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Die digitale Wende bringt neue Aufgaben
Was sind also die Aufgaben von Politik, Medien und Fachmedien angesichts des Digital Turn? Angesichts der Ambivalenz der digitalen Entwicklung und deren Auswirkungen müssen beide auch Doppelstrategien entwickeln. Politik und Medien müssen sich entschleunigen, wie Karl-Theodor zu Guttenberg einfordert. Die 24/7-Taktung nähre die Verunsicherung von Menschen, sie würden sich von Technologiesprüngen überfordert fühlen. Das erfordere kompetente Bewertung und „gnadenlose Priorisierung“. Verbindende Linien seien gefragt, nicht panische Einzelaufnahmen. Etwas erstaunt zeigt sich zu Guttenberg, dass in Deutschland Künstliche Intelligenz noch nicht Gegenstand einer breiten öffentlichen Debatte ist. Bernd Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Bitkom, und Richard Clemens, Vorstandsmitglied der Telekom, fordern unisono von der Politik mehr „digitale Visionen“. Und das jenseits des Denkens in Legislaturperioden.
Sie nehmen aber auch die Unternehmen in die Pflicht, die sich vom Denken in Quartalszahlen verabschieden sollen. Beides unterstreicht die Wirkmächtigkeit der Digitalisierung. Was aber wichtig ist, ist nicht eine Höhertaktung von Beschlüssen und Konzepten, sondern eher das bewusste Nachdenken, das auch trotz der beschriebenen Beschleunigung wichtig ist. Digitalisierung wird aber Folge geleistet, wenn dieser Prozess unter Beteiligung der unterschiedlichen Interessengruppen und soweit möglich transparent geschieht. Wie Politik unter Druck gerät dokumentiert der Wunsch einiger Verantwortlicher, die sich von Experten die Diskussion zu Digitalisierung erwarten und von diesen konkrete Handlungsanleitungen einfordern.
Das wird dem Phänomen nicht gerecht, dass die zwei Seiten der Digitalisierungsmedaille eben politisch, gesellschaftlich diskutiert und gestaltet werden müssen. Dieser Wunsch verkennt auch, dass die Zeiten von zentraler politischer Technologiesteuerung abgelöst sind, von einer Governance-Struktur, in der viele Player involviert sind und die koordiniert werden müssen.
Anforderungen an die Medienberichterstattung
Hier liegt die Anforderung für Medien und Journalismus, sowohl für die Massenmedien als auch die Verlags- und Medienäuser der Fachinformationen. Medien fällt die Aufgabe zu, trotz Beschleunigung und der oben beschriebenen permanenten Erwartungshaltung verbindende Linien zu zeigen, Trends deutlich zu machen, Konsequenzen vorzudenken und nicht nur hektische Einzelaufnahmen zu generieren. Das erfordert, dass Medienberichterstattung nicht nur selbstreferenziell ihren Twitterkanal für die Kommentierung der eigenen TV-Debatte verwertet. Das verlangt aber eine Qualifikation in den Redaktionen, die sich nicht nur auf das crossmediale Bedienen von Ausspielkanälen beschränkt, sondern auch fachliche Qualifikation, die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche Konsequenzen benennen kann.
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