Axel Semrau: Vom Vertrieb zum Spezialisten Chromatographie – optimal automatisiert
Als Vertriebsunternehmen für Chromatographie-Produkte 1981 gegründet, hat sich Axel Semrau zu einem Experten für die Automation chromatographischer und anderer labortechnischer Aufgaben entwickelt. Wie kam es dazu und wie sieht die Zukunft aus?
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Vor über 35 Jahren gründete Axel Semrau in Wuppertal seine eigene Firma. Anfangs konzentrierte sich das gleichnamige Unternehmen auf den Support und Vertrieb von Speziallösungen für Probenvorbereitung und Chromatographie, Erdgasanalyse und Odorierungskontrolle, chemische Synthese sowie für anwendungsoptimierte Arbeitsplätze. Der Fokus auf Nischenmärkte half Axel Semrau, sich auf dem Markt zu etablieren. Kundennähe, Fachwissen und ein wachsendes Netzwerk aus Vertriebspartnern sorgten für ein Wachstum des inhabergeführten Unternehmens.
Heute sind über 50 Mitarbeiter bei Axel Semrau beschäftigt, die größtenteils technisch wissenschaftlich ausgebildet sind. Damit bringen sie Expertise aus den Bereichen Chemie, Biologie, IT und Wirtschaft in das mittelständische Unternehmen und tragen zu dessen Weiterentwicklung bei. Die Nähe zu den Kunden und der fachliche Hintergrund der Mitarbeiter haben sicherlich mitgeholfen, dass Axel Semrau in den vergangenen Jahren ein wichtiges Thema als besonderen Schwerpunkt seiner Strategie identifiziert hat: die effiziente Automatisierung von Analysen, allen voran Chromatographie und routinefeste LC-GC-Kopplungstechniken.
Wie wichtig effiziente Automatisierung für die Analytikbranche ist, liegt auf der Hand: Viele Labore arbeiten oft trotz moderner Ausstattung am Limit – teilweise trotz automatisierter Prozesse. Neue Möglichkeiten, den Probendurchsatz zu steigern, sind daher willkommen. Nicht nur verschafft das den Mitarbeitern wieder etwas Zeit, sich um andere liegengebliebene Aufgaben zu kümmern, es rechnet sich auch wirtschaftlich. Denn gerade bei hochsensitiven Analysegeräten wie Massenspektrometern sind Leerlaufzeiten sehr teuer – schließlich muss sich die Anschaffung des kostspieligen Gerätes möglichst schnell amortisieren. Eine gut strukturierte Probenvorbereitung kann hier den entscheidenden Zeitvorteil bringen.
Software bringt Automation auf die nächste Stufe
Doch wie sieht so eine Lösung aus? Ein Beispiel liefert die 2006 von Axel Semrau entwickelte Softwareplattform Chronos, die sich eines verbreiteten Problems automatisierter Analyseverfahren annimmt: starren Abläufen. Denn obwohl Autosampler den Probendurchsatz bereits erheblich steigern, arbeiten sie die Proben strikt sequenziell ab. Das führt dazu, dass in der konventionellen Gerätesteuerung vielfach Wartezeiten durch Probenvorbereitungsschritte auf dem Autosampler entstehen, in denen die Chromatographen ungenutzt sind. Genau diese Leerzeiten vermeidet die Software Chronos, indem sie parallele Abläufe der Probenvorbereitung organisiert. Dies lastet das Gerät deutlich besser aus und hält dabei weiterhin die Zeitmargen jeder einzelnen Probenvorbereitung ein. So erhöht das System die aktive Messzeit der Geräte und steigert damit die Effizienz des Labors erheblich.
Überzeugt von dem Mehrwert für die Laboranwender, hat Axel Semrau sich 2011 mit seinem langjährigen Vertriebspartner CTC Analytics zusammengetan und eine gemeinsame Produktreihe auf den Weg gebracht. Aus den Autosamplern von CTC Analytics und der Chronos-Software entstand so die Serie Chronect, die bereits mehr als zehn einzelne Arbeitsstationen für unterschiedlichste Analyseverfahren umfasst. Diese reichen von Chromatographen, über GC-Systemlösungen, bis hin zu gekoppelten Systemen, z.B. für die Glyphosat-Analytik in Lebensmitteln oder für die voll automatisierte Bestimmung polyzyklisch aromatischer Kohlenwasserstoffe. Das Prinzip ist all diesen Produkten gleich und besteht aus drei Komponenten:
- einem leistungsstarken Analysegerät wie einer GC- oder HPLC-Anlage,
- einer automatisierten Probenvorbereitung und -aufgabe, ggf. mithilfe von Einarm-Robotern sowie
- der Chronos-Software, die sozusagen als Gehirn fungiert und die Arbeitsschritte zeitoptimiert steuert.
Aus dieser Kombination ergeben sich besonders leistungsstarke Komplettlösungen, die für den jeweiligen Arbeitsauftrag gezielt angepasst werden können. Die Chronos-Software ist dabei so designt, dass die nötige Anzahl der veränderbaren Parameter kontextbezogen so gering wie möglich gehalten wird. Dies erleichtert es dem Anwender, zu ändernde Parameter schnell im Methoden-Editor zu finden. Alle relevanten Werte werden tabellarisch erfasst und lassen sich bei Bedarf verändern, sodass man mit Chronos komplette Probenlisten mit wenigen Klicks erstellen kann. Auch eine grafische Darstellung der Probenbearbeitung ist für den Nutzer einsehbar, ebenso wie Gesamtdauer und aktueller Fortschritt des laufenden Programms. Axel Semrau bietet auch Offline-Automatisierungen komplexer Probenvorbereitungen an, wie die Chronect Workstation Proteomics. Die Chronos-Software ist aber nicht an den Kauf einer komplett ausgestatteten Arbeitsstation gebunden. Auch in bestehende Anlagen ist es einfach einzubinden. Xcalibur von Thermo Fisher Scientific, Chemstation von Agilent, Analyst von AB Sciex und Clarity von Data-Apex sind bereits mit der Software abgestimmt.
Dosierexpertise gepaart mit Automatisierungstechnik
In den vergangenen Jahren gewann die Chronos-Software bereits mehrere Auszeichnungen, etwa den Innovationspreis der Initiative Mittelstand 2012. Auch mit anderen Partnern hat Axel Semrau erfolgreiche Projekte auf den Weg gebracht. Ein besonderes Highlight stellt Chronos Quantos dar. Dabei handelt es sich um ein System, mit dem sich komplexe Dosier- und Wägeaufgaben erstmals voll automatisiert in die Probenvorbereitung einbinden lassen. Hierfür kooperierte Axel Semrau mit Mettler-Toledo und Jüke Systemtechnik sowie Trajan Scientific and Medical. Die Kombination aus exakter Dosier- und Wägetechnologie mit dem Steueralgorithmus Chronos wurde auf der Analytica 2018 mit dem Application Award in der Kategorie Labortechnik ausgezeichnet.
Axel Semrau ist heute daher nicht mehr nur für einen zuverlässigen Vertrieb von Spezialanalytik-Geräten bekannt, sondern entwickelt auch erfolgreich eigene Hard- und Software für Komplettlösungen. Die Systeme werden u.a. in der Lebensmittel- und Kosmetikanalytik, Umwelt-, Luft- und Wasseranalytik sowie Polymeranalytik eingesetzt. Bereits ein Viertel der Mitarbeiter widmet sich im Unternehmen dem Bereich Software. In enger Zusammenarbeit mit Applikationsspezialisten und Kunden entwickeln und betreuen sie neue Produkte, die folglich stark praxisorientiert sind.
Um auch weiterhin innovativ und kundennah zu arbeiten, ergänzt das Unternehmen sein Team zunehmend mit jungen Kollegen, die von den „alten Hasen“ lernen und frischen Wind einbringen. Während die Neuzugänge individuelle Entwicklungsmöglichkeiten erhalten, profitiert die Firma von kreativen Ideen und neuem Input für die Produktentwicklung. Die Chancen auf weitere preisverdächtige Analysesysteme stehen also gut.
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