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Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Feinstaub Schmutzige Luft ist Gift fürs Herz

Autor / Redakteur: Oliver Kreft* / Christian Lüttmann

Dass Luftverschmutzung nicht gesund ist, kann sich jeder denken. Doch die Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und unterschiedlichen Krankheitsbildern sind so komplex wie die Luftzusammensetzung selbst. Ein internationales Team mit Beteiligung der Universitätsmedizin Mainz hat nun untersucht, wie genau sich verschmutzte Luft auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt.

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Feinstaub aus Industrie, Straßen- und Flugverkehr sowie Landwirtschaft belastet die Luft und führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Feinstaub aus Industrie, Straßen- und Flugverkehr sowie Landwirtschaft belastet die Luft und führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
(Bild: gemeinfrei (pixino) / CC0 )

Mainz – Mehr als vier Millionen Todesfälle weltweit sind nach Angaben der WHO eine Folge der Luftverschmutzung im Freien. Knapp 60 Prozent davon entstehen als Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieser große Prozentsatz an Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat eine internationale Expertengruppe aus Deutschland, England und den USA veranlasst, die negativen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gefäßfunktionen in einem Übersichtsartikel zu analysieren.

Zentrale Forschungsfragen waren hierbei, welche Bestandteile der Luftverschmutzung (Feinstaub, Ozon, Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid) besonders schädlich für das Herz-Kreislauf-System sind und über welche Mechanismen die Gefäße geschädigt werden. „Zusammenfassend kann man feststellen, dass – in Bezug auf die gefäßschädigende Wirkung der Luftverschmutzung – der Feinstaub eine herausragende Rolle spielt“, kommentiert Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel vom Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz.

Stärkere Auswirkung als Herzinfarkt

Bei ihrer Untersuchung fiel den Wissenschaftlern eine Verschmutzungsart auf, die stärker als andere Bestandteile die Gesundheit gefährdet: Ultrafeinstaub. „Dieser hat die Größe eines Virus. Wenn der Ultrafeinstaub inhaliert wird, dann geht er über die Lunge sofort ins Blut, wird von den Gefäßen aufgenommen und bewirkt lokal eine Entzündung. Das bedingt letztlich mehr Atherosklerose (Gefäßverkalkung) und führt somit zu mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Herzinfarkt, akuter Herzinfarkt, Herzschwäche oder auch Herzrhythmusstörungen“, erklärt Münzel.

„Interessant ist sicher auch die Tatsache, dass in Bezug auf die viel diskutierten Dieselabgase in erster Linie der entstehende Feinstaub und nicht das Stickstoffdioxid (NO2) negative Auswirkungen auf die Gefäßfunktion hat“, ergänzt der Kardiologe.

Emissionsreduktion aus allen Quellen nötig

„Die Feinstaubteilchen werden hauptsächlich in der Atmosphäre chemisch aus Emissionen von Verkehr, Industrie und Landwirtschaft gebildet. Um niedrige, gesundheitlich unbedenkliche Konzentrationen zu erreichen, müssen die Emissionen aus all diesen Quellen reduziert werden“, mahnt Prof. Dr. Jos Lelieveld vom Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie.

„In Zukunft werden wir intensiv gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Chemie die Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch die Luftverschmutzung insbesondere in Kombination mit (Flug)Lärm bedingt sind, erforschen“, fügt Münzel hinzu.

Originalpublikation: Thomas Münzel, Tommaso Gori, Sadeer Al-Kindi, John Deanfield, Jos Lelieveld, Andreas Daiber, Sanjay Rajagopalan Effects of gaseous and solid constituents of air pollution on endothelial function. European Heart Journal, ehy481, Published: 14 August 2018; DOI: 10.1093/eurheartj/ehy481

* O. Kreft, Universitätsmedizin Mainz, 55131 Mainz

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