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Immunsystem Magnesium boostert Immunzellen im Kampf gegen Krebs

Quelle: Pressemitteilung

Magnesiumtabletten sind möglicherweise nicht nur gegen Muskelkrämpfe hilfreich, sondern sogar gegen Krebs. Zumindest zeigt eine neue Studie von Forschern der Uni Basel, dass eine lokal erhöhte Magnesiumkonzentration körpereigene Immunzellen für den Kampf gegen Tumorzellen aktiviert. Die klinische Relevanz des Effekts muss aber noch geprüft werden.

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Immunfluoreszenzmikroskopie: T-Zellen (blau) greifen Krebszellen (grau) an, indem sie über ihr Oberflächenprotein LFA-1 an sie binden. LFA-1 braucht Magnesium, um eine aktive, langgestreckte Form einzunehmen (aktives LFA-1 in rot).
Immunfluoreszenzmikroskopie: T-Zellen (blau) greifen Krebszellen (grau) an, indem sie über ihr Oberflächenprotein LFA-1 an sie binden. LFA-1 braucht Magnesium, um eine aktive, langgestreckte Form einzunehmen (aktives LFA-1 in rot).
(Bild: J. Lötscher et al., Cell, 2022)

Basel/Schweiz – Magnesium gehört zu den essenziellen Biofaktoren: der Körper braucht es, um beispielsweise bestimmt Enzyme zu aktivieren. Er kann Magnesium aber nicht selbst herstellen, weshalb es über die Nahrung aufgenommen werden muss. Weil das je nach Art der Ernährung mal besser mal schlechter gelingt, haben manche Menschen einen Magnesiummangel, der sich gesundheitlich auswirken kann. Typische Symptome sind Muskelkrämpfe, Schwindel oder Durchblutungsstörungen.

Sogar Infektionen und Krebs können mit einem Magnesiummangel zusammenhängen. Aus früheren Studien weiß man bereits, dass sich Krebsgeschwüre schneller im Körper von Mäusen ausbreiten, wenn die Tiere eine magnesiumarme Ernährung erhalten. Auch ihre Abwehrkräfte gegen Grippeviren waren beeinträchtigt. Wie genau dieser Mineralstoff das Immunsystem beeinflusst, war bisher jedoch wenig erforscht.

Besonderer Immuneffekt von Magnesium

Forscher um Prof. Dr. Christoph Hess vom Departement Biomedizin der Universität und der Universitätsklinik Basel haben mit Kollegen der Universität Cambridge entdeckt, dass T-Zellen entartete oder infizierte Zellen nur in magnesiumreicher Umgebung wirksam eliminieren können. Konkret spielt Magnesium eine Rolle für die Funktion eines Oberflächen-Proteins der T-Zellen namens LFA-1.

LFA-1 funktioniert als Andockstelle, welche für die Aktivierung von T-Zellen wichtig ist. „Im Ruhezustand ist diese Andockstelle jedoch quasi zugeklappt und kann daher infizierte oder entartete Zellen nicht effizient binden“, erklärt Hess. „Hier kommt das Magnesium ins Spiel: Ist Magnesium in der Umgebung der T-Zellen in ausreichender Menge vorhanden, bindet es an LFA-1 und sorgt dafür, dass das Protein in offener Position verbleibt und somit aktiv sein kann.“

Klinischer Einsatz noch zu prüfen

Die Erkenntnis, dass Magnesium für die Funktion von T-Zellen essenziell ist, hat potenziell große Relevanz für moderne Immuntherapien gegen Krebs: Diese zielen darauf ab, das Immunsystem – insbesondere cytotoxische T-Zellen – gegen die Krebszellen zu mobilisieren. Die Forscher haben in experimentellen Modellen gezeigt, dass die Erhöhung der lokalen Magnesiumkonzentration in Tumoren die Immunantwort der T-Zellen gegen Krebszellen verstärkte.

„Um diese Beobachtung klinisch prüfen zu können, suchen wir nun Wege, die Konzentration von Magnesium in Tumoren gezielt zu steigern“, berichtet Christoph Hess. Dass solche Strategien erfolgversprechend sind, zeigen weitere Analysen des Teams: Anhand von Daten aus bereits abgeschlossenen Studien mit Krebsbetroffenen wiesen die Wissenschaftler nach, dass Immuntherapien bei Patienten mit zu tiefen Magnesiumspiegeln im Blut schlechter wirkten.

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Ob eine regelmäßige Magnesiumeinnahme allgemein einen Einfluss auf das Krebsrisiko hat, lasse sich aufgrund der bisherigen Daten aber noch nicht beantworten, sagt Dr. Jonas Lötscher, Erstautor der Studie. „Als nächsten Schritt planen wir prospektive Studien, um den klinischen Effekt von Magnesium als Katalysator des Immunsystems zu prüfen.“

Originalpublikation: Jonas Lötscher et al.: Magnesium sensing via LFA-1 regulates CD8+ T cell effector function, Cell (2022); DOI: 10.1016/j.cell.2021.12.039

(ID:47950168)