Praxistag HPLC am 29. November 2018 Berlin als HPLC-Hotspot
Am 29. November fand der fünfte Praxistag HPLC erstmals außerhalb von Würzburg statt. In Berlin trafen sich fast 120 Teilnehmer, um über neue Trends in der Flüssigchromatographie zu diskutieren und sich von Experten Tipps für die HPLC-Routine geben zu lassen.
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Zum ersten Mal gab es im Jahr 2018 zwei Praxistage HPLC. Am 20. September trafen sich Anwender und Hersteller von HPLC-Systemen im Vogel-Convention-Center in Würzburg, um sich über Praxistipps und aktuelle Trends chromatographischer Methoden auszutauschen. Daneben war im vergangenen Jahr erstmals Berlin Veranstaltungsort für einen Praxistag. Und wie es sich für Deutschlands größte Stadt gehört, war auch die Teilnehmerzahl am 29. November die größte, die bisher für einen Praxistag HPLC verzeichnet werden konnte (Teilnehmerzahl: 117).
Die ganztägige Veranstaltung führte die Teilnehmer durch ein breites Spektrum an Themen: von verschiedenen HPLC-Bauelementen wie dem Detektor, Ventilen oder der Säule, über die Möglichkeiten zur nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Forschung bis hin zu generellen Praxistipps zur Fehlervermeidung und -behebung in der HPLC.
Detektion: mit oftmals unterschätztem Optimierungspotenzial
Schon zur Einführung setzte der langjährige Chromatographie-Experte Prof. Dr. Thomas Welsch den Trend für den gesamten Tag und brachte enormen Praxisbezug und die Nähe zum Anwender in seine Keynote. Mit zahlreichen anschaulichen Beispielen erläuterte er, wie wichtig es ist die Kombination aus HPLC-Anlage und Detektor immer auf die analytische Fragestellung abzustimmen. Wo ist ein universeller Detektor wie der Brechungsindex-Detektor geeignet und wo sollte eine spezifische Variante wie ein elektrochemischer Detektor eingesetzt werden? Sein Resümee: „Die Trennsäulen-, Geräte- und Detektorentwicklung haben sich in der Vergangenheit gegenseitig befruchtet und zum heutigen Leistungsstandard der HPLC wesentlich beigetragen.“
Was leistet die SFC?
Dr. Stefan Vosskötter von Shimadzu wagte anschließend in seiner Präsentation einen Blick in die Zukunft und ging dabei näher auf die Trends und Entwicklungen in der HPLC ein. Neben Digitalisierung, Automatisierung und neuen Anforderungen an die Datenintegrität, behandelte sein Vortrag auch die noch recht neue Methode der superkritischen Flüssigkeitschromatographie (SFC). „Als Daumenregel kann man sagen, dass jedes in Methanol (oder weniger polaren Lösungsmitteln) lösliche Molekül mittels SFC analysiert werden kann“, betonte Vosskötter das breite Anwendungsspektrum der Methode.
Die Vorteile der SFC seien bis zu fünffach bessere Auflösung und schnellere Analyse als in einem HPLC-System sowie die Einsparung von umweltschädlichen organischen Lösemitteln. Dies mache die SFC zu einer effizienten und grünen Alternative zu klassischen Chromatographiesystemen, wie Vosskötter sagte.
Die grüne Seite der HPLC
Den Aspekt der umweltfreundlichen Chromatographie griff Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Kerstin Hermuth-Kleinschmidt von der NIUB- Nachhaltigkeitsberatung auf. Sie zeigte den Teilnehmern Alternativen, ihre Experimente umweltfreundlicher zu planen. So sei es oft möglich, mit einer Verkleinerung der Säulenlänge den Lösemittelverbrauch um bis zu 85% zu senken. Voraussetzung dafür ist, dass man die Trennaufgabe kennt und die kürzere Säule keine Einbußen in der Peakauflösung bedeutet. Auch die Substituierung von Acetonitril durch weniger gefährliche Lösemittel wie Ethanol sei in vielen Fällen problemlos möglich und biete sogar manche Vorteile wie Einsparung bei Anschaffungs- und Entsorgungskosten.
Ventile für jede Anforderung
Auch die technischen Aspekte der Chromatographie wurden beim Praxistag behandelt. Dafür stand Dr. Till Myrach von Knauer mit seiner Präsentation zu Ventilen für die HPLC bereit. Er illustrierte nicht nur an zahlreichen Beispielen, welche komplexen Schaltungen Mithilfe von 2-Positions- und Multipositions-Ventilen möglich sind, sondern stellte auch konkrete Anwendungsbeispiele vor. Hierzu gehörte unter anderem ein GPC-Cleanup-System, das durch geschickte Stoffstromführung eine automatisierte und zeitsparende Probenaufreinigung erlaubt.
Produktivitätssteigerung im HPLC-Labor
Dr. habil. Frank Steiner, Manager eines Applikationslabors und Scientific Advisor in der HPLC-Organisation von Thermo Fisher Scientific, brachte in seinem Vortrag ein wichtiges Thema zur Sprache, das auch wie Teilnehmer des Praxistages umtreibt: Wie gelingt die Steigerung der Produktivität im HPLC-Labor? „Produktivität ist mehr als nur die Steigerung des Probendurchsatzes“, betont Dr. Steiner. Vielmehr sind für ihn zahlreiche Faktoren in diese Problematik zu integrieren. Dies sind z.B. eine verbessertes Quantifizierung der Substanzen, ein verbessertes Wissen über die Proben oder auch der effizientere Gebrauch des Laborplatzes durch modernere HPLC-Systeme. „Die neue Vanquish Duo HPLC kann auf der gleichen Stellfläche eines herkömmlichen Systems zwei völlig unabhängig voneinander HPLC-Trennungen gleichzeitig durchführen“, beschreibt er die Vorteile der neuen Thermo-HPLC-Anlage.
Gravimetrisches Dosieren – live vorgeführt
Besonders praxisnah wurde es mit dem Applikationsexperten Pascal Weinelt von Mettler-Toledo. Er brachte ein gravimetrisches Dosiersystem für eine Live-Demonstration mit. So konnten die Teilnehmer der Tagung direkt am Gerät – bzw. auf der großen Leinwand im Stream – verfolgen, wie die Quantos-Dosiereinheit aus einer Stammlösung halbautomatisch eine Kalibrationsreihe ansetzte. Und nur einen schnellen Wechsel des Probenkopfes später demonstrierte Weinelt, dass auch die halbautomatische Dosierung von Feststoffen milligrammgenau von dem Gerät bewerkstelligt wird. Dies erlaubt eine hochpräzise, zeitsparende und reproduzierbare Probenvorbereitung, wie Weinelt betonte. Für eine digitale und lückenlose Dokumentation der Versuchsparameter gab er zudem einen kurzen Überblick in die Laborsoftware Lab X, mit der Anwender ein papierloses Laborbuch führen können.
Die Qual der Wahl: 3 x zwei parallele Workshops
In der zweiten Tageshälfte konnten die Teilnehmer dann wählen, ob sie sich bei Dr. Matthias Schulz von PSS über die Größenausschlusschromatographie informieren, oder gemeinsam mit Dr. Dennis Kühbeck von Showa Denko Europe der Frage nachgehen, welche Säule am besten für die eigene Anwendung geeignet ist. Mit zahlreichen Praxisbeispielen aus dem eigenen Erfahrungsschatz wiesen die Referenten auf typische Fehlerquellen hin und zeigten Stärken und Schwächen der Säulen auf.
Nach den beiden ersten Parallelworkshops konnten sich die Anwender zwischen zwei Themen entscheiden: Während Dr. Ute Beyer von Restek in ihrer Präsentation die Säule, „das unbekannte Wesen“, in ihre Einzelteile aufschlüsselte, gab Shimadzu-Mitarbeiter Dr. Stefan Vosskötter Tipps und Tricks zum Troubleshooting bei der HPLC.
Die zwei letzten Workshops beschäftigten sich mit der Reproduzierbarkeit und der Software-Modellierung von HPLC-Methoden. Dr. Imre Molnár vom Molnár-Institute for Applied Chromatography beschrieb in seinem Workshop, wie Anwender mit der Methodenentwicklung mithilfe von Drylab Zeit und vor allem Ressourcen sparen können. Dr. Detlev Lennartz vom Laborspezialisten Th. Geyer nahm sich in seinem Vortrag dem Probenhandling für Autosampler an und welche Alternativen es zum klassischen Glasvials gibt.
Zum Abschluss des Praxistages gab Dr. Frank Steiner den Teilnehmern viele Tipps zum Methodentransfer. „Gerade wenn Instrumentenparameter von zwei HPLC-Anlagen variieren, kann es zu Problemen kommen. Bestimmte Methoden können sehr empfindlich auf solche Unterschiede reagieren“, erläutert Dr. Steiner.
Termine für 2019 stehen
Und auch in diesem Jahr wird es wieder zwei Praxistage geben, die Termine stehen bereits fest: Am 6. Juni findet der Praxistag erstmals in Köln statt und am 7. November wird es wieder eine Veranstaltung in Berlin geben. Nähere Informationen zur Anmeldung finden Sie auf www.praxistag-hplc.de. Das Programm wird in den kommenden Wochen zusammengestellt. Hier können Sie sich für nähere Informationen in unseren Verteiler aufnehmen lassen.
* *M. Platthaus, C. Lüttmann Redaktion LABORPRAXIS
* E-Mail: marc.platthaus@vogel.de
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