Archäologie Gemüseteller im alten Westafrika
Nicht jeder mag es, aber alle sollten es essen: Gemüse. Einige Vertreter dieser Nahrungsmittel begleiten die Menschheit schon sehr lange. So hat ein internationales Forscherteam prähistorische Töpfe aus Westafrika untersucht und gezeigt: Verschiedene Blattgemüse gehören schon seit Jahrtausenden zur Esskultur in Westafrika.
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Frankfurt, Bristol/England – Es ist ein Kampf, den viele Eltern täglich kämpfen: „Iss dein Gemüse“ vs. „Ich mag das nicht“. Und er könnte schon tausende Jahre andauern. Zumindest haben Archäologen kürzlich Spuren von Blattgemüse an prähistorischem Geschirr aus Afrika nachgewiesen.
Ein Team der Goethe-Universität Frankfurt untersuchte dafür mehr als 450 Töpfe, 66 von ihnen enthielten Reste von Lipiden, also wasserunlösliche Substanzen. Im Auftrag der Frankfurter Wissenschaftler extrahierten Chemiker der Universität Bristol Lipidprofile, die Aufschluss über die verwendeten Pflanzen geben sollten. Und tatsächlich ergaben die Analysen mithilfe von Lipid-Biomarkern und stabilen Isotopen, dass verschiedene Pflanzenarten zur Herstellung von Speisen verwendet wurden.
„Diese ungewöhnlichen und hochkomplexen pflanzlichen Lipidprofile sind die vielfältigsten, die bisher (weltweit) in archäologischer Keramik gefunden wurden“, ordnet Dr. Julie Dunne von der Abteilung für organische Geochemie der Universität Bristol die Ergebnisse ein.
Es scheint mindestens sieben verschiedene Lipidprofile in den Gefäßen zu geben, was ein deutliches Indiz für die Verarbeitung verschiedener Pflanzenarten und -organe in diesen Gefäßen ist, darunter möglicherweise auch von unterirdischen Speicherorganen (Knollen) wie etwa Yams.
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Durch die archäobotanische Untersuchung von verkohlten Resten wusste man bereits einiges über die prähistorische westafrikanische Küche. Verwendet wurden demnach Perlhirse (Cenchrus americanus) und Kuhbohne (Vigna unguiculata), die ölhaltigen Früchte des Canariumbaumes (Canarium schweinfurthii) und eine „Afrikanischer Pfirsich“ genannte Frucht (Nauclea latifolia), die wegen ihrer Vielzahl von Samen an große Feigen erinnert.
Die molekulare Untersuchung der Lipidreste an den gefundenen Töpfen komplettiert nun das Bild der Nahrungszubereitung an den Fundplätzen der so genannten Nok-Kultur Westafrikas. „Die sichtbaren und unsichtbaren Reste der Nahrungszubereitung im archäologischen Sediment und in der Keramik vermitteln uns ein viel vollständigeres Bild vergangener Ernährungsgewohnheiten“, sagt die Frankfurter Archäobotanikerin Dr. Alexa Höhn. „Die neuen Belege lassen nun auf eine beträchtliche zeitliche Tiefe der westafrikanischen Küche schließen.“ Demnach reichen die Ursprünge solcher Gerichte mit Blattgemüse in Westafrika 3.500 Jahre zurück.
Originalpublikation: Julie Dunne, Alexa Höhn, Katharina Neumann, Gabriele Franke, Peter Breunig, Louis Champion, Toby Gillard, Caitlin Walton Doyle, Richard P. Evershed: Making the invisible visible: tracing the origins of plants in West African cuisine through archaeobotanical and organic residue analysis, Archaeological and Anthropological Sciences volume 14, Article number: 30 (2022); DOI: 10.1007/s12520-021-01476-0
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