Operation Lebensmittelfälschung Gestrecktes Olivenöl und „falsche“ Vanille
Ob „Natives Olivenöl extra“ oder „echte Vanille“ – nicht immer hält ein Produkt, was das Etikett verspricht. Denn unseriöse Hersteller versuchen, ihre Erzeugnisse mit billigeren Ersatzstoffen zu strecken. Diesem Lebensmittelbetrug ist eine weltweite Operation von Europol und Interpol in Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Landesbehörden auf der Spur. Die Ergebnisse der diesjährigen Untersuchung zeigen, dass besonders bei Olivenöl oft gepanscht wird.
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Berlin – Zahlreiche Manipulationen bei Olivenöl sowie bei der Deklaration natürlicher Vanille in Lebensmitteln sind bei der diesjährigen Operation Opson IX von den beteiligten deutschen Behörden aufgedeckt worden. In einer Pressemeldung teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mit, dass bei Olivenöl in der höchsten ausgelobten Qualitätsstufe „nativ extra“ minderwertigere Öle festgestellt worden sind. Unter anderem fand man Fremdöl sowie Lampantöl, das wegen seines höheren Säuregehalts über 2% nicht zum direkten Verzehr geeignet ist.
Die deutschen Lebensmittelüberwachungsbehörden überprüften von Anfang Januar bis Ende März mehr als 3600 Liter Olivenöl der Güteklasse „nativ extra“, das strenge Qualitätskriterien erfüllen muss. So ist ein Höchstgehalt von freien Fettsäuren von 0,8% vorgeschrieben sowie eine sensorische Bewertung, bei der keine Defekte festgestellt werden dürfen.
Jede vierte Kontrolle zeigt Unregelmäßigkeiten bei Olivenöl
In den 83 Kontrollen der Lebensmittelüberwachung wurde als „nativ extra“ ausgelobtes Olivenöl auf eine mögliche Verfälschung mit Olivenölen anderer Güteklassen (nativ, raffiniert, Lampantöl) hin untersucht. Zudem testeten die Behörden, ob günstigeres Sonnenblumen-, Raps- oder Sojaöl zugesetzt, mithilfe von Farbstoffen eingefärbt und als Olivenöl vertrieben wurde.
In rund einem Viertel der Fälle (19) wurden derlei Unregelmäßigkeiten nachgewiesen. Die Proben stammten von Großhändlern, Importeuren und Exporteuren, Abfüllbetrieben sowie Einzelhändlern und aus der Gastronomie. Olivenöl gehört zu den am häufigsten gefälschten Lebensmitteln, da durch Verschnitt mit Olivenölen geringerer Qualitätsstufen oder gar Ersatz durch Fremdöle hohe Gewinnspannen zu erzielen sind.
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Fast jede fünfte Probe belastet
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Teure Vanille durch synthetisches Vanillin ersetzt
In einer zusätzlichen nationalen Aktion untersuchten die Behörden vanillehaltige Erzeugnisse. Vanille gehört zu den beliebtesten, aber auch teuersten Gewürzen. Die steigende Nachfrage macht Verbrauchertäuschungen daher zu einem lukrativen Geschäft. Ziel der Aktion war es auch hier, irreführende und betrügerische Praktiken aufzudecken, etwa durch den Ersatz der ausgelobten echten Vanille durch synthetisch erzeugtes Vanillin. Dieses ist zwar identisch mit dem Hauptbestandteil des natürlichen Vanillearomas – es ist also ein so genannter naturidentischer Aromastoff – doch kommen in natürlichem Vanillearoma noch über 100 weitere Komponenten hinzu, die zu dem Gesamtsinneseindruck beitragen.
In Deutschland wurden bei 208 Kontrollen Erzeugnisse wie Vanillearomen bzw. Vanilleextrakte, Speiseeis, Feine Backwaren und Desserts sowie gemahlene Vanilleschoten untersucht. In 36 Fällen (17%) wurden Auffälligkeiten festgestellt, etwa war dort natürliche Vanille durch den preisgünstigen künstlichen Aromastoff Ethylvanillin ersetzt worden.
Ermittlungen dauern an
In einigen Fällen in Deutschland kann noch keine abschließende Bewertung der Sachverhalte erfolgen, da weitere Nachforschungen und Überprüfungen bei den Herstellern und Lieferanten im Ausland erforderlich sind. In diesen sieben Fällen, die sowohl Olivenöl als auch Vanille betreffen, wurden daher Meldungen im AAC FF-System erstellt. Das AAC FF-System ist das europäische Meldesystem für Amtshilfe und Zusammenarbeit im Bereich Lebensmittelbetrug (Food Fraud) und dient dem bilateralen Austausch zwischen den Mitgliedstaaten. Zwei Vorgänge wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
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