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Studie zum Materialfußabdruck Familien mit Kindern brauchen weniger Ressourcen

Redakteur: Christian Lüttmann

Egal ob wir im Supermarkt einkaufen, mit dem Auto in den Urlaub fahren oder einfach einen Filmeabend zu Hause verbringen: Unser Leben verbraucht Ressourcen, und zwar viel mehr als uns bewusst ist. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung hat nun Zahlen ermittelt, wie hoch der Materialfußabdruck von deutschen Haushalten tatsächlich ist.

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Welchen (Material)Fußabdruck wir auf dem Planeten hinterlassen, hängt von unserem Ressourcenverbrauch ab (Symbolbild).
Welchen (Material)Fußabdruck wir auf dem Planeten hinterlassen, hängt von unserem Ressourcenverbrauch ab (Symbolbild).
(Bild: Pixabay/ PublicDomainPictures, ElisaRiva)

Mannheim – Am 1. August 2018 war ein besonderer Tag. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Welt mehr Ressourcen verbraucht, als das laufende Jahr eigentlich zur Verfügung stellt. Mit anderen Worten: Für die übrigen 152 Tage des Jahres bedienen wir uns auf Pump bei den Rohstoffen der Natur. Damit ist der „Earth Overshot Day“ in diesem Jahr früher als jemals zuvor. Wäre der Ressourcenverbrauch überall so groß wie in Deutschland, hätten wir sogar schon am 2. Mai 2018 diesen symbolischen Stichtag erreicht.

Der Materialhunger der Menschen ist also groß. Wie groß, das zeigt nun eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Dieses hat Daten aus über 44.000 Haushalten ausgewertet und daraus die jeweiligen Materialfußabdrücke für das Jahr 2008 berechnet, das heißt die Menge an Rohstoffen, die es braucht, um alle von einem Haushalt konsumierten Güter zu produzieren.

Wohlhabende Haushalte verbrauchen durchschnittlich mehr Ressourcen

Um den Materialfußabdruck von Haushalten zu bestimmen, muss nicht nur die Menge der Rohstoffe – wie etwa Biomasse, Mineralien oder fossile Energieträger – im Inland berücksichtigt werden, sondern auch die Menge der Rohstoffe, die im Ausland für Produktion und Transport der im Inland konsumierten Güter anfallen. Schränken wohlhabende Länder wie Deutschland den Konsum materialintensiver Güter ein, fällt ihr Materialfußabdruck kleiner aus. Umgekehrt gilt: Mit höherem Konsum materialintensiver Güter wächst der Materialfußabdruck.

Die Studie zeigt nun, dass der durchschnittliche Materialfußabdruck eines Haushalts in Deutschland im Jahr 2008 bei 26,99 Tonnen lag. Während 95,57 Prozent aller Haushalte hierzulande einen Materialfußabdruck von weniger als 60 Tonnen hinterlassen haben, lag er bei 0,87 Prozent aller Haushalte bei mehr als 100 Tonnen. Familien mit Kindern haben laut der Studie im Schnitt eher einen unterdurchschnittlichen Materialfußabdruck (22,07 Tonnen für zwei Erwachsene und zwei Kinder), Alleinstehende hingegen einen überdurchschnittlichen (42,06 Tonnen). Dies liegt daran, dass der Ressourcenbedarf pro Haushalt zur Vergleichbarkeit auf die zugehörigen Haushaltsmitglieder normiert wurde. Wenn mehrere Personen im selben Haushalt zusammenleben, teilen sie sich viele Ressourcen, zum Beispiel beim Heizen, Stromverbrauch oder der Wohnungseinrichtung mit Mobiliar.

Auch der Einfluss des Einkommens auf den Materialfußabdruck wurde in der Studie untersucht. Je größer das verfügbare Einkommen ist, desto mehr wächst auch der Materialfußabdruck. So hat das Viertel der Haushalte mit dem höchsten Haushaltseinkommen mit durchschnittlich 49,29 Tonnen einen Materialfußabdruck, der mehr als drei Mal so groß ist wie der des ärmsten Viertels der deutschen Bevölkerung (16,15 Tonnen).

Preiserhöhung bei Lebensmitteln lässt den Materialfußabdruck am stärksten schrumpfen

Für die Analyse wurden Daten zur Einkommens- und Verbrauchsstichprobe ausgewertet, die Konsumausgaben deutscher Haushalte für verschiedene Zwecke abbildet. Je nach Wohlstandsniveau geben die einzelnen Haushalte in Deutschland ihr Einkommen für unterschiedliche Güter aus: Während die Ausgaben für Nahrungsmittel, Wohnen, Energie und Kommunikation bei ärmeren und bei wohlhabenden Haushalten gleichermaßen groß sind, ist der Ausgabenanteil beim wohlhabendsten Viertel der Haushalte mit Blick auf Transport besonders hoch.

Die Studie untersucht weiterhin, wie deutsche Haushalte ihre Konsumausgaben an Preis- und Einkommensänderungen anpassen. Demnach wirkt sich eine Preiserhöhung bei Nahrungsmitteln am stärksten auf den Materialfußabdruck aus: Steigen die Nahrungsmittelpreise um ein Prozent, fällt der Materialfußabdruck der Haushalte um insgesamt 3,27 Millionen Tonnen. Preiserhöhungen bei Transport, Wohnen sowie Gesundheit und Bildung führen dazu, dass der Materialfußabdruck um jeweils mehr als zwei Millionen Tonnen zurückgeht. Bei Preiserhöhungen in den Bereichen Bekleidung und Kommunikation sinkt der Materialfußabdruck um weniger als eine Million Tonnen.

Optimierungsmöglichkeiten zum Ressourcensparen gibt es jedenfalls einige. Wer seinen persönlichen Materialfußabdruck wissen möchte, kann auf ein kostenloses Online-Tool zurückgreifen, das vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie unabhängig von dieser Studie entwickelt wurde. Auf www.ressourcen-rechner.de lässt sich mit 25 kurzen Fragen der eigene Ressourcenverbrauch berechnen.

Studienpapier: Frank Pothen and Miguel Angel Tovar Reaños: The Distribution of Material Footprints in Germany. Discussion Paper No. 18-022

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