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Arzneimittelversorgung: Entwicklungen und Trends Spezialtherapeutika spielen zunehmende Rolle

Redakteur: Wolfgang Ernhofer |

Der weltweite Pharmamarkt wird nach Einschätzung von Quintiles IMS bis 2020 ein jährliches Wachstum zwischen 4 und 7 % erreichen. Dieser Zuwachs wird wesentlich durch Spezialtherapeutika erreicht werden, so die Marktforscher. Das im Jahr 2016 verhaltene Umsatzwachstum von 4 % im deutschen Apothekenmarkt resultiere aus einigen wenigen Arzneigruppen mit vielfach innovativen Präparaten.

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(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Frankfurt – In der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung gibt es aktuell mehrere Trends: So spielen im globalen Pharmamarkt wie auch in Deutschland Spezialtherapeutika eine zunehmende Rolle. Analysen von Quintiles IMS belegen, dass dabei verstärkt biologischen Medikamenten eine Bedeutung zukommt. Das Umsatzwachstum von 4 % im deutschen Apothekenmarkt im Jahr 2016 resultiert aus wenigen Arzneigruppen mit innovativen Präparaten, die sich nun sukzessive in der Therapie etablieren. Eine Ausnahme bilden Hepatitis-Medikamente, die stärker nach Umsatz als nach Menge verlieren, bedingt durch Erstattungsbeträge, einen verstärkten Wettbewerb und zunehmende Rabattverträge. Der Mengenrückgang erklärt sich durch die nahezu vollständige Heilungsrate der behandelten Patienten.

Bildergalerie

Regional differieren Verordnungen von Arzneimitteln deutlich, was mit Unterschieden in der Morbidität und der Art der Verordnungssteuerung der Kassenärztlichen Vereinigungen zusammenhängt. Die Einsparungen aus verschiedenen Nachlässen pharmazeutischer Hersteller belaufen sich in Summe auf über 6,5 Milliarden Euro. Dabei überspringt das aus Erstattungsbeträgen resultierende Einsparvolumen erstmals die Milliardenmarke. Saisonal richtet sich das Augenmerk im Winter 2016/2017 auf eine starke Grippe-/Erkältungswelle, die den Umsatz mit Erkältungsprodukten befördert.

Globaler Pharmamarkt: Wachstum durch Spezialtherapeutika

„Vor allem Therapeutika zur Bekämpfung von Krebs- und Autoimmunkrankheiten werden das erwartete Umsatzwachstum des Pharmamarktes im mittleren einstelligen Bereich befördern“, erklärt Susanne van der Beck, Director Key Account Management bei Quintiles IMS. Dazu trügen auch immer mehr Biopharmazeutika bei. Zwar vollziehe sich die Marktpenetration von Biosimilars, also Nachbauten originaler Biologika, teilweise sehr zögerlich, insgesamt jedoch kontinuierlich. Dies gelte auch für den deutschen Arzneimittelmarkt, da es je nach Region bzw. Gebiet einer Kassenärztlichen Vereinigung deutliche Unterschiede gebe, die u.a. mit verschiedenen Vorgaben der KVen zusammenhingen.

Deutscher Pharmamarkt: Innovationen – drei Viertel des Wachstums resultieren aus fünf Arzneigruppen

87 % des Umsatzes mit Arzneimitteln entfielen im Jahr 2016 in Deutschland auf den Apothekenmarkt, 13 % auf den Kliniksektor[2]. Das Umsatzwachstum des Apothekensegments beläuft sich auf rund 4 %. Über die Hälfte des Wachstums (52 %) resultiert aus drei Arzneigruppen: Medikamenten zur Blutgerinnung, die nach Schlaganfällen oder bei Thrombosen eingesetzt werden (sog. direkte Faktor Xa-Inhibitoren: 20 % Wachstumsbeitrag); ferner Wirkstoffen für die moderne Krebstherapie (sog. antineoplastische monoklonale Antikörper: 17 %) sowie Präparaten, die das Tumorwachstum hemmen (antineoplastische Proteinkinasehemmer:15 %).

Knapp ein weiteres Viertel des Wachstums geht auf Arzneien zur Therapie von schweren entzündlichen Erkrankungen wie z.B. rheumatoider Arthritis oder der Darmkrankheit Morbus Crohn zurück (sog. Anti-TNF-Präparate: 13 %) und auf systemische Medikamente gegen die Hauterkrankung Psoriasis (10 %).

Etablierung innovativer Arzneien

Die innovativen Therapien, die oft der Behandlung schwerer Erkrankungen dienen, haben sich im Zeitverlauf zu etablieren begonnen. Dies zeigt die Gegenüberstellung von Ausgaben[3]- und Mengenentwicklung (Abgaben in Packungen) der zehn führenden Arzneigruppen im Kontext der Gesetzlichen Krankenversicherung (Abb. 1 in der Bildergalerie). So hat sich bspw. der Umsatz von Anti-TNF-Medikamenten im Jahr 2016 um knapp 9 % erhöht, der Absatz in gleicher Größenordnung. Ähnlich verhält es sich bei weiteren Kategorien mit beachtlichen Zuwächsen, etwa bei antineoplastischen Krebstherapeutika (Umsatz +22 %/Absatz +19 %) oder Faktor Xa-Hemmern (+34 %/+31 %).

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