Die italienische Ringelnatter hat es gemacht wie später Hannibal: sie überquerte einst die Alpen, vermutlich nach der letzten Eiszeit. Doch erst vor wenigen Jahren haben Biologen die Schlangenart im Süden Bayerns nachgewiesen. Wie weit sie seitdem in Deutschland gekommen ist, zeigen nun genetische Analysen, die Forscher der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden ausgewertet haben.
Die Italienische Barrenringelnatter (Natrix helvetica sicula) ist in Deutschland auf den äußersten Süden von Bayern beschränkt, wo sie eine wenige Kilometer breite Hybridzone mit der Ringelnatter (Natrix natrix) bildet.
(Bild: Michael Franzen)
Dresden – Die Italienische Barrenringelnatter (Natrix helvetica sicula) kommt, wie der Name vermuten lässt, aus Italien. Lange Zeit war sie höchstens noch bis zu den Südalpen bekannt; das Gebirge schien ihre weitere Ausbreitung zu begrenzen. So dachte man. Denn 2019 hat ein Team von der Zoologischen Staatssammlung München für mehrere Landkreise in Südbayern den Nachweis für diese Schlange erbracht.
Diese Entdeckung nahmen Forscher der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden auf. Sie wollten ergründen, wie weit die Italienische Barrenringelnatter bereits in Bayern verbreitet ist.
In Proben von insgesamt 1031 Schlangen aus Deutschland und Nachbarändern suchten die Wissenschaftler genetische Spuren auf die Verbreitungswege der verschiedenen Ringelnatterformen. Dabei zeigte sich, dass die Italienische Barrenringelnatter im südlichsten Bayern auf die Flusstäler von Inn, Isar und Loisach begrenzt ist. Wo sich diese Flüsse aus den Alpentälern in die Ebene ergießen, endet das Verbreitungsgebiet der Barrenringelnatter ziemlich abrupt – wenige Kilometer weiter nördlich findet sich nur noch die in Bayern heimische Ringelnatter (Natrix natrix). Wenn aber selbst die Alpen kein Hindernis für die Schlangenart war, was hat dann ihre weitere Ausbreitung gebremst?
Was die Alpen nicht geschafft haben, haben die weiter nördlich lebenden Ringelnattern geleistet. Deren starke Präsenz hat vermutlich den Vormarsch ihrer italienischen Verwandten gestoppt.
Zwischenstopp in der Hybridzone
Mischling zwischen Ringelnatter (Natrix natrix) und Westlicher Barrenringelnatter (Natrix helvetica helvetica) aus Lindau am Bodensee. Die Entdeckung solcher Hybride deutet darauf hin, dass es auch reine Populationen dieser Unterart der Barrenringelnatter im westlichen Bayern (Schwaben und Unterfranken) geben könnte.
(Bild: Frank Glaw)
„Unsere Studie zeigt, dass sich die Italienische Barrenringelnatter in der Nach-Eiszeit über Alpenpässe nach Tirol und Bayern ausgebreitet hat“, sagt Prof. Uwe Fritz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden. Dabei waren die Schlangen aus Italien nicht die einzigen Einwanderer. „In Westdeutschland kommt eine weitere Unterart der Barrenringelnatter im Rheingebiet vor, die eine andere Route genommen hatte. Sie ist aus Frankreich nach Mitteleuropa eingewandert, was schon länger bekannt ist.“
Das Team um Fritz fand nun erstmals auch Spuren dieser westlichen Barrenringelnatter (Natrix helvetica helvetica) in Bayern, nämlich in der Bodenseeregion und in Unterfranken. Zwar handelt es sich in beiden Fällen nur um Mischlinge mit der heimischen Ringelnatter, eine intensivere Suche in diesen Regionen könnte aber durchaus zur Entdeckung weitgehend reiner Populationen führen, wie die Forscher vermuten.
Die Wissenschaftler haben von den 208 aus Bayern stammenden Proben 90 Tiere der Italienischen Barrenringelnatter zuordnen können – die meisten davon waren allerdings Hybride zwischen den Einwanderern und der heimischen Ringelnatter. „Ähnliche Hybridisierungsvorgänge sind uns schon aus dem Rheingebiet bekannt, in Südbayern beschränken diese sich aber auf eine wenige Kilometer schmale Hybridzone, in der auch jeweils die Elternarten leben“, erläutert Marika Asztalos, Doktorandin am Senckenberg-Museum für Tierkunde.
Eingewanderte Ringelnatter stellt keine Gefahr dar
Anders als invasive Arten, die z. B. durch den Menschen eingeschleppt werden, stellt die Italienische Ringelnatter keine Gefahr für das Ökosystem in Bayern dar. Die Ausbreitung der Italienischen Ringelnatter nach Bayern war ein natürlicher Vorgang, der nach der Klimaerwärmung nach der letzten Eiszeit stattgefunden haben muss. Davor waren die Alpen noch von einem hunderte Meter dicken Eispanzer bedeckt. „Als der Alpengletscher wegschmolz, wanderten viele Tiere in die Alpentäler und -berge ein, die vorher dort keinen Lebensraum gefunden hatten“, sagt Prof. Dr. Uwe Fritz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden. „Solche natürlichen Verschiebungen von Verbreitungsgebieten hat es schon immer gegeben und die wird es auch in Zukunft geben.“ Sie stellen damit keine Gefahr für die heimischen Schlangenarten in Bayern dar.
Und auch für den Menschen sind die ungiftigen Ringelnattern keine Gefahr.
* J. Jördens, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 60325 Frankfurt a. M.
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Stand vom 15.04.2021
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