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Pestizid-Resistenz Blumenvielfalt schützt Hummeln vor Pestiziden

Quelle: Pressemitteilung

Schädlingsbekämpfungsmittel auf dem Feld können auch „unschuldigen“ Hummeln schaden. Wie stark, das hängt mit von der jeweiligen Pflanze ab. Dies zeigen Versuche von Freiburger Forschern. Sie testeten den Effekt eines gängigen Fungizids auf Erdhummeln bei verschiedenen Mono- und Mischkulturen.

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Dunkle Erdhummel auf Phacelia
Dunkle Erdhummel auf Phacelia
(Bild: Alexandra-Maria Klein)

Freiburg – Wie anfällig reagieren Hummeln auf ein gängiges Fungizid? Das hängt davon ab, auf welchen Blühpflanzen dieses angewendet wird – und wie vielfältig das Nahrungsangebot ist, das den Tieren zur Verfügung steht. Monokulturen können die Empfindlichkeit der Tiere auf das Fungizid erhöhen und generell negative Auswirkungen auf Gesundheit, Wachstum und Fruchtbarkeit haben. Das zeigt das Experiment eines Teams um Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein, Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie der Universität Freiburg, und Dr. Dimitry Wintermantel. Ihre Ergebnisse könnten dazu beitragen, Zulassungsverfahren von Pestiziden zu verbessern – und zusätzliche Argumente dafür liefern, vielfältige blühende Lebensräume zurück in die Agrarlandschaft zu bringen, um Hummeln und andere Wildbienen widerstandsfähiger gegenüber Pestiziden zu machen.

Gemischte Bepflanzung ist für Hummeln am besten

Für ihre so genannten Halbfeld-Versuche verwendeten die Umweltwissenschaftler 39 große Flugkäfige, in denen die Blütenpflanzen Phacelia oder Buchweizen jeweils als Reinkultur oder eine Blühmischung angebaut wurden. In jeden Käfig platzierten die Forscher ein Volk der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris), die zu den Wildbienen zählt. Die Hälfte der Käfige wurde mit einem gängigen Fungizid mit dem Wirkstoff Azoxystrobin behandelt. Fungizide gehören zu den Pestiziden, die gegen Pilzbefall eingesetzt werden.

„Effekte des Fungizids zeigten sich nur bei Phacelia“, sagt Landschaftsökologe Wintermantel. Obwohl das verwendete Fungizid als bienensicher eingestuft ist, reduzierten sich hier sowohl das Körpergewicht der Hummeln als auch das Wachstum des gesamten Volks. „Im Buchweizen haben sich die Völker insgesamt schlechter entwickelt, aber das Fungizid hatte hier keine Auswirkungen. Nur in der Blühmischung entwickelten sich die Völker insgesamt gut und es gab keine durch das Fungizid verursachten Effekte.“

Proteinreiche Pollen bevorzugt

Bei der Suche nach einer Erklärung warum die Hummeln auf den Reinkulturen so unterschiedlich stark auf das Fungizid reagierten, betrachteten die Forscher u. a. genau die Pollen der Pflanzen. Diese unterscheiden sich bei Phacelia und Buchweizen stark: Buchweizenpollen haben einen niedrigen Proteingehalt – hier könnte ein Grund für die insgesamt schlechte Entwicklung der Tiere liegen, die sich von diesen Pflanzen ernährten, denn Hummeln benötigen eigentlich Nahrung mit hohem Proteingehalt. Den bietet der Pollen von Phacelia, auch „Bienenfreund“ genannt. Doch warum er die Wildbienen trotzdem nicht vor Fungizid-Effekten schützt, sei spekulativ, sagt Wintermantel.

Vielleicht beeinträchtige das Fungizid die Sammelaktivität der Hummeln bei den schwerer zugänglichen Pollen von Phacelia, vielleicht benötigten die Tiere neben hohem Proteingehalt eine Kombination verschiedener Nährstoffe, wie sie eine Blühmischung bietet, um Fungizid-Resistenz zu entwickeln: „Es gibt die Hypothese, dass eine ausgewogenes Ernährungsangebot Bienen hilft, besser mit Pestiziden umzugehen, weil sie sich die Nahrung aussuchen können, die sie brauchen.“ Hier seien weitere Untersuchungen zur Wirkung von Fungiziden und anderen Pestiziden erforderlich, erklären die Freiburger Forscher.

Vielfältige Lebensräume zurück in die Agrarlandschaft

Die Ergebnisse könnten dann auch Einfluss auf das Design von Versuchen in Zulassungsverfahren für Pestizide haben, sagt Wintermantel, etwa bei der Auswahl geeigneter Blühpflanzen. „Und wenn sich weiter zeigt, dass eine Blühmischung zur Pestizid-Resistenz von Bienen beiträgt, sollten wir wieder mehr blühende Lebensräume wie extensive Wiesen und Weiden, blühende Wege und Hecken in die Agrarlandschaft einpflegen“, schlussfolgert Studienleiterin Klein.

Originalpublikation: Wintermantel, D., Pereira-Peixoto, M.-H., Warth, N., Melcher, K., Faller, M., Feurer, J., Allan, M.J., Dean, R., Tamburini, G., Knauer, A.C., Schwarz, J.M., Albrecht, M., Klein, A.-M.Flowering resources modulate the sensitivity of bumblebees to a common fungicide, Science of the Total Environment 829; DOI: 10.1016/j.scitotenv.2022.154450

(ID:48225871)