Life Science-Industrie Schottland Traditionsreicher Life Science-Standort setzt auf Internationalisierung
Schottland beheimatet einen der größten Life Science-Cluster in Europa. Ein Grund dafür ist, dass die schottischen Biowissenschaftler sehr offen für internationale Kooperationen sind. Langfristiges strategisches Ziel der schottischen Regierung ist es, Schottland zu einem weltweit führenden Hub für Biotechnologie auszubauen.
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Die Life Sciences haben in Schottland eine lange Tradition. Nicht erst seit Dolly, dem ersten geklonten Säugetier, ist Schottland berühmt für seine Forscher und Innovationen. Bereits 1928 machte z.B. der Schotte Alexander Fleming eine bahnbrechende Entdeckung für die Medizingeschichte, als er die Wirkung von Penicillin erkannte. Weitere Errungenschaften wie die Entwicklung des MRI-Scanners oder des minimal-invasiven Operierens haben den Sektor stetig wachsen lassen. Bis heute ist Schottland mit nur fünf Millionen Einwohnern zu einem Innovationsstandort geworden, der es mit führenden Life Science-Clustern weltweit aufnehmen kann. In Schottland wird mehr Forschung pro Einwohner betrieben als irgendwo sonst in Europa. Die schottische Life-Science-Community besteht aus über 55 universitären und privaten Forschungseinrichtungen und zählt derzeit über 17 000 Forschungsmitarbeiter. Insgesamt gibt es derzeit 620 Life Science-Unternehmen in Schottland, in denen rund 31 000 Mitarbeiter angestellt sind. Der Sektor wächst jedes Jahr um ca. acht Prozent und trägt über drei Milliarden Pfund zur schottischen Wirtschaft bei. Im Umkreis von 80 Kilometern von den Städten Edinburgh, Dundee und Glasgow befinden sich 80 Prozent der Life Science-Industrie Schottlands. Der Schwerpunkt liegt auf den Forschungsgebieten Onkologie, Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Virologie, Immunologie, Stammzellenforschung sowie regenerative Technologien.
Förderungen der Regierung, vernetzte Forschungslandschaft und hochqualifizierte Arbeitskräfte
Jedes Jahr zieht Schottland 300 Millionen Pfund Forschungsmittel an. Für jede sieben-Millionen-Pfund-Investitionssumme von der schottischen Regierung werden zusätzliche 18 Millionen Pfund von privaten Unternehmen in die Biowissenschaften investiert. Derzeit fließen insgesamt mehr als 750 Millionen Pfund private und öffentliche Fördergelder in diesen Sektor.
Ein Vorteil des Standorts Schottland ist die gute Vernetzung von akademischer und industrieller Forschung. Alle 14 Universitäten in Schottland sind an medizinischer Forschung beteiligt. Kompetenzzentren wie das Edinburgh BioQuarter, das ein Lehrkrankenhaus, die medizinische Hochschule der University of Edinburgh, sowie biomedizinische Forschungseinrichtungen unter einem Dach vereint, ziehen führende Forscher aus aller Welt an. Jährlich stehen dem Sektor zudem über 10 000 Hochschulabgänger zur Verfügung, die ein biowissenschaftliches Fach studiert haben. Multinationale Pharmaunternehmen wie Wyeth, Johnson & Johnson oder GlaxoSmithKline wissen die hervorragenden Bedingungen des Standorts Schottland zu schätzen. Aber auch europäische Mittelständler wie das Pfungstädter Unternehmen R-Biopharm, das u.a. als einziges Diagnostik-Unternehmen eine Untersuchungsmethode zum Nachweis des Noro-Virus entwickelt hat, sind in Schottland vertreten. Die Firma hält in Schottland seinen zweitgrößten Standort. Rund 40 Mitarbeiter sind im Bereich R&D und Produktion in Glasgow tätig.
Aktuelle Kooperationsprojekte im Bereich der Medikamentenentwicklung
Im Januar 2009 veröffentlichte die schottische Regierung ihr Strategiepapier „Scottish Life Sciences Strategy 2008 – Achieving Critical Mass“. Demnach setzt Schottland den Fokus in den kommenden Jahren vor allem auf zukunftsfähige Bereiche wie die Medikamentenentwicklung. So investierte ITI Life Sciences, ein Innovationsfonds der schottischen Regierung kürzlich 9,3 Millionen Pfund in ein internationales Forschungsprojekt, an dem die Universität Strathclyde, das Unternehmen Millipore sowie die Universität Edinburgh und das Mount Sinai Hospital in Toronto beteiligt sind. Das Projekt erforscht das Ubiquitin-Proteasome-System (UPS) - ein intrazelluläres Proteinabbausystem, aus dem Erkenntnisse zur Entwicklung von Medikamenten gegen Entzündungen, Infektionskrankheiten sowie Krebs gewonnen werden. Zusätzlich gründet Sir Philip Cohen, der international anerkannte Wissenschaftler und Experte in Sachen Stoffwechsel-, Insulin- und Diabetes-Forschung, derzeit eine Ubiquitin-Forschungseinheit an der Universität Dundee, die weitere Experten in diesem Bereich ausbilden soll.
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel der Vernetzung von universitärer und industrieller Forschung in Schottland ist die Division of Signal Transduction Therapy (DSTT). Die Kollaboration wurde vor zehn Jahren von den multinationalen Unternehmen AstraZeneca, Boehringer Ingelheim, GlaxoSmithKline, Merck und Pfizer gegründet. Involviert sind insgesamt 13 Forscherteams an der Universität Dundee. Die Abteilung erforscht und entwickelt Therapien, die mit der Signalübertragung von Zellen zusammenhängen. Die Forschergruppe arbeitet vorwiegend an Medikamenten gegen Krebs, Diabetes und Gelenkrheumatismus.
Weitere erfolgversprechende Gebiete des schottischen Life Science-Sektors sind die Stammzellenforschung und translationale Medizin. Edinburgh gilt als das Hauptzentrum für Genomforschung und Bioinformatik. Die Universität Edinburgh, das Roslin Institute sowie das Scottish Centre for Regenerative Medicine gehören zu den führenden Einrichtungen weltweit.
Internationale Zentren für translationale Medizin
Das Forschungsnetzwerk „Translational Medicine Research Collaboration“, an dem vier schottische Universitäten, vier staatliche Gesundheitsdienste (NHS Trusts), die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Scottish Enterprise sowie das global agierende US-Pharmaunternehmen Wyeth beteiligt sind, entwickelt sich derzeit zu einem bedeutenden internationalen Zentrum für translationale Medizin. Im vergangenen Juni wurde die Scottish Academic Health Sciences Collaboration (SAHSC) ins Leben gerufen. Bestehend aus den medizinischen Fakultäten der Universitäten Aberdeen, Dundee, Edinburgh und Glasgow sowie dem staatlichen National Health Service (NHS) soll dieses Forschernetz künftig translationale Projekte vom Reagenzglas bis zum Patienten realisieren.
Die Zukunft der schottischen Biowissenschaften ist international. Gemeinsam mit führenden Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen aus aller Welt wird der Standort Schottland weiter wachsen und konsequent innovative Medizinprodukte hervorbringen.
* R. Allison, Life Sciences, Scottish Enterprise, G26HQ Glasgow
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