Chemie-Länderreport Usbekistan Düngemittel, Öl- und Gasverarbeitung dominieren Chemieindustrie
Fast wöchentlich erscheint auf process.de ein Länderreport von Germany Trade and Invest (GTAI), der sich ausführlich mit der Chemie- und Pharmaindustrie eines Landes beschäftigt. Erfahren Sie in diesem Chemie-Länderreport mehr über die aktuelle Entwicklung der chemische Industrie in Usbekistan.
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Taschkent – Die Chemie, Petrochemie und Pharmaherstellung zählen mit einem Anteil von zusammen 5% am landesweiten Industrieausstoß zu den Hauptbranchen Usbekistans. Schwerpunkte sind Düngemittel, die Öl- und die Gasverarbeitung. Viele Betriebe müssen ihre Anlagen dringend erneuern. Für alle drei Branchensektoren existieren Modernisierungs- und Ausbauprogramme. Den Bedarf an veredelten Chemie-, Kunststoff- und Gummierzeugnissen sowie Pharmaka deckt das Land hauptsächlich durch Importe.
Marktentwicklung/-bedarf
In Usbekistan zieht die Nachfrage nach Chemieprodukten in den Förderzweigen (Gas, Öl und Erze), im verarbeitenden Gewerbe (Textil-, Kfz- und elektrotechnische Industrie) und in der Bauwirtschaft an. Privathaushalte geben mehr für Kosmetika, Waschmittel, Farben/Lacke, Arzneimittel (Importanteile am wertmäßigen Verbrauch von 70 bis 90%) und Kunststofferzeugnisse aus. Das niedrige Ausgangsniveau, die knappen Finanzressourcen der Betriebe und die geringe Kaufkraft der Bevölkerung sind bei der Marktbewertung jedoch zu berücksichtigen.
Die großen Chemiebetriebe decken ihren Rohstoffbedarf zu gut einem Drittel durch Einfuhren, kleine Firmen oftmals noch stärker. Usbekistan verfügt über beträchtliche Rohstoffe für die Chemieindustrie (Öl, Gas, Phosphate, Natriumkarbonat etc.), fertigt aber nur wenig veredelte Produkte. Der Gaschemiekomplex Schurtan und geplante neue Großprojekte in der Gaschemie versprechen vielfältige Kooperationschancen im Sektor Polymererzeugnisse. Nach der abgeschlossenen Modernisierung des zum Hüttenkombinat NGMK Nawoi gehörenden Phosphatwerkes (Kapazität: circa 600.000 t Phosphorkonzentrat, 200.000 t Phosphormehl pro Jahr) folgen weitere Projekte in der Düngemittelsparte.
Zahlreiche Modernisierungs- und Ausbauvorhaben in der Chemie-, Kunststoff-, Gummi-, Pharma- und petrochemischen Industrie, einschließlich der Sparte Haushaltschemie (Wasch- und Reinigungsmittel, Kosmetika), bieten deutschen Maschinen- und Ausrüstungslieferanten vielfältige Absatzchancen. Die Branchenvereinigungen O'zkimyosanoat und O'zfarmasanoat, deren Unternehmen das Geschehen in der Chemie- und Pharmabranche Usbekistans dominieren, und die staatliche Öl- und Gasholding O'zbekneftgaz (Gas- und Ölverarbeitung) verfügen über ein mittelfristiges Projektportfolio von mehr als 12 Mrd. US$. Der Maschinenpark in der Chemie-, petrochemischen und Pharmaproduktion ist gegenwärtig im Schnitt zu 46% verschlissen.
Tabellen, Zahlen und weitere Fakten zur Chemieindustrie in Usbekistan finden Sie in der Bildergalerie des Artikels.
Produktion/Branchenstruktur
Gut die Hälfte der wertmäßigen Chemieproduktion ist in den Betrieben der mit einem Fachministerium vergleichbaren Gesellschaft O'zkimyosanoat konzentriert (Ausstoß 2011/12: 578/595 Mio. Euro, realer Zuwachs: jeweils mehr als 6%). Ihr gehören 14 Industriebetriebe, darunter sieben Produzenten und 13 regionale Händler der Sparte Düngemittel, sowie einige Dienstleister an. Der Ausstoß (circa 150 Erzeugnisse) entfällt zu drei Viertel auf Düngemittel (2012: 943.600 t Stickstoff-, 152.500 t Phosphor- und 125.300 t Kalidünger). Weitere Produkte sind kalzinierte Soda, Pflanzenschutz- und Entlaubungsmittel, Chemiefasern, Sprengstoffe, Reagenzien für den Bergbau und die Chemieindustrie, Polyethylenerzeugnisse und Kosmetika. Hinter der Dominanz der Düngemittelsparte steht der Baumwollanbau (auf 1,4 Mio. ha). Größter Akteur ist Navoiyazot (Nettoumsatz 2011: 183 Mio. Euro).
DüngemittelHaupterzeuger von Stickstoffdünger sind Navoiyazot (Navoi), Maxam-Chirchiq (Chirchiq) und Farg'onaazot (Fergana). Ammofos (Almalyk) ist Branchenprimus bei Phosphordünger. Das Werk in Kokand stellt ammonisiertes Superphosphat und das Chemiewerk in Samarkand Nitrokaliumphosphatdünger her. Das Biochemiewerk Andishan produziert Ethylalkohol für die Wein-, Obst- und Gemüseverarbeitung. Dhisak plastmassa ist auf die Fertigung von Polyethylenfolien und -rohren spezialisiert.
Kunststoffbranche
Unternehmen, die nicht zu O'zkimyosanoat gehören, erzeugen Kunststoff- und Gummiwaren, Farben/Lacke, Kosmetika und Waschmittel. Die Sparte Farben/Lacke bestimmen die Betriebe Toshkent lok-bo'yoq zavodi, Lok Kolor Sintez, East-Color, UzDongjuPaint und TschP Elnur. Hauptakteure in der Kunststoffsparte sind Sovplastital, Mar Plast (Produkte für Haushalt und Industrie), Holding Mirob, Andishan-Polyethylen, Chirchiq Shanxay Plast, Polyethylen Kuvurlari, SP Horazm Mavera Plant und Elit Polimer (alle Kunststoffrohre) und Saniplast (Bewässerungssysteme). Führend in der Sparte Gummi sind 2F Technology Group, OOO Gauch und RTI (Teil des Reifenreparaturwerks Taschkent).
Öl und Gas
Der Öl- und Gasholding O'zbekneftgaz unterstehen die Raffinerien in Fergana/Altyaryk (projektierte Verarbeitungskapazität: 8,7 Mio. t/Jahr; circa 50 Produkte) und Buchara (2,5 Mio. t; zehn Erzeugnisse), die Gasreiniger und -verarbeiter GPS Mubarek (bis zu 30 Mrd. cbm, 570.000 t Gaskondensat; auch Flüssiggas- und Schwefelproduktion) und Schurtanneftegas (20 Mrd. cbm) sowie der Gaschemiekomplex Schurtan (3,9 Mrd. cbm Gebrauchsgas, 125.000 Polyethylen, 100.000 t Flüssiggas, 100.000 t instabiles Kondensat, Polypropylenrohre). Die Holding will mit ausländischen Partnern die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Olefinen und Flüssigkraftstoffen massiv ausbauen und ihre Ölverarbeiter modernisieren. Das usbekisch-russische Joint Venture Jarkurgonneftqaytaishlash verarbeitet Schweröl zu Straßenbitumen (130.000 t/Jahr und in kleinen Mengen zu Dieselkraftstoff und Heizöl). Schmierstoffe und Motoröle stellt das bulgarisch-usbekische Joint Venture Uz-Prista in Fergana her (Ausstoß 2012/13: 48.000/50.000 t).
Pharma
O'zfarmsanoat koordiniert die Tätigkeit von 84 Herstellern und Dienstleistern der Sektoren Pharmaka, medizinische Verbrauchsartikel und Verpackungen, darunter auch von drei ausländischen Firmen und 15 Joint Ventures (Marktanteil: mehr als 80%). Landesweit gibt es circa 130 Branchenakteure. Der Arzneimittelausstoß belief sich 2012 auf 250 Mrd. U.S. nach Angaben des Konzerns. Die Produktion basiert im Wesentlichen auf Importrohstoffen. Im Zeitraum 2000 bis 2012 wurden circa 150 Mio. US$ in die Branche investiert. Bis 2015/16 sollen die Kapitalanlagen laut O'zfarmsanoat auf 1 Mrd. US$ steigen. Für 2012 und 2013 ist die Umsetzung von rund 40 Projekten für 290 Mio. US$ avisiert.
Außenhandel
Der Handel Usbekistans mit Chemieerzeugnissen weist traditionell einen Importüberschuss aus. Im Mittel überstiegen die Einfuhren die Exporte 2008 bis 2012 um den Faktor 1,9. Die Branchenimporte bildeten in dem Zeitraum mit einem durchschnittlichen Anteil von 13% an den Gesamteinfuhren des Landes nach Maschinen und Ausrüstungen die zweitgrößte Warengruppe. Die wertmäßigen Auslandsbezüge legten nach einer Flaute 2009 seit 2010 wieder deutlich zu (2012: +22,3%). Für 2013 ist erneut mit einem zweistelligen Zuwachs zu rechnen.
Die Importzahlen belegen nur zum Teil die Nachfrage nach Chemieerzeugnissen in Usbekistan. Die hohe Zoll- und Abgabenbelastung (vor allem für Einfuhren von Konsumgütern) und die häufig langwierige und bürokratische Konvertierung von U.S. in Devisen drosseln die Auslandsbezüge. Dennoch legen auch die vom Volumen her noch bescheidenen Importe von Waschmitteln, Seifen, Haarwasch- und Reinigungsmitteln in den letzten Jahren sichtlich zu. Den usbekischen Chemieexport bestimmen sechs Produkte, darunter vor allem Düngemittel.
Geschäftspraxis
Hauptanlaufstelle für Standards und Zertifizierungen ist die Agentur Uzstandard (http://www.standart.uz). Arzneimittel und medizinische Erzeugnisse zertifizieren die dem Gesundheitsministerium unterstehende Hauptverwaltung für die Kontrolle der Qualität von Arzneimitteln und Medizintechnik (OSMP DWESDM), das Zentrum für Expertise und Standardisierung von Arzneimitteln sowie das nichtstaatliche Zentrum für Zertifizierung medizinischer Produkte Sof Dori.
Erste Kontaktpartner für Investoren und Ausrüstungsanbieter sind die Industriezweigvereinigungen O'zkimyosanoat und O'zfarmsanoat, die Holding O'zbekneftgaz sowie die Handels- und Industriekammer Usbekistans. Deutsche Firmen können die Beratungs-, Dienstleistungs- und Kontaktangebote der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien nutzen.
Tabellen, Zahlen und weitere Fakten zur Chemieindustrie in Usbekistan finden Sie in der Bildergalerie des Artikels.
* Quelle: Germany Trade and Invest
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