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Milchmess- und Analysesystem So kommt die Milch schneller in die Tasse

Autor / Redakteur: Lutz Reiprich / Anke Geipel-Kern

Was lange steht, kostet Geld! Dieser Leitsatz von Transportunternehmern zählt für Fahrer in der Milchwirtschaft doppelt und dreifach. Je schneller sie die Milch von den Erzeugern zur Molkerei bringen, um so lukrativer wird ihre tägliche Route. Ein MID-zertifiziertes Milchmess- und Analysesystem hilft, denn es arbeitet schneller und präziser als vergleichbare Systeme auf dem Markt.

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Das Tiger-System passt sich an die Tank- und Schlauchgegebenheiten vollautomatisch an.
Das Tiger-System passt sich an die Tank- und Schlauchgegebenheiten vollautomatisch an.
(Bilder: Bartec Benke)

Rohmilch gehört zu den wohl sensibelsten Produkten im Foodbereich und sicherlich zu den am besten untersuchten Lebensmitteln Deutschlands. Ihre Qualität muss bis zum Verzehr nachweislich und nachprüfbar gesichert sein. Jeder einzelne Abschnitt auf ihrem Weg von der Erzeugung bis zum Endprodukt wird sorgfältig kontrolliert, analysiert und protokolliert.

Zugleich bewegen sich die Verdienstmöglichkeiten bei der Verarbeitung dieses Grundnahrungsmittel in einem besonders festen Preisgefüge. Fuhrunternehmer, die im Auftrag von Molkereien die Milch auf den Erzeugerhöfen einsammeln, stehen vor weit höheren logistischen Herausforderungen, als Kollegen, die weniger leicht verderbliche Ware transportieren.

Messinstrumente, mit denen die Milchmengen für eine verwechslungsfreie Abrechnung des Milchgelds elektronisch erfasst werden, und Systeme für gesicherte Probenentnahmen, gehören deshalb zur Standardausrüstung eines jeden Milchsammelfahrzeugs.

Eine Anlage, die nach dem MID-Verfahren zugelassen ist, bietet dem Lieferanten, dem Fuhrunternehmer sowie der Molkerei die Sicherheit, dass der Warenaustausch vom Erzeuger bis zum Endprodukt ordnungsgemäß abgewickelt wird. Soweit die Pflicht. Zur Kür wird diese Messtechnik, wenn es wie das Milchmess- und Analysesystem Tiger von Bartec Benke Zeit spart und damit die Rentabilität einer jeden Tour erhöht.

„Durch das Tiger-System verkürzt sich meine tägliche Tour um eine Stunde. Mein durchschnittliches Tagespensum beträgt 330 km mit Stopps bei zirka 50 Milchbetrieben. Dafür bin ich – inklusive der gesetzlich vorgeschriebenen Pausen – nur noch neuneinhalb Stunden unterwegs, statt wie früher mehr als zehn“, berichtet Jürgen Krieg.

Mehr Milchzuladung möglich

Der Fuhrunternehmer aus Hünfeld ist für die dort ansässige Hochwald-Molkerei tätig. Sein Einzugsgebiet um Hünfeld sowie im Waldecker Land umfasst rund hundert Höfe, die innerhalb von zwei Tagen von ihm angefahren werden. „80 der Betriebe liefern jeden zweiten Tag im Durchschnitt ca. 1300 Liter Milch, bei den anderen rund zwanzig sind es durchschnittlich etwa jeweils 3000 Liter“, sagt er. Pro Jahr sammelt er 23 Millionen Kilogramm Milch ein. Zeit ist für ihn daher buchstäblich Geld. Vor zwei Jahren informierte er sich bei einem Kollegen über das System und war bereits nach der ersten Probefahrt überzeugt. Er bestellte sofort.

Was will der Kunde?

Die Vorteile der Technologie kommen nicht von ungefähr. Der Messtechnik-Spezialist wollte seinen Kunden eine stabile Lösung bieten, die vor Ort und täglich die Mess- und Probeentnahme-Erwartungen aller Beteiligten erfüllt. Deshalb setzten sich die Engineering-Experten mit den Anwendern an einen Tisch und befragten Fuhrunternehmer, Milchfahrzeugfahrer, Landwirte und Molkereifachleute vor und während der Entwicklung des Komplettpakets, was ein optimales Messsystem können muss.

Wissen was der Kunde will - weiter auf Seite 2

Die Kundenvorgaben an das System waren zum Entwicklungsstart rasch und sehr präzise formuliert: Das Liefern von konstanten Dichte- und Mengenmessungen stand als Vorgabe selbstverständlich ganz oben auf der Liste. Außerdem sollte es schnell, genau und leicht sein.

Für Bartec Benke war dieses Kooperations-Projekt eine sehr positive Erfahrung. Know-how für Analysegeräte und -systeme sowie in Engineering, Konstruktion und Service für die Überwachung und Optimierung von Produktionsprozessen liegen im Unternehmen umfassend vor. Die von den Kunden übermittelte Praxisnähe war jedoch der kontinuierliche Prüfstein, um ein absolut alltagstaugliches System auf den Markt zu bringen.

Das Ergebnis ist ein System, das schneller und genauer arbeitet als vergleichbare Systeme im Markt. „Das Tiger-System hat eine mehr als doppelt so hohe Saug- und Pumpleistung wie das System, das ich davor eingesetzt habe. Statt 700 Liter pro Minute werden jetzt 1600 Liter pro Minute umgepumpt“, stellt Fuhrunternehmer Krieg fest.

„Damit verkürzt sich die Aufenthaltszeit bei jedem Umpumpvorgang immens. Beim Einsaugen erreicht der Tiger Durchflussgeschwindigkeiten von über 1200 Liter pro Minute, was in Abhängigkeit von Auslaufdurchmessern bei den Hoftanks variiert. Kaum angekommen, kann ich so bereits wieder in Richtung des nächsten Milchhofs starten.“

Leicht und trotzdem messgenau - weiter auf Seite 3

Leichtestes System am Markt

Das Mess- und Probeentnahmesystem repräsentiert die neueste Messtechnik-Generation an Milchsammelfahrzeugen. Es verfügt über eine sehr hohe Messgenauigkeit und ein Ansaugspektrum von bis 1600 Liter pro Minute. Der hierfür entwickelte Sensor zur Luftblasenerkennung arbeitet ohne Luftabscheidertechnik und dient zur messtechnisch exakten Online-Erfassung von nicht gelösten Luftanteilen bei der Milchannahme.

Die Reaktionszeit bei der Luftblasenerkennung liegt im Millisekundenbereich. Aufgrund der hohen Auflösung und des stringenten Messverfahrens kann der Sensor direkt zur Steuerung der Annahmepumpe verwendet werden. Mit einem Gewicht von unter 200 kg ist es das leichteste System dieser Art am Markt. Das System entspricht allen gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien der Nahrungsmittelindustrie zur Messung und Handhabung von Lebensmitteln, ist MID-zertifiziert und durchgängig in 3“-Edelstahl verfügbar.

Weniger Kraftstoffverbrauch

Das System ist kompakt und es wird kein Gasabscheider benötigt. Das bedeutet Einsparungen im Kraftstoffverbrauch und erhöht die mögliche Milchzuladung ein weiteres Mal. Das sich selbstadaptierende System passt sich an die Tank- und Schlauchgegebenheiten am Hof vollautomatisch an.

Die Milch wird effizient und schonend eingezogen und abgeliefert. Die Probeentnahme läuft simultan zum Milcheinzug und es gibt keine bremsenden Elemente auf der Saugseite. GPRS, Ferndiagnose und Remote-Updates auf das System verstehen sich von selbst. Um den räumlichen Restriktionen zwischen den Achsen laut EURO 6 Norm gerecht zu werden, beträgt die aktuelle Mindestbreite inklusive Probenahme 1,75 m.

In der Mengenerfassung, dem wirtschaftlich gemeinsamen Nenner in der Milch-Annahme-Logistik geht der Milch-Tiger konsequent den nächsten Schritt. Der Verzicht auf ein Luftabscheide-System bringt nicht nur eklatante Gewichtsreduzierungen mit sich, sondern auch hervorragende Messergebnisse durch die Volumenmessung des unterschwelligen Lufteinschlags. Das System rechnet diese Werte heraus. Somit basiert die Mengenmessung auf Milch und nicht auf Luft.

Kundennähe hört für die Ingenieure von Bartec Benke allerdings nicht mit der Markt­einführung einer Anlage auf. Mitarbeiter des Unternehmens betreuen Fuhrunternehmer bei der Inbetriebnahme des Mess- und Probeentnahmesystems vom Anschließen über die Funktionsprüfung bis zur Enddokumentation. Nach der Ersteinweisung wird ein umfassender After-Sales-Service angeboten. ●

* Der Autor ist Geschäftsbereichsleiter Food bei Bartec Benke GmbH, Gotteszell.

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