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VCI-Forschungspressekonferenz Die Corona-Krise zeigt: Investitionen zahlen sich aus

Autor / Redakteur: M.A. Manja Wühr / Christian Lüttmann

Wie hat sich die Chemie- und Pharmabranche in der Corona-Krise geschlagen? Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) zieht eine überwiegend positive Bilanz – auch dank der hohen Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Um die Branche für zukünftige Herausforderungen zu wappnen, formuliert der VCI ein Acht-Punkte-Innovationspaket.

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Thomas Wessel, Vorsitzender VCI-Ausschuss Forschung, Wissenschaft und Bildung: „Wer nicht innovativ war, kam erheblich schlechter durch die Krise.“
Thomas Wessel, Vorsitzender VCI-Ausschuss Forschung, Wissenschaft und Bildung: „Wer nicht innovativ war, kam erheblich schlechter durch die Krise.“
(Bild: Gerald Fuest/VCI)

Frankfurt am Main – „Die hohe Innovationsorientierung der chemisch-pharmazeutischen Industrie hat uns bei der Krisenbewältigung geholfen. Auch wenn unsere Forscherinnen und Forscher unter deutlich erschwerten Bedingungen arbeiten mussten“, sagte Thomas Wessel auf der Forschungspressekonferenz des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) am 8. September 2021. Wessel ist Vorsitzender des VCI-Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung.

Die Corona-Pandemie beeinträchtigte auch die Arbeit in den Forschungslaboren: Mitarbeiter mussten sich an strenge Arbeitsschutz- und Infektionsschutzvorschriften halten, wobei Abstandsregelungen dazu führten, dass Labore weniger genutzt werden konnten. Homeoffice und Reisebeschränkungen wiederum beeinträchtigten den persönlichen Austausch. Als Konsequenz verlängerte etwa die Hälfte der chemisch-pharmazeutischen Unternehmen die Laufzeiten von F&E-Projekten. Dies geht aus einer Studie des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor. In der Industrie sei nur rund ein Drittel der Projekte verlängert worden, gab Wessel an.

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Forschungsbudgets trotz Krise leicht gestiegen

Die Branche hat in der Corona-Krise auf die veränderte Nachfrage reagiert und ihr Produktangebot angepasst. „Dabei kam es auch bei gut einem Fünftel der Firmen zu zusätzlichen Produktinnovationen“, sagte Wessel. Diesen Kurs werden Chemie- und Pharmaindustrie wohl beibehalten: Die Budgets für Forschung und Entwicklung 2020 sind laut VCI um rund 2,5 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro gestiegen. Treiber ist v. a. die Pharmaindustrie. „Sie investierte mehr Geld, sowohl bei den eigenen FuE-Aufwendungen, als auch bei der Vergabe von Aufträgen an Dritte“, berichtete Wessel. Im Fokus stehen vor allem Corona-Impfstoffe und -Medikamente.

Auch das laufende Jahr sehen die Forschungsabteilungen in den Chemie- und Pharmaunternehmen überwiegend optimistisch. Eine VCI-Mitgliederumfrage ergab, dass 53 Prozent der Firmen planen, ihre FuE-Tätigkeiten konstant zu halten. Über ein Drittel will seine Forschungsarbeiten sogar ausdehnen. Für 2021 rechnet der VCI daher mit einem Ausgabenrekord in Höhe von 14 Milliarden Euro für Forschungsprojekte der Chemie- und Pharma-Branche.

Bessere Rahmenbedingungen für Innovationen

Trotz aller Forschungs- und Entwicklungsbemühungen sehen die Unternehmen das Umfeld für Innovationen nicht so erfreulich wie es die geplanten Ausgaben vermuten lassen. Dies geht aus einer Umfrage unter den VCI-Unternehmen hervor. Besonders in den Regulierungen rund um den „Green Deal“ der EU sowie in den langsamen und komplexen Genehmigungsverfahren sieht die Branche demnach ein großes Hemmnis. Auch die staatlichen Anreize reichen nicht aus: „So schätzt laut VCI-Umfrage fast ein Drittel der befragten Unternehmen die Förderprogramme als zu niedrig finanziert und zu bürokratisch ein“, begründet Wessel.

Kein gutes Zeugnis für den Forschungsstandort Deutschland. Deshalb fordert der Verband von der künftigen Bundesregierung acht konkrete Maßnahmen, die er in einem Innovationspaket formuliert:

1. Forschungszulage: Sie soll ausgebaut werden – auch über die Krisenzeit hinaus.

2. Projektförderung: Förderprogramme sollen besser ausgestattet sowie langfristig und verlässlich finanziert werden.

3. Start-up-Förderung: Der Verband fordert bessere Rahmenbedingungen für Wagniskapital.

4. Patentschutz: Zur Re-Finanzierung von Investitionen braucht es einen effektiven Schutz.

5. Genehmigungsverfahren: Sie sollen schnell, unbürokratisch und rechtssicher sein.

6. Europäisches Gentechnikgesetz: Um mit China und den USA Schritt halten zu können, braucht es eine Aktualisierung an moderne Gene-Editing-Verfahren wie CRISPR/Cas.

7. Bildungssektor: 27 Prozent der befragten Unternehmen sehen im Fachkräftemangel ein starkes oder sehr starkes Hemmnis für Innovationsprozesse. Daher fordert der Verband, mehr Geld in Bildung zu investieren und den naturwissenschaftlichen Unterricht zu stärken.

8. Dialog mit der Gesellschaft: Die Menschen sollen besser verstehen, warum Innovationen für die Wertschöpfung und damit den Wohlstand in Deutschland wichtig sind.

* Die Autorin arbeitet als Fachredakteurin „Management“ für die Vogel Communications Group.

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