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Laborplanung Neubau für Exzellenzforschung

Redakteur: Dipl.-Chem. Marc Platthaus

Das Rudolf-Virchow-Zentrum wird seit 2001 von der Deutschen Forschungsgesellschaft als Exzellenzzentrum gefördert. Ein gemeinsamer Neubau mit dem Institut für molekulare Infektionsbiologie soll die Spitzenforschung in Würzburg weiter garantieren.

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Am 8. Oktober 2009 wurde in Würzburg der neue Sitz für das Institut für molekulare Infektionsbiologie und das Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) der Universität Würzburg feierlich eingeweiht. Die beiden Institute verbinden Spitzenforschung und Lehre und zählen zu den wichtigsten ihrer Art in Deutschland. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der interdisziplinären Kooperation zwischen Biologie, Medizin, Pharmazie, Chemie und Physik. Die neue bauliche Einheit aus einem neuen Baukörper und einem denkmalgeschützten Altbau erlaubt den beiden Instituten erstmals die gemeinschaftliche Nutzung von Räumen und modernsten Laboreinrichtungen. Die Gesamtfläche des Neubaus beträgt rund 10 000 Quadratmeter, mehr als 4700 davon entfallen auf Labors. Der Bund und das Land Bayern teilten sich die Baukosten von 78 Millionen Euro. Die klare Architektur von Gerber Architekten orientiert sich an den komplexen technischen Anforderungen der Institute, an der abgestuften Öffentlichkeit von Forschung und Lehre sowie am kommunikativen Austausch, der für Wissenschaft und Forschung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der Neubau wurde vom Dortmunder Büro Gerber Architekten realisiert, das bereits zahlreiche Labor- und Institutsbauten in Deutschland geplant hat.

Exzellenzforschung

Gegründet wurde das Rudolf-Virchow-Zentrum im Jahr 2001. Es war damals eines der bundesweit ersten drei Exzellenzzentren, die nach einem harten Wettbewerb finanziell von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurden. Zwei Begutachtungen hat das Zentrum unter der Leitung von Professor Martin Lohse seitdem erfolgreich bestanden. Derzeit befindet es sich in der dritten Förderperiode, für welche die DFG bis 2013 insgesamt 27,5 Millionen Euro bereitstellt. In den Bereichen Nachwuchsgruppeninstitut, Kernzentrum und Forschungsprofessuren arbeiten Arbeitsgruppen auf dem Gebiet der Schlüsselproteine. Das RVZ arbeitet eng mit den Fakultäten für Biologie und Medizin zusammen. Es verbindet Spitzenforschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Das Institut für molekulare Infektionsbiologie wurde 1993 als interdisziplinäre Einrichtung an der Fakultät für Medizin der Universität Würzburg gegründet.

Ein vorrangiges Ziel war die Verbindung zwischen Medizin- und Biologiefakultät; darüber hinaus besteht eine enge Kooperation mit den Fakultäten für Pharmazie, Chemie und Physik. Die Forschungsarbeit des Instituts zielt darauf, fundamentale Aspekte von Infektionsprozessen zu ergründen; Arbeitsgruppen untersuchen molekulare Aspekte von Infektionen, verursacht durch Bakterien, Parasiten und Pilze. Die Institutsmitglieder stellen biologische Probleme von Infektionskrankheiten im Rahmen von Vorlesungen, Seminaren und praktischen Kursen insbesondere für Studenten der Biologie, aber auch der Medizin und Zahnmedizin vor. Das Institut für molekulare Infektionsbiologie ist eingebunden in die Gründung einer International Graduate School an der Universität Würzburg. Der Nutzung entsprechen die hohen architektonischen und technischen Anforderungen bei der Planung des Neubaus, in dem sensibelste Laboreinrichtungen gemäß aktueller Forschungsbedingungen in Biologie, Medizin und Nachbardisziplinen geschaffen wurden. Zugleich galt es, die besondere Bedeutung kommunikativer Aspekte in der interdisziplinären Forschung sowie das fruchtbare Nebeneinander von Forschung und Lehre zu fördern.

  • Auf Seite 2 geht es um die neuen Labors des Instituts

Kommunikative Architektur

Der im Wettbewerb 2004 siegreiche Entwurf von Gerber Architekten ergänzt den denkmalgeschützten Altbau der ehemaligen Chirurgie des Luitpoldkrankenhauses um einen Riegel zur lang gestreckten Anlage. Durch die Anordnung des Neubaus entstand im Zentrum ein neuer Innenhof, der durch einen Hörsaalkubus in zwei Hälften geteilt wird. Die östliche Hoffläche wird zur glasgedeckten Eingangs- und Kommunikationshalle, die neben dem neuen Hörsaal und den Seminarräumen auch den denkmalgeschützten Hörsaal im Altbau erschließt. Als niedrig temperierte Halle dient sie zugleich zur natürlichen Entlüftung und trägt als Klimapuffer zur energetischen Nachhaltigkeit des Gebäudes bei. Die westliche Hofhälfte erhielt im Gegensatz dazu einen nicht-öffentlichen Charakter. Als offenes begrüntes Atrium ist sie den ruhigeren Räumen der Wissenschaftler zugeordnet und lädt zum wissenschaftlichen Austausch und zur Entspannung ein.

Modernste Laborplanung

Doch überall wo Naturwissenschaften zum Forschungsfokus gehören, sind die Labore zentraler Gebäudebestandteil: Sie sind im Neubau sowie im Westflügel des Altbaus angeordnet. Realisiert wurden Labore mit einer Hauptnutzfläche von mehr als 4700 Quadratmetern, darunter S3-Labore für die Arbeit mit hochinfektiösem Material unter höchsten Sicherheitsbedingungen, Isotopen-Laborflächen. Daneben gibt es Bereiche, in denen physikalische Mikroskopie (inklusive zweier Lasermikroskope), Massenspektrometrie und Strukturbiologie mit NMR-Spektrometern betrieben werden kann. Die umfangreiche Medienversorgung und technische Erschließung der Labore erfolgt über eine auf dem Dach angeordnete Technikzentrale. Zentrale Schächte sichern niedrige Kosten für den Energietransport und ermöglichen größte Flexibilität.

Die Labore wurden als zweibündige Anlage geplant, mit kurzen Wegen zwischen Laborarbeitsplätzen, Nebenräumen und Dokumentations- und Auswertezonen im Fassadenbereich. Die Zonierung in den Laboren verbindet höchste Sicherheitsanforderungen mit kommunikativen Bedürfnissen, visuelle Verbindungen mit Konzentration.

Forschung mit Perspektive

Der Neubau behebt nach Aussagen der Verantwortlichen Defizite an den ehemaligen Standorten der beiden Institute. Er eröffnet mit einer auf moderne Nutzungsflexibilität ausgerichteten Architektur Zukunftsperspektiven für die interdisziplinäre Zusammenarbeit im internationalen Maßstab.

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