Leibniz-Preis Jenaer Wirkstoff-Fahnder erhält Leibniz-Preis
Der Natur ihre wirksamsten Mittel gegen Krankheiten zu entlocken, ist das erklärte Ziel des Jenaer Naturstoff-Forschers Prof. Dr. Christian Hertweck. Nun ist er für seine Erfolge auf diesem Gebiet mit dem Gottfried Willhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet worden.
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Bonn, Jena – Aus insgesamt 136 Vorschlägen Leibniz-Preise 2015 wurde neben sieben weiteren Preisträgern der Jenaer Prof. Dr. Christian Hertweck ausgewählt. Die Begründung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Prof. Hertweck hat mit seinen Forschungen zu bioaktiven Naturstoffen wesentliche Impulse für das bessere Verständnis und für die Gewinnung von Wirkstoffen gegeben, wofür er nun den Leibniz-Preis erhält.
Neuen Wirkstoffen auf der Spur
Im Mittelpunkt seiner Arbeiten stehen kleine hochkomplexe organische Moleküle, die durch mikrobielle Biosynthese hergestellt werden und einen größtenteils noch „ungehobenen" Schatz an potenziellen therapeutischen Wirkstoffen darstellen, so etwa für Antibiotika und Krebsmedikamente. Auf diesem Feld konnte Hertweck zahlreiche neue genetische Determinanten für Naturstoffe entdecken und neue Methoden zur Erschließung solcher Stoffe aus anaeroben Bakterien, Endosymbionten und anderen Quellen entwickeln, bei denen dies zuvor nicht möglich war.
Hertwecks Arbeiten haben jedoch nicht nur die Chancen auf neue Wirkstoffe enorm vergrößert, sondern zugleich auch die Grundlagenforschung erheblich vorangetrieben. So untersuchte er etwa, welche Rolle Naturstoffe als Informationsträger in mikrobiellen Interaktionen und Symbiosen spielen, was sowohl für das Verständnis des globalen Ökosystems und damit für die Ökologie als auch etwa des Ökosystems des menschlichen Darms und damit für die medizinische Forschung und den klinischen Alltag von großer Bedeutung ist.
Arbeiten zum Gift Rhizoxin und Wirkstoff Closthioamid
Ein beeindruckendes Beispiel auf diesem Gebiet sind Hertwecks Arbeiten zum Toxin Rhizoxin, das in der Landwirtschaft die Reispflanzen schädigt und zugleich in der Medizin ein Ausgangspunkt für ein potenzielles Antikrebsmittel sein kann. So konnte Prof. Hertweck und sein Team beweisen, dass symbiotische Bakterien, die im Inneren der Pilzzellen leben, Toxine produzieren. Er zeigte, dass der Reisfäule-verursachenden Pilz „Rhizopus microsporus“ endosymbiotische Bakterien der Gattung „Burkholderia“ enthält, die für die Bildung des Giftes Rhizoxin gegen die Reispflanzen verantwortlich sind.
Zudem entdeckte der Jenaer Professor eine völlig neue Antibiotika-Familie bei Bakterien, die nur in Sauerstoff-freier Umgebung gedeihen können. Bislang nahm die Fachwelt an, dass solche Bakterien aus Energiemangel nur unbedingt lebensnotwendige Substanzen produzieren. Mit dem neu entdeckten Wirkstoff Closthioamid wurde dieses Dogma widerlegt. Closthioamid wurde erst gebildet, als das Team des Preisträgers die natürlichen Lebensbedingungen des Bakteriums im Labor simulierten.
Zum Preisträger
Jahrgang 1969, studierte Christian Hertweck in Bonn Chemie und wurde am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena promoviert. Als Postdoktorand forschte er an der University of Washington/Seattle, bevor er von 2001 bis 2005 wiederum in Jena am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) eine Nachwuchsgruppe leitete. Prof. Hertweck hat seit 2006 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena den Lehrstuhl für Naturstoffchemie inne und leitet zugleich die Abteilung Biomolekulare Chemie am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI).
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