CO2-Emissionen fast wieder so hoch wie vor der Pandemie Der Corona-Effekt fürs Klima: kaum vorhanden
Was 2020 an CO2-Emissionen durch Lockdowns bei der Coronapandemie gespart wurde, kommt in diesem Jahr bereits fast vollständig wieder zurück – das zeigen erste Berechnungen des Global Carbon Projects. Der aktuelle Bericht beschreibt die Entwicklung des Treibhausgases und ordnet ein, wie die Chancen zum Erreichen der Klimaziele stehen.
Anbieter zum Thema

Bremerhaven, Canberra/Australien – 2020 war für die meisten Menschen ein schlechtes Jahr. Doch die Coronakrise hat immerhin dazu geführt, dass die fossilen Kohlendioxid-Emissionen im globalen Schnitt deutlich gesunken waren: durchschnittlich 5,4 Prozent weniger CO2 als im Vorjahr gelangten in die Atmosphäre. Schließlich waren zur Hochzeit der Pandemie viele relevante Sektoren wie Transport, Industrie oder Energie zeitweise vollständig oder zum Teil heruntergefahren.
Der größte Knick im CO2-Graph ist bereits wieder geglättet
Das „Durchatmen“ für den Planeten blieb allerdings nur von kurzer Dauer. Wie die vorläufigen Zahlen des Global Carbon Projects zeigen, nähren sich die Emissionen schon in diesem Jahr wieder dem Niveau von 2019, also vor der Pandemie. Aktuell rechnen die Experten mit einem erneuten Anstieg von rund 4,9 Prozent. Damit wäre der Rückgang von 2020 schon nahezu wieder eingeholt. Verantwortlich sind besonders die Emissionen aus Kohle- und Gasverbrauch: Sie nehmen 2021 stärker zu, als sie 2020 gesunken sind. Emissionen aus der Verbrennung von Öl bleiben hingegen unter dem Niveau von 2019.
:quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1657300/1657349/original.jpg)
Klimawandel
CO2-Budget: In zehn Jahren ist die Erde „pleite“
„Der Wiederanstieg der CO2-Emissionen fast auf das Niveau von 2019 zeigt, dass es bisher kaum strukturell wirksame Lösungen in den Plänen der Länder gibt, um den Ausstoß dauerhaft zu reduzieren“, sagt Judith Hauck, Klimawissenschaftlerin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). „Die Corona-Lockdowns haben bisher keinen nachhaltigen Effekt ausgelöst. Deshalb müssen wir nun schnell wirkende Lösungen finden und global umsetzen, um Emissionen dauerhaft zu senken.“
Denn das Vorhaben, bis 2050 unterm Strich keine Treibhausgase mehr auszustoßen (Netto-Null-Emissionen), kann nur gelingen, wenn die gesamten CO2-Emissionen jedes Jahr um durchschnittlich 1,4 Milliarden Tonnen gesenkt werden. „Wir brauchen also jedes Jahr einen Rückgang in der gleichen Größenordnung wie 2020. Das waren 1,9 Milliarden Tonnen vor allem durch Lockdown-induzierten Rückgang in Mobilität aber auch Produktion.“
Unser Kohlenstoffbudget schrumpft
Momentan ist die Welt noch weit von CO2-Neutralität entfernt und die anhaltend hohen Emissionen verringern das verbleibende Kohlenstoffbudget weiter. Das ist die theoretisch noch tolerierbare Menge, um die globale Erwärmung noch auf 2 bzw. besser nur 1,5 °C zu begrenzen. Laut Bericht des Global Carbon Projects bleiben noch etwa 1.270 Milliarden Tonnen CO2 für eine 50-prozentige Chance, das 2-Grad-Ziel nicht zu überschreiten. Dies entspricht 32 Jahren bei gleichbleibenden Emissionen auf dem Niveau von 2021. Für das 1,5-Grad-Ziel wären es nur noch 420 Milliarden Tonnen bzw. 11 Jahre.
Mehr Informationen zum CO2-Budget und dem angestrebten Ziel von Netto-Null-Emissionen zeigt die interaktive Web-Story der Helmholtz-Klima-Initiative.
Wie viel – oder eher: wie wenig – noch übrig ist von unserem CO2-Budget verdeutlicht diese Animation des Youtube-Kanals Stanfordearth:
Ozean und Land als CO2-Puffer
Wenn die Weltmeere nicht wären, gäbe es einen noch viel höheren Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre. Im vergangenen Jahrzehnt (2011 bis 2020) nahmen die Kohlenstoffsenken im Meer rund ein Viertel des weltweit emittierten CO2 auf (durchschnittlich 10,3 Mrd. t pro Jahr). Dabei beobachten Forscher wie Klimawissenschaftlerin Hauck einen Trend nach oben: Je mehr CO2 in der Atmosphäre ist, desto mehr nehmen die Ozeane auf. Modellrechnungen prognostizieren, dass im Jahr 2021 rund 10,6 Milliarden Tonnen des Klimagases von den Ozeanen aufgenommen werden.
Die natürliche Landsenke, die im letzten Jahrzehnt etwa 28 Prozent der menschengemachten Emissionen aufnahm, stieg über die letzten zwei Jahrzehnte ebenfalls und wird für 2021 auf 12,1 Milliarden Tonnen CO2 geschätzt.
Originalpublikation: Friedlingstein et al.: Global Carbon Budget 2021, Earth System Science Data (preprint); DOI: 10.5194/essd-2021-386
(ID:47777954)