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Performance aus Kunst und Wissenschaft Kunstprojekt: Zellen begehen Selbstmord

Redakteur: Dipl.-Chem. Marc Platthaus

Was passiert, wenn das Publikum einer Kunst-Performance über Leben und Tod von Zellen entscheiden kann? Dieser Frage geht die Gruppe „Arts in Medicine“ in ihrem neuesten Kunstprojekt nach.

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Arbeitsgruppe Arts in Medicine vom Zentrum für Public Health schafft „Währung, die lebt“
Arbeitsgruppe Arts in Medicine vom Zentrum für Public Health schafft „Währung, die lebt“
(Bild: Meduni Vienna)

Wien/Österreich – Die Arbeitsgruppe „Arts in Medicine“ am Zentrum für Public Health beschäftigt sich mit der beziehungsgestaltenden Dimension einer „Währung, die lebt“, und greift damit das hochaktuelle Abhängigkeitsverhältnis von Leben, Genetik und Wirtschaft auf. Die bei der Ars Electronica ausgezeichnete Performance wird derzeit international an renommierten Zentren präsentiert.

In der von der Ars Electronica ausgezeichneten Arbeit „Hare’s Blood +“ der Gruppe (Klaus Spiess/Meduni Wien, Lucie Strecker/Universität für Angewandte Kunst Wien, Jens Hauser/Universität Kopenhagen und Mark Rinnerthaler/Universität Salzburg) besteht die Währung aus lebenden Hefezellen, in die das für die Apoptose verantwortliche Gen Katalase aus Hasenblut, das Joseph Beuys in den 70er-Jahren für eine 200er-Kunst-Edition verwendet hatte, kloniert wurde. Die Zellen begingen in einer Auktion Selbstmord, wenn das Kunstpublikum zu stark auf das lebende Kunstwerk spekulierte.

Publikum lässt Zellen sterben

In der aktuellsten weiterführenden Arbeit „XCurrencies“ der Gruppe kann sich nun das Publikum verschulden, wenn es zu riskante Termingeschäfte (Futures) mit der lebenden Währung eingeht. In einer Zusammenarbeit mit dem UCLA Art|Sci Center erweiterte dazu die Arbeitsgruppe das genetische DNA-Alphabet (ACTG) lebender Hefezellen um zwei weitere Nukleobasen zu einem so genannten unnatürlichen xenobiologischen System. Zwischen den Bereichen wurde jeweils eine so genannte „Firewall“ eingerichtet, die sowohl in der spekulativen Finanzwirtschaft wie in der Xenobiologie die natürlichen, lebenden vor den unnatürlichen Systemen schützen soll. Die bei dieser Performance gesammelten Erfahrungen sollen Zusammenhänge aufdecken, erklärt Klaus Spiess: „Das Publikum soll durch die Teilnahme an den Finanzgeschäften mit der lebenden Währung aktiv in Risiken und gegenseitige Abhängigkeiten von Leben, Kunst und Wirtschaft Einblick bekommen.“

Die Auftritte der Gruppe im Überblick

Die Arbeiten der Gruppe sind mittlerweile international maßgeblich in Art&Science-Ausstellungen und bei Performance-Festivals repräsentiert. Nach dem Beall Center an der UCI werden sie derzeit an der Onassis Cultural Foundation in Athen (bis 16. Januar 2017) gezeigt, sowie am UCLA Art|Sci Center (seit 12. Januar 2017), und anschließend am Bemis Center for Contemporary Arts in Omaha (2. Februar bis 2. April 2017). Außerdem wird die Gruppe am renommierten Click Festival in Kopenhagen (20./21. Mai 2017) vertreten sein.

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