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Eine Stammsammlung von „Überlebenskünstlern“
Der Kern der besonderen Sammlung besteht aus etwa 300 Bakterienstämmen, die aus den Reinräumen isoliert wurden. Alle Bakterien gehören der Risikogruppe 1 oder 2 an. Ein großer Anteil an Isolaten ist den Gram-positiven Bakterien zuzuordnen, wobei hier Sporenbildner aus der Gattung Bacillus sowie Micrococcus und Staphylococcus vertreten sind. Bei den Gram-negativen Bakterien kommen vor allem die Gattungen Acinetobacter, Pseudomonas und Stenotrophomonas vor.
Kürzlich konnte die ESA Stammsammlung um weitere 60 Isolate dieser Gattungen ergänzt werden. Diese stammen ursprünglich von Probenahmen aus den Jahren 2003 und 2004, die in einem ESA-Projekt in Zusammenarbeit von DLR und DSMZ bei den Missionen SMART-1 (interplanetare Raumsonde mit Ionenantrieb, Mondmission) und ROSETTA (Raumsonde zur Erforschung von Kometen) in Noordwijk und Kourou durchgeführt worden sind. Weitere fünf Reinraumisolate wurden vom NASA Jet Propulsion Laboratory (USA) zur Verfügung gestellt.
Etwa 30 Prozent der Mikroben in der ESA-Sammlung sind bisher auch noch unbekannt und werden nun für Forschungszwecke bereitgestellt. Einige wurden erst vor kurzem beschrieben wie Paenibacillus purispatii (DSM 22991) oder Tersicoccus phoenicis (KO_PS43, DSM 30849), ein Vertreter einer neuen bakteriellen Gattung.
Bedeutung der ESA-Stammsammlung
Die Sammlung von extremotoleranten Mikroben, die an das komplizierte künstliche Biotop der Reinräume angepasst ist, bietet eine sehr wertvolle und nützliche Quelle für die Industrie und Forschung. Für die ESA ist diese Sammlung ein essentielles Hilfsmittel, um das Biokontaminationspotential von Reinräumen einzuschätzen und um neue biologische Kontaminationskontrollen und Desinfektionsstrategien zu überprüfen. In den nächsten drei Jahren soll die Sammlung um weitere extremotolerante Bakterienisolate ergänzt werden, die für Industrie und Forschung von Interesse sein könnten.
Hier geht es direkt zur Stammsammlung.
Originalveröffentlichung:
[1] Moissl-Eichinger C, Rettberg P, Pukall R. (2012). The first collection of spacecraft-associated microorganisms: a public source for extremotolerant microorganisms from spacecraft assembly clean rooms. Astrobiology 12(11):1024-1034.
[2] Stieglmeier M, Rettberg P, Barczyk S, Bohmeier M, Pukall R, Wirth R, Moissl-Eichinger C. (2012). Abundance and diversity of microbial inhabitants in European spacecraft-associated clean rooms. Astrobiology 12(6):572-585.
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