Rebsorten optimieren Gute Gene lassen Weinreben dem Klimawandel trotzen
In wenigen Tagen beginnt für die deutschen Winzer eine entscheidende Phase: Ab Mitte September startet die Weinlese 2016. Veränderte klimatische Bedingungen mit immer häufiger auftretenden Starkwetter-Ereignissen bereiten den Weinbauern aber Sorgen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern wollen sie nun Rebsorten molekularbiologisch untersuchen, um diese besser auf den Klimawandel einzustellen.
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Bielefeld – 20 Grad im März und Frost im Mai – das kam in den vergangenen Jahren immer häufiger vor. Grund dafür ist der Klimawandel. Für den Weinanbau kann das schwerwiegende Folgen haben: Wenn die Weinreben zu früh im Jahr blühen oder von Spätfrost überrascht werden, tragen sie im Herbst keine Trauben. Forschende der Universität Bielefeld arbeiten an Erkenntnissen, die helfen sollen, Weinreben klimatauglich zu machen. Damit sollen sie künftig zum richtigen Zeitpunkt im Jahr blühen und dem Klimawandel trotzen.
Molekulare Ebene der Weinreben untersucht
Die Forschenden untersuchen dazu die molekulargenetische Ebene der Weinreben. Das ist die Ebene, die unter anderem auch den Blühzeitpunkt bestimmt. 50 bis 80 Gene sind vermutlich dafür entscheidend. „Wie diese Gene in der Weinrebe zusammen wirken, dazu gibt es bisher wenig bis gar keine Erkenntnisse“, erklärt Professor Dr. Bernd Weisshaar. Deshalb haben er und sein Team es sich zur Aufgabe gemacht, die entscheidenden Gene zu finden und ihre Wechelwirkungen so zu beschreiben, damit man mit ihnen in der Rebenzüchtung arbeiten kann.
Ziel der Arbeiten ist, bereits vorhandene Gene neu zu kombinieren, und zwar so, dass die Weinreben besser auf die neuen Herausforderungen des Klimas eingestellt sind. „Die klassischen Rebsorten, so wie sie bisher angebaut wurden, haben dem Klimawandel wenig entgegenzustellen“, sagt Weisshaar. „Reben traditionell neu zu züchten, dauert mehr als 30 Jahre, also viel zu lange.“ Die molekulargenetische Unterstützung hat laut Weisshaar einen entscheidenden Vorteil: „Im Moment muss an erwachsenen Reben getestet werden, ob eine Züchtung erfolgreich war. Das ist aber sehr zeit- und kostenaufwändig. Unser Ziel ist, dass wir an Keimlingen testen, also keine erwachsenen Pflanzen mehr für die Zuchtauswahl brauchen. Wir wollen die Keimlinge aussuchen können, die unseren Kriterien entsprechen. Damit sparen wir enorm viel Geld und Zeit.“
Die Forschung ist Teil des interdisziplinären Verbundprojektes „novisys“ (Neue Anbausysteme für nachhaltigen Weinbau; Englisch: Novel Viticulture Systems for sustainable Produktion and Products), welches vom BMBF gefördert wird. Ein wichtiger Partner ist das Julius Kühn-Institut, Fachinstitut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen.
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