Blütenpollen im Röntgenlicht (Wissenschaftsbild des Tages)
Eine gut eingestellte Alarmanlage löst nur aus, wenn tatsächlich jemand versucht einzubrechen. Die Kunst besteht darin, Fehlalarme zu vermeiden. „Genau dies gilt auch für das menschliche Immunsystem im Umgang mit Krankheitserregern wie Viren. Denn unnötige Alarmzustände bedeuten Stress, und Überreaktionen des Immunsystems sind für den Organismus gefährlich“, erklärt Dr. Konstantin Sparrer, Leiter einer BMBF-Nachwuchsgruppe am Institut für Molekulare Virologie der Ulmer Universitätsmedizin. Sie hat gemeinsam mit einem deutsch-amerikanischen Forschungsteam herausgefunden, dass das angeborene Immunsystem bei Infektion mit RNA-Viren wie SARS-CoV-2 nur dann Alarm auslöst, wenn die Viren die Struktur einer Zelle stören, also das so genannte Zytoskelett beeinflussen. Die Präsenz von viralen Bestandteilen allein ist nicht ausreichend, um eine volle Immunantwort hervorzubringen.
Die Lichtmikroskopieaufnahmen oben zeigen primäre humane Lungenzellen. Im nicht infizierten Zustand (l.) ruht der „Alarm-Sensor“ (R12C) auf dem Aktin-Zytoskelett (grün). Bei Infektion mit RNA-Viren (r.), kommt es zu einer Umverteilung von R12C (rot) weg vom Aktin-Zytoskelett (grün), und eine Immunantwort kann beginnen; Zellkerne sind blau dargestellt
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Wissenschaftsbild des Tages vom 22.9.2022 (Konstantin Sparrer / Uni Ulm)