Praxistag HPLC 2022 in Berlin Flüssigchromatographie: Von Experten für Anwender
Anbieter zum Thema
Berlin als HPLC-Hotspot? Bereits zum dritten Mal fand der Praxistag HPLC Jahres in Berlin statt. Mehr als 80 Teilnehmer trafen sich am 22. November 2022 in der winterlichen Landeshauptstadt, um praxisnahe Tipps für den HPLC-Laboralltag zu bekommen und sich über aktuelle Trends chromatographischer Methoden auszutauschen.

An einem besonderem – zumindest zahlentechnisch – Datum, dem 22.11.22, fand der mittlerweile 11. Praxistag HPLC im Berliner Hollywood Media Hotel statt. Mehr als 80 Teilnehmer nahmen in diesem November die Gelegenheit war, mit Experten über die Flüssgkeitschromatographie zu diskutieren und sich Tipps für den Arbeitsalltag zu holen.
Das Spektrum der HPLC-Themen war dabei sehr breit – von der (U)HPLC über multidimensionale HPLC zur Wichtigkeit von Säulen und deren Auswahl bis hin zur Methodenentwicklung. Von Spezialtechniken wie HILIC (Hydrophilic Interaction Liquid Chromatography) über den Einfluss des Wassers auf eine HPLC-Trennung bis zum Umgang mit potenziell gefährlichen Lösungsmitteln, von der Probenvorbereitung bis zur Analyse komplexer Biomoleküle.
Referenten verrieten Tipps und Tricks für den HPLC-Alltag
In seiner Keynote brachte der bekannte Chromatographie-Experte Prof. Dr. Thomas Welsch es auf den Punkt: „Ein komplexe Technik wie die HPLC bedarf einer immer wiederkehrenden Überwachung. Vor allem, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten.“ Er beschäftigte sich in seinem Vortrag mit zwei Phänomenen, die häufig bei HPLC-Trennungen anzutreffen sind: Asymetrie und Peakverbreitung. Außerhalb der Trennsäulenpackung tragen sie besonders in der UHPLC, der Trennung mit besonders kleinen Partikeln, zur Verschlechterung der Trennqualität, Auflösung und Quantifizierung bei. Er zeigte dabei mögliche Quellen für „physikalische“ Peakverbreiterung und Peakasymmetrie und gab Tipps, wie diese störenden Beiträge bei der Trennung eliminiert werden können.
Der HPLC-Spezialist Stephan Neumann von Shimdazu rückte in seinem Vortrag die Probe in den Vordergrund, denn er beschäftigte sich mit den Herausforderungen bei der Analyse von von Biomolekülen. „Gerade die HPLC-Anlage kann hier zu Problemen bei der Analyse führen“, betont der Experte. Klassische HPLC- und UHPLC-Systeme bestehen im Wesentlichen aus Stahlkomponenten, an die Biomoleküle binden können. Hieraus reslutieren Probenverluste und deformierte. Zudem enthält die mobile Phase häufig hohe Salzfrachten, die Korrosion an der Anlage mit sich bringen können.
Um diesen Effekten entgegenzuwirken, wurden in den vergangenen Jahren biokompatible und bioinerte Systeme entwickelt, die bei probenführenden Teilen auf spezielle Werkstoffe wie PEEK setzen.
Auch Kjell Kochale, Doktorand an der Universität Duisburg Essen und dem Institut für Energie- und Umwelttechnik, nahm sich der technischen Aspekte einer HPLC-Anlage an: Er stellte mehrere Lösungen für den Einsatz der multidimensionalen Flüssigchromatographie vor. Hierbei werden Fraktionen einer ersten Säulentrennung über eine zweite Trennsäule geschickt und analysiert. Mit solchen Techniken können auch komplexe Proben in einem Lauf analysiert werden. Zentrales Bauteil bei den vorgestellte Lösungen ist immer ein entsprechendes Schaltventil, das für den richtigen Fluss der Probe sorgt. Ein häufiges Problem stellt hierbei die Lösemittelinkompatibilität zwischen erster und zweiter Dimension dar. Um dieses Problem zu umgehen wurden unterschiedliche Multidimensionale Trenntechniken entwickelt über die der Vortrag einen Überblick gab.
Um das wichtigste Lösemittel in der HPLC ging es beim Vortrag von Malte Sadetzky von Veolia Water Technologies. Er beantwortete die Frage, wie wichtig die Qualität des Wassers in der HPLC ist. Er zeigte, wie und wo Reinstwasser in der HPLC-Trennung verwendet wird und mit welchen technischen Anlagen aus Trinkwasser das für die HPLC erforderliche Reinstwasser erzeugt werden kann.
Der Sicherheitsexperte Peter Rebehn von Scat Europe richtete den Blick in seiner Präsentation vor allem auf den Laboranwender. „Gerade bei der Lösemittelversorgung sehen wir in den Laboratorien immer wieder Aufbauten, die für ein Gesundheitsrisiko beim Labormitarbeiter sorgen können.“ Mit Alufolie oder Parafilm abgedichtete Lösemittelflaschen sind dabei für Rebehn ein No-go. Er präsentierte eine technische Lösung mit Verschlusskappen und gab Tipps, was man bei deren Einsatz beachten sollte. Das es bei der Laborsicherheit aber auch um Nachhaltigkeit gehen kann, zeigte er im zweiten Teil seines Vortrags. Er beschrieb in einer Beispielrechnung, wie im Rahmen der TRGS526 die Luftwechselrate reduziert werden kann und was dies für die Energiekosten bedeutet.
Dr. Kevin Brahm von YMC Europe widmete sich in seinem Vortrag dann wieder ganz der HPLC-Trennung. Er beantwortete die Frage, woran es liegen kann, wenn erhaltenen Resultate nicht immer so aussehen, wie sie sollen. Dabei gab er Einblicke in die gängigen Fallstricke und Lösungen im (U)HPLC Troubleshooting. In einer empirischen Herangehensweise können so die häufigsten Probleme in der (U)HPLC erkannt und deren möglicher Ursprung identifiziert werden. Außerdem stellte er Maßnahmen zur Fehlerbehebung, Strategien zur schrittweisen Eingrenzung der möglichen Ursachen und präventive Maßnahmen vor, die das Grundgerüst für eine erfolgreiche Pannenhilfe in der (U)HPLC darstellen.
Holger Schulz von Restek rückte in seiner Präsentation wieder die Säule und das Säulenmaterial in den Vordergrund. Die hydrophile Interaktionschromatographie (HILIC) bietet im Hinblick zur klassischen Umkehrphasenchromatographie (RP) besondere Vorteile bei der Detektion sehr polarer Substanzen. Der bei der HILIC höhere organische Bestandteil des Eluenten unterstützt die effiziente Evaporation der Lösung, was dazu führt, dass die Sensitivität verbessert und die Ionenverdrängung modifiziert wird. Restek-Experte Schulz zeigte dabei an zahlreichen Beispieltrennungen wie z. B. polaren Pestiziden oder polyfluorierten Alkylsäulen, welche Vorteile die HILIC-Trennung bietet.
Dr. Johannes Zarfl von Mettler-Toledo und Michel Elshof von Agilent Technologies gingen bei ihrer Live-Vorführung auf den ersten Schritt fast jeder Analyse ein: Die Probenvorbereitung ist ein zeitaufwändiger und fehleranfälliger Prozessteil. Die beiden Experten haben daher einen automatisierten und digitalisierten LC/GC-Workflow-Lösung präsentiert, die diese Herausforderungen angeht. Die vorgestellte Lösung erhöht die Wägegenauigkeit und überträgt Wägedaten automatisch an ein Chromatographiedaten-System, wodurch manuelle Übertragungsfehler vermieden werden.
Mit der HPLC-Methodenentwicklung beschäftigte sich dann Dr. Christopher Kuhlmann Shimadzu Deutschland in seiner Präsentation. Die Entwicklung neuer Methoden ist dabei aber weit mehr als nur die richtige mobile und stationäre Phase auszuwählen. In seinem Vortrag zeigte der HPLC-Experte wie Parameter wie pH-Wert, die Säulentemperatur oder Detektoreinstellungen die Qualität der Messungen drastisch beeinflussen können. Außerdem beschrieb er, wie softwaregestützte Methodenentwicklung funktionieren kann und warum das neben einem geringeren Ressourceneinsatz auch für eine deutliche Zeitersparnis sorgen kann.
Zum Abschluss des 11. Praxistages HPLC ist Malte Sadetzky nochmal auf das wichtige Lösungsmittel Wasser eingegangen und gab hilfreiche Tipps und Tricks im Umgang mit Wasser im Labor und speziell bei HPLC-Anwendungen. Unreines oder verunreinigtes Wasser kann dabei zu vielen typischen Fehlern führen. „Und solche Fehler treten meist unbemerkt auf“, wie der Wasserexperte betont.
Auch im kommenden Jahr findet der Praxistag HPLC wieder im Hollywood Media Hotel in Berlin statt. Das Datum ist der 8. November 2023. Hier können Sie sich für aktuelle Programm-Updates eintragen.
(ID:48834382)