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Virtueller Wasserverbrauch von Lebensmitteln Ein Burger kostet vier Wochen Duschen

Autor Christian Lüttmann

Die Herstellung eines Burgers verbraucht mehr Wasser als vier Wochen lang täglich duschen. Warum das so ist, welche Lebensmittel das meiste Wasser verbrauchen und wieso Wasser bestenfalls grün und nicht blau ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Die Boulette beim Burger verbraucht rund 2800 Liter Wasser.
Die Boulette beim Burger verbraucht rund 2800 Liter Wasser.
(Bild: gemeinfrei, Joseph Gonzalez / Unsplash)

Würzburg – Zwei bis drei Liter Flüssigkeit sollte man pro Tag zu sich nehmen. Ein Großteil davon kommt idealerweise über das Trinken von Wasser zusammen. Schafft man die zwei Literflaschen Mineralwasser pro Tag, summiert sich das über einen Monat auf das Volumen von sechs Putzeimern. Eine durchaus beeindruckende Menge. Doch schon mit einer einzigen Tasse Kakao hat man Wasser im Wert von rund 200 Litern getrunken – virtuelles Wasser, das bei der Herstellung dieser Tasse Kakao gebraucht wird.

Tatsächlich ist Kakao das Lebensmittel, was laut www.warenvergleich.de einen der höchsten virtuellen Wasserverbräuche hat: Ein Kilogramm Kakao verbraucht bei der Produktion bis zu 27.000 Liter Wasser. Für den hohen virtuellen Wasserverbrauch einer Tasse Kakao ist allerdings vorwiegend die Milch und nicht der Kakao verantwortlich, da der Kakaoanteil in einer typischen Trinkschokolade eher gering ist. Milch verursacht zwar mit 600 Litern pro Kilogramm einen deutlich geringeren virtuellen Wasserverbrauch, ist aber Hauptbestandteil von Kakao und sorgt so für 150 der 190 Liter Wasserverbrauch pro Tasse. Die übrigen 40 Liter teilen sich der reine Kakao (27.000 L/kg) und der Zucker (920 L/kg für Zucker aus Zuckerrüben).

Der Wasserverbrauch eines Burger-Pattys

Obwohl der gewichtsbezogene virtuelle Wasserverbrauch von Kakao außergewöhnlich hoch ist, gibt es andere Lebensmittel, die im Alltag stärker zu Buche schlagen. Hier sticht besonders Rindfleisch hervor. Mit gut 15.000 L/kg ist der virtuelle Wasserverbrauch zwar lediglich halb so hoch wie der des Kakaos, Rindfleisch wird aber in deutlich größeren Mengen konsumiert.

Ein einziger Burger mit 180-Gramm-Patty bringt einen Verbrauch von fast 2800 Litern virtuellem Wasser mit sich. Und das allein durch das Rindfleisch. Zur Verdeutlichung: Würde man auf die 180 Gramm Fleisch verzichten, könnte man von dem eingesparten Wasser vier Wochen lang täglich zehn Minuten Duschen. Wer Fleisch nicht missen möchte, kann aber schon beim Umstieg auf Schweine- oder Hühnerfleisch virtuelles Wasser sparen. Hier ist der Verbrauch weniger als ein Drittel so groß wie beim Rindfleisch.

Grundsätzlich liegen Fleischprodukte sowie Eier eher im oberen Bereich des virtuellen Wasserverbrauchs. Hier mag es sich lohnen, den Konsum etwas einzuschränken oder gelegentlich eine vegetarische oder gar vegane Alternative zu probieren. So kann beispielsweise der Wechsel von Kuhmilch zu Sojamilch virtuelles Wasser sparen. Zwar haben die Sojabohnen an sich einen hohen Wasserverbrauch von 2050 L/kg, Soja-Drinks bestehen jedoch überwiegend aus reinem Wasser und haben nur einen geringen Anteil an Soja, sodass sie im Endprodukt nur noch auf den virtuellen Wasserverbrauch von 300 L/kg kommen – im Vergleich zu 600 L/kg bei Kuhmilch ist dies eine Ersparnis von 50%.

So viel Wasser kosten unsere Lebensmittel
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Grün, Blau, Grau: Die Farben des Wassers

Bei der Bewertung von virtuellem Wasserverbrauch muss man allerdings immer im Kopf behalten, dass dabei drei Wassertypen zusammengerechnet werden. Zum einen das zur Herstellung genutzte „Blaue Wasser“, etwa aus künstlicher Bewässerung. Dieses Wasser wird den natürlichen Vorräten entzogen und nicht wieder in Flussläufe und Gewässer zurückgeführt. Zum anderen ist es „Graues Wasser“, womit solches gemeint ist, das beim Herstellungsprozess verschmutzt und damit als Trinkwasser unbrauchbar gemacht wird. Ein Großteil des virtuellen Wasserverbrauchs bei Lebensmitteln ist aber i.d.R. auf „Grünes Wasser“ zurückzuführen. Dies bezeichnet natürlich vorkommendes Wasser aus Regenfällen, was von den Pflanzen aus dem Erdreich aufgenommen und bei der Atmung über die Poren wieder an die Umwelt abgegeben wird.

Der „Grünanteil“ des virtuellen Wassers liegt i.d.R. zwischen 50 und über 90% und ist auch bei Fleischprodukten sehr hoch, weil die Tiere sich von Pflanzen ernähren. Da das Grüne Wasser als Teil des natürlichen Wasserkreislaufes erhalten bleibt, ist es weniger kritisch zu sehen als Blaues oder Graues Wasser.

Für einen detaillierten Vergleich verschiedener Lebensmittel empfiehlt sich ein Blick in die Produkt-Galerie auf waterfootprint.org. Dort finden Sie weitere Informationen zum Wasser-Fußabdruck, z.B. von Tomaten, die im Ranking von www.warenvergleich.de das Lebensmittel mit dem geringsten Wasserverbrauch waren. Eine durchschnittliche Tomate kostet demnach 27,5 Liter Wasser (110 L/kg).

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