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Klimapolitik Sechs konkrete Ziele für eine nachhaltige Klimapolitik

Redakteur: Dipl.-Chem. Marc Platthaus

Bisher beschränken sich die internationalen Klimaziele darauf, den Temperaturanstieg zu begrenzen. Sollen aber auch der Anstieg des Meeresspiegels, die Versauerung der Ozeane und der landwirtschaftliche Ertragsausfall eingedämmt werden, müssen die CO2-Emissionen noch stärker sinken. Dies zeigt eine kürzlich publizierte Studie der Universität Bern.

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Die maximale Menge von Kohlendioxid, welche bis zum Ende dieses Jahrhunderts durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern noch ausgestossen werden darf, um die Klimaziele zu erreichen.
Die maximale Menge von Kohlendioxid, welche bis zum Ende dieses Jahrhunderts durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern noch ausgestossen werden darf, um die Klimaziele zu erreichen.
(Bild: M. Steinacher, Oeschger Zentrum für Klimaforschung, Universität Bern)

Bern/Schweiz – Das große Ziel der internationalen Klimapolitik besteht darin, eine gefährliche Beeinflussung des Klimasystems durch den Menschen zu verhindern. Dazu sollen die Treibhausgase auf einem für Mensch und Umwelt verträglichen Niveau stabilisiert werden.

Dieses Klimaziel wird gewöhnlich mit einer Zunahme der globalen Mitteltemperatur um höchstens zwei Grad seit Beginn der Industrialisierung konkretisiert. Eine Stoßrichtung, die von der Mehrheit der Regierungen der Welt anerkannt wird.

Nun aber zeigt eine Studie von Berner Klimaforschern, dass die Fokussierung auf die Temperaturzunahme allein keineswegs ausreicht, um das große, übergeordnete Ziel – den Schutz des Klimasystems vor gefährlicher Beeinflussung durch den Menschen – zu erreichen.

Denn: Das Klimasystem umfasst laut Rahmenabkommen der Vereinten Nationen von 1992 die „Ganzheit der Atmosphäre, der Hydrosphäre, der Biosphäre, Geosphäre und deren Interaktionen“. Zudem verlangt das Rahmenabkommen ebenfalls die Nachhaltigkeit von Ökosystemen und der Nahrungsmittelproduktion. All dies lässt sich kaum durch das Zwei-Grad-Ziel allein realisieren.

Sechs Ziele für die Klimapolitik vorgeschlagen

Daher schlagen Dr. Marco Steinacher, Prof. Fortunat Joos und Prof. Thomas Stocker in ihrer kürzlich publizierten Arbeit eine Kombination von sechs verschiedenen spezifischen globalen und regionalen Klimazielen (die konkreten Beispiele finden Sie in der Bildergalerie) vor.

Denn, so schreiben sie, ein globales Temperaturziel sei „weder genügend noch geeignet“, um weitere für Bevölkerung und Ökosystemleistungen ebenfalls relevante Schäden zu vermeiden. Dazu gehören insbesondere: der Anstieg des Meeresspiegels, die Versauerung der Ozeane, welche unter anderem die Korallenriffe bedroht, und die landwirtschaftlichen Ertragsausfälle.

Realistische Entwicklungspfade

Hauptverantwortlich für diese Umweltveränderungen ist der Ausstoß des Treibhausgases CO2, welches bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entsteht. In Modellberechnungen zeigen die Forscher nun, welche CO2-Emissionen gerade noch zulässig wären, um die vorgeschlagenen differenzierten Ziele zu erreichen. Grundlage der Berechnungen ist eine breite Palette von Treibhausgas-Szenarien, die auf realistischen wirtschaftlichen Entwicklungspfaden aufbauen.

„Wir können nun zeigen, welcher totale CO2-Ausstoß in den kommenden Jahrzehnten tragbar wäre, um jedes einzelne der zusätzlichen Klimaziele – etwa gleich bleibende Produktion der Landwirtschaft und Stabilisierung der Ozeane – zu erreichen“, sagt Marco Steinacher, der Hauptautor der Studie.

Und die Forscher stellen die entscheidende Frage, was geschehen müsste, damit keines der Klimaziele verfehlt würde. Ihre unmissverständliche Antwort: Die CO2-Emissionen müssen noch deutlich weiter gesenkt werden als dies das Zwei-Grad-Ziel vorsieht. „Wenn wir alle Ziele zusammen berücksichtigen, muss der CO2-Ausstoss doppelt so stark reduziert werden wie wenn wir einzig das Zwei-Grad-Ziel erreichen wollen“, so Steinacher.

Als besonders anspruchsvoll hat sich in den Simulationen die Vorgabe herausgestellt, die Versauerung der Ozeane zu stoppen. Dazu muss vor allem der CO2-Ausstoss massiv reduziert werden.

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