Forschung zu Artensterben in der Mittelmeerregion Klimawandel bedroht Süßwasserfische
Die Fische in Europa leiden unter den Folgen des Klimawandels. Wie ernst die Bedrohung durch steigende Temperaturen für die Süßwasserfische in den Mittelmeerregionen ist, zeigt nun eine neue Studie eines internationalen Forscherteams.
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Berlin – Fische in Binnengewässern haben in Zeiten des Klimawandels mit ganz besonderen Herausforderungen zu kämpfen: Trockenfallende Gewässer, schwankende Wasserstände und vor allem steigende Wassertemperaturen werden vielen Arten in Zukunft zu schaffen machen – die Fischvorkommen schrumpfen, ganze Fischarten sterben aus. Laut Roter Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist etwa ein Drittel der Süßwasserfischarten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Damit gehören Süßwasserfische zu den am stärksten gefährdeten Arten weltweit.
Fangquoten allein reichen nicht zur Rettung der Bestände
Ein internationales Forscherteam um Ivan Jaric – Wissenschaftler an der tschechischen Akademie der Wissenschaften – untersuchte, welche Arteigenschaften mit der Sensibilität für den Klimawandel einhergehen. „Die drohende Krise in den Binnengewässern lässt sich nicht durch eine Fangquote lösen. Management- und Schutzprogramme der Fischvorkommen in Europa müssen die zukünftigen Veränderungen der Lebensbedingungen berücksichtigen. Dabei gilt es, Regionen und Arten zu identifizieren, auf die der Klimawandel besonders einwirkt“, sagt Jaric.
Insgesamt analysierten die Forschenden 443 verschiedene europäische Süßwasserfischarten. Das Team stellte anhand der Daten eine Liste mit besonders empfindlichen Fischarten zusammen. Demnach sind in Europa vor allem Arten vom Klimawandel bedroht, die in der Mittelmeerregion leben. Fische in extremen Lebensräumen, die durch Hitze und Trockenheit charakterisiert sind, zeigen sich besonders anfällig gegenüber einer weiteren Verschärfung der Lebensbedingungen. Die am stärksten bedrohten Süßwasserfischarten in Europa kommen vor allem aus Griechenland, aber auch aus Spanien oder Portugal.
Kleine Fische sind oft besonders gefährdet
Außerdem haben die bedrohten Fische auf der Liste meist eine geringe kommerzielle und fischereiliche Bedeutung. „Die empfindlichsten Arten haben oft eine geringe Körpergröße, gehören zu den seltenen Arten mit kleinem Verbreitungsgebiet und haben daher nicht unbedingt eine direkte wirtschaftliche Relevanz. Sie spielen mitunter aber eine wichtige Rolle in den Nahrungsnetzen und in den Ökosystemen. Ich würde mir wünschen, dass Managementmaßnahmen nicht nur die Fischerei, sondern den Erhalt der Lebensgemeinschaften und der komplexen Leistungen für Natur und Mensch im Fokus haben“, sagt Gregor Kalinkat vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Mitautor der Studie.
Die Ergebnisse sind den Forschern zufolge ein eindeutiges Signal dafür, Maßnahmen für den Schutz von durch den Klimawandel bedrohten Fischen in Europa besonders auf die Mittelmeerregion zu konzentrieren.
Originalpublikation: Jarić I, Lennox RJ, Kalinkat G, Cvijanović G, Radinger J: Susceptibility of European freshwater fish to climate change: Species profiling based on life‐history and environmental characteristics. Glob Change Biol. 2019;25:448–458; DOI: 10.1111/gcb.14518
(ID:45697993)