Blütenpollen im Röntgenlicht (Wissenschaftsbild des Tages)
Seit den Arbeiten der Wissenschaftler Santiago Ramón y Cajal und Fridtjof Nansen im 19. Jahrhundert hält sich die Theorie, dass Nervensysteme aus diskreten Einzelzellen bestehen. Die Gegenthese lieferte damals Camillo Golgi: Er nahm an, dass die Neuronen innerhalb eines Nervensystems als ein kontinuierliches Netzwerk miteinander verbunden sind. Cajal und Golgi teilten sich 1906 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, obwohl sie während ihrer gesamten Karriere erbitterte Konkurrenten waren.
Erst mit der Erfindung des Elektronenmikroskops in den 1950er Jahren identifizierten Forscher neuronale Verbindungen (heute bekannt als Synapsen) der einzelnen Nervenzellen und bewiesen damit Cajals Theorie.
Viele Jahrzehnte später hat nun aber auch Golgis Ansatz neue Belege erhalten:
Forscher des Michael Sars Centre der Universität Bergen und der Oxford Brookes University haben das Nervensystems von Rippenquallen (Ctenophoren; im Bild: Mnemiopsis leidyi) mittels 3D-Elektronenmikroskopie untersucht. Dabei entdeckten sie eine außergewöhnliche Architektur: ein kontinuierliches neuronales Netzwerk, so wie es einst von Golgi postuliert wurde. Die neuen Erkenntnisse stellen damit das Verständnis von Nervensystemen und ihrer Entwicklung erneut zur Diskussion.
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Wissenschaftsbild des Tages vom 2.5.2023 (Alexandre Jan)