Covis-19-Krisenlage nicht „live“ ausgezeichnet werden konnte:

Und in guter Tradition der Veranstaltung kam auch der Preisträger aus 2019 Dr. Georg Winter zu Wort, der in einem kurzen Vortrag dem diesjährigen Preisträger seine Glückwünsche überbrachte und berichtete wie er die Auszeichnung damals wie heute erlebt und wie sich sein Forschungsfeld weiterentwickelt hat:

Auszeichnungswürdige Forschung auf dem biomedizinischen Sektor

Mit dem 1995 initiierten Eppendorf Award for Young European Investigators würdigt Eppendorf herausragende Forschungsarbeiten auf dem biomedizinischen Sektor und fördert damit junge Wissenschaftler in Europa bis zum Alter von 35 Jahren. Der Eppendorf Award wird in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsmagazin Nature verliehen. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury, bestehend aus prof. Reinhard Jahn (Direktor Emeritus am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen), Prof. Maria Leptin (EMBO, Heidelberg), Prof. Martin J. Lohse (Universität Würzburg, Institut für Pharmakologie und Toxikologie) und Prof. Laura Machesky (Cancer Research UK Beatson Institute, Glasgow, UK).

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