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Nahrungsergänzungsmittel im Test Essen zum Schutz vor Depression?

Autor / Redakteur: Katarina Werneburg* / Christian Lüttmann

Essen kann glücklich machen, aber schützt es auch vor Depression? In einer neuen Studie haben Ernährungswissenschaftler und Psychologen untersucht, ob Nahrungsergänzungsmittel oder eine ausgewogene Ernährung Depressionen vorbeugen. Das Ergebnis der Forscher fällt eindeutig aus, wie der folgende Beitrag zeigt.

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Eine aktuelle Studie hat die präventive Wirkung von Nahrungsergänzungsmittel gegen Depression untersucht (Symbolbild).
Eine aktuelle Studie hat die präventive Wirkung von Nahrungsergänzungsmittel gegen Depression untersucht (Symbolbild).
(Bild: Moodfood)

Leipzig – Rund 14 Millionen Menschen in Europa leiden an einer Depression. Wenn man den Zeitraum von einem Jahr betrachtet, zeigt sogar jeder Vierte – zumindest zeitweise – Anzeichen für die Erkrankung. Doch was kann helfen, dass sich aus diesen Anzeichen keine richtige Depression entwickelt? Manch einer schwört dazu auf Nahrungsergänzungsmittel, die nicht nur den Körper sondern auch die Psyche unterstützen sollen. Ob die Präparate tatsächlich als Prävention gegen Depressionen taugen und inwiefern sich ausgewogene Ernährung auf die Psyche auswirkt, hat nun eine Studie mit Beteiligung der Leipziger Universitätsmedizin untersucht.

Vitaminpille und Placebo im Vergleich

An der Studie nahmen über 1000 übergewichtige oder adipöse Personen aus vier europäischen Ländern teil. Sie hatten ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken und berichteten zu Studienbeginn über eine mindestens leichte depressive Symptomatik, aber noch keine Depression.

Die Studienteilnehmer wurden zufällig in Gruppen zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe nahm täglich ein Nahrungsergänzungsmittel ein, das aus Omega-3-Fettsäuren, Kalzium, Folsäure, Selen, Vitamin D und Zink bestand. Die andere Gruppe bekam ein Placebo-Präparat. Zudem erhielt die Hälfte aller Studienteilnehmer eine professionelle psychologische Beratung in Einzel- und Gruppensitzungen zu gesunder Ernährung und Lebensweise, mit dem Ziel, ein gesünderes Ernährungsmuster zu etablieren.

Helfen Nahrungsergänzungsmittel gegen Depression?

Nach einem Jahr endete die Testphase der Studie und die Forscher werteten die Ergebnisse aus. Dr. Elisabeth Kohls, die das Projekt an der Universität Leipzig koordinierte, erläutert das Hauptergebnis: „Die tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln über die Dauer von einem Jahr kann dem Auftreten einer depressiven Episode in der untersuchten Stichprobe nicht vorbeugen; Nahrungsergänzungsmittel wirken also nicht präventiv in Bezug auf Depression.“

In der Studie waren die Nahrungsergänzungsmittel nicht wirksamer als die Placebo-Präparate, in einigen Analysen sogar schlechter, wie die Forscherin ausführt. Und auch die professionelle psychologische Beratung zu gesunder Ernährung und Lebensweise zeigte nach Aussage der Wissenschaftler keine präventive Wirkung gegen Depression.

Einen kurzen Überblick der Studienergebnisse und eine Empfehlung für gesunde Ernährung erhalten Sie in folgendem Video der European Association for the Study of Obesity (EASO):

Die Bedeutung der Ergebnisse betont Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Leipzig und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe: „Depressionen sind schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankungen. Sie reduzieren die Lebenserwartung im Schnitt um zehn Jahre. Wie bei jeder schweren Erkrankung sollte man sich deshalb – sowohl im Bereich Vorsorge, als auch in der Therapie – auf Methoden und Behandlungen mit nachgewiesener Wirkung verlassen.“ Dazu gehören Hegerl zufolge medikamentöse Therapie und Psychotherapie, aber keineswegs Nahrungsergänzungsmittel. „ Es ist verständlich, dass Menschen nach Möglichkeiten suchen, das eigene Risiko an einer Depression zu erkranken zu reduzieren. Wir wissen jetzt, dass Nahrungsergänzungsmittel dazu eher ungeeignet sind.“

Wie Ernährung doch ein wenig helfen kann

Es gibt aber durchaus Wege, das Risiko einer Depression zu verringern. So sprechen weitere Studienergebnisse dafür, dass die tägliche Ernährung zu einer gesunden Psyche beiträgt. Genauer gesagt eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Fisch. Rotes Fleisch oder verarbeitete Fleischprodukte sollten hingegen möglichst wenig verzehrt werden. Demnach kann eine Ernährung, die Herzkrankheiten, Diabetes und anderen körperlichen Erkrankungen vorbeugt, auch das Risiko von Depressionen mindern, wie die Forscher berichten.

Originalpublikation: Mariska Bot, Ingeborg A. Brouwer, Miquel Roca et al.: Effect of Multinutrient Supplementation and Food-Related Behavioral Activation Therapy on Prevention of Major Depressive Disorder Among Overweight or Obese Adults With Subsyndromal Depressive Symptoms – The MooDFOOD Randomized Clinical Trial. JAMA. 2019;321(9):858-868; DOI: 10.1001/jama.2019.0556

* K. Werneburg, Universität Leipzig, 04109 Leipzig

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