Transaktionen in 2017 Chemie- und Life Science-Branche sieht Kooperationen als attraktive Alternative zu Mergers & Acquisitions
Die Zahl der angekündigten Fusionen und Übernahmen ist in der Life Science- und der Chemie-Branche im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 2 % von 3681 auf 3738 gestiegen. Das zeigt eine KPMG-Analyse, die auf Zahlen von Thomson Reuters basiert. Das Transaktionsvolumen sank im selben Zeitraum um 35 % auf 322 Dollar. In beiden Branchen treiben Deals mit Softwareunternehmen und Kooperationen mit Technologieunternehmen die Digitalisierung voran.
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Frankfurt am Main – US-Unternehmen sind an sämtlichen „Top 10“ der 2017 in der Life Sciences-Branche angekündigten Transaktionen beteiligt – insbesondere auf der Käuferseite. So wurden rund 30 % aller Transaktionen von US-amerikanischen Käufern angekündigt. Diese machen mehr als 50 % des gesamten Dealvolumens aus - allen voran der 30 Milliarden US-Dollar Deal zwischen Johnson & Johnson und Actelion, der im Juni finalisiert wurde.
Als Zeichen für die zunehmenden Digitalisierungsaktivitäten verzeichnet die Life Sciences-Branche einen Anstieg der Software-Deals von 32 im Jahr 2011 auf 85 Transaktionen in 2017. Innerhalb der Chemiebranche wurden in 2017 14 Software-Deals angekündigt. Beispielhaft hat Johnson & Johnson im vierten Quartal 2017 die Akquisition des deutschen Software-Unternehmens Surgical Process Institute Deutschland angekündigt, ein Anbieter von Standardisierung und Digitalisierung im Bereich medizinischer Arbeitsabläufe. Kooperationen gelten im Life Sciences- und Chemie-Bereich inzwischen als attraktive Alternative zum M&A-Geschäft. So werden die Stärken der beteiligten Unternehmen ausgeschöpft und eine nahezu unmittelbare Reaktion auf die dynamischen Marktgegebenheiten zugelassen.
„Die Digitalisierung ist dabei, die Life Sciences-Industrie nachhaltig und grundlegend zu verändern. Insbesondere Technologieunternehmen geben hier den Ton an. Und zwar durch künstliche Intelligenz und die Analyse von Massendaten. Das ermöglicht die Personalisierung von Behandlungen, die Überwachung des Fortschritts und sogar das Auffinden neuer Heilungsmethoden“ erklärt Vir Lakshman, Leiter des Bereichs Chemie und Pharma bei KPMG Deutschland. Life Sciences-Unternehmen bleibe somit kaum etwas anderes übrig, als sich mit Technologieunternehmen zusammenzuschließen oder zusammenzuarbeiten, um das hohe Tempo der Digitalisierung mitgehen zu können.
Digitalisierung in der Chemiebranche nimmt Fahrt auf
Kooperationen bieten auch Chemieunternehmen die Möglichkeit, sich die Digitalisierung zunutze zu machen. Chemieunternehmen sehen sich vor der Herausforderung, unter anderem im Bereich „Data & Analytics“ Kompetenzen aufzubauen. Bayer beispielsweise arbeitet seit September 2017 mit Robert Bosch zusammen, um neue digitale Lösungen im Bereich „Smart Spraying“ zu entwickeln. Ziel der Forschungskooperation ist eine effizientere Nutzung von Pflanzenschutzmitteln.
KPMG liefert in der aktuellen Publikation „Zeit zum Aufblühen“ einen tieferen Einblick in die Digitalisierungsaktivitäten der Chemiebranche. „Die Chemieindustrie, einst ein schlafender Gigant in der Welt der Digitalisierung, wird schrittweise vom Potenzial der Digitalisierung aufgeweckt. Transaktionen in ‚Digital Farming‘ sind dabei nur der Anfang. Führende Chemieunternehmen suchen nach weiteren Technologie-Transaktionen und beleuchten verschiedene Möglichkeiten der ‚Open Innovation‘“, so Lakshman.
Konsolidierung am Markt für Agrochemie
Im Chemiesektor wurden in 2017 1127 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 100 Milliarden US-Dollar angekündigt. Damit zeigt sich ein Rückgang im Vergleich zu den Vorjahreswerten (1151 Deals mit einem Gesamtvolumen von 233 Millionen US-Dollar).
Die Konsolidierung am Markt für Agrochemie hält auch in 2017 an. Megatrends wie ein erwarteter Bevölkerungsanstieg auf 10 Milliarden in 2050 führen zu einer um 30 % höheren Nahrungsnachfrage. Chemieunternehmen antizipieren diese Entwicklung und stellen sich mit Übernahmen darauf ein. Die Agrochemie verzeichnet für das Jahr 2017 96 Transaktionen mit einem Volumen von 10 Milliarden US-Dollar, angeführt von der angekündigten 7 Milliarden US-Dollar-Übernahme von Teilen des Saatgut- und nicht-selektiven Herbizid-Geschäfts von Bayer durch BASF.
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