Grippeimpfstoff Grippeimpfstoffe ohne Hühnereier
Max-Planck-Wissenschaftler haben jetzt Wachstum, Stoffwechsel und Virusvermehrung von zwei neuen Zelllinien untersucht und deren Eignung als Wirtszellen für die Herstellung von Grippeimpfstoffen in Bioreaktoren getestet.
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Berlin – Grippeimpfstoffe werden in der Regel aus bebrüteten Hühnereiern gewonnen. Die Fachgruppe Bioprozesstechnik am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg hat jetzt anhand zweier Virentypen überprüft, ob sich die neuen Vogelzelllinien AGE1.CR und AGE1.CR.pIX als Wirtszellen für die Grippeimpfstoffherstellung eignen. Die Wissenschaftler wollen damit einen Weg für eine optimierte Produktion von Grippeimpfstoffen in Zellkulturen bahnen. Entwickelt wurden die Enten-Zelllinien von ProBioGen in Kooperation mit IDT Biologika, Dessau-Tornau.
Zwei Zelllinien für die Grippeimpfstoff-Produktion
Gegenwärtig werden als Alternative zu bebrüteten Hühnereiern MDCK-Zellen aus Hunden (Madin Darby Canine Kidney Cells), Verozellen aus der Meerkatze und PER.C6-Zellen aus humanen Zellen genutzt, um neue Verfahren zur Produktion von Grippeimpfstoffen zu etablieren.
Die Zellen der neu entwickelten Linie (AGE1.CR) wurden aus Vorläuferzellen der Netzhaut (Retinoblasten) von Embryonen der Moschusente gewonnen. Laut Angaben der Forscher bieten diese für die biopharmazeutische Anwendung den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Hühnerzellen nur wenige virale Elemente im Erbgut tragen. Das Risiko von unvorhergesehenen Veränderungen in der Zelle während der Produktion soll so minimiert werden. Darüber hinaus wurde ihre Herkunft eindeutig dokumentiert, als sicher eingestuft und sämtliche bisherigen Arbeitsschritte und Passagen dokumentiert. Die Entenzellen sprechen auf mehrere Viren an, z.B. Influenza-Viren, stark abgeschwächte, modifizierte Pockenviren (MVA-Viren) sowie Tollwut- oder Herpesviren.
Vorteile bei der Produktion
Die neuen Zellen wachsen in Suspension und benötigen kein Serum, das teuer ist und zu unerwünschten Kontaminationen mit Fremderregern führen kann. Verfahren, die auf Serum-freiem Medium basieren, sind zudem reproduzierbarer.
Der Zelllinie AGE1.CR enthält ein zusätzliches Gen, das die Virusausbeute steigern soll. „Wir konnten also zwei Zelllinien vergleichen - die ursprüngliche und die modifizierte (AGE1.CR.pIX). Wir haben untersucht, unter welchen Bedingungen sich Zellen und Viren optimal vermehren und welche Prozessparameter für die Impfstoffherstellung entscheidend sind“, sagt Udo Reichl, Direktor am Max-Planck-Institut Magdeburg und Leiter der Fachgruppe Bioprozesstechnik.
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