Umweltforschung Unberührter Regenwald reinigt die Atmosphäre
Dass tropischer Regenwald die Atmosphäre reinigt und das Klima regelt, ist schon lange bekannt. Doch nach welchen Mechanismen funktioniert dies? Forscher des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie haben jetzt nachgewiesen, dass natürliche chemische Prozesse Hydroxylradikale regenerieren, die verunreinigende Gase aus der Luft entfernen.
Anbieter zum Thema
Mainz – Um die Atmosphärenchemie über dem Regenwald Amazoniens genauer zu untersuchen, haben Forscher des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie im Oktober 2005 ein Forschungsflugzeug eingesetzt und zusätzlich Messungen in der Bodenstation Brownsberg in Surinam durchgeführt. Die Messkampagne fand größtenteils über unberührtem Regenwald statt, in dem durch den Menschen verursachte Emissionen vernachlässigbar gering sind. Die Flugdaten zeigten eine bemerkenswert hohe Konzentration von Hydroxylradikalen. Diese äußerst reaktiven Moleküle entfernen verunreinigende Gase aus der Atmosphäre. Computermodelle beruhten bislang darauf, dass der Regenwald große Mengen an Kohlenwasserstoffgasen freisetzt, die diese Hydroxylradikale verbrauchen und dadurch die Reinigungskraft der Atmosphäre vermindern. Die jetzt durchgeführten Messungen bestätigen, dass der Regenwald tatsächlich eine gewaltige Kohlenwasserstoffquelle ist, zeigen jedoch auch, dass natürliche chemische Prozesse die Hydroxylradikale – das „Reinigungsmittel“ der Atmosphäre – regenerieren.
Um diese komplexe Kohlenwasserstoffchemie besser zu verstehen, führten die Atmosphärenforscher zusätzlich Laboruntersuchungen im Max-Planck-Institut in Mainz und eingehende Computermodellrechnungen auf einem Supercomputer des Max-Planck-Rechenzentrums in Garching durch. Mithilfe der neuen Ergebnisse können sie nun erklären, wie die Atmosphäre ihren Reinigungsmechanismus über geologische Zeiträume hinweg aufrechterhalten konnte, insbesondere auch während Wärmeperioden, als die Vegetation der Erde noch viel üppiger war als heute.
Klimawandel durch Abholzung
Die Ergebnisse geben aber auch Anlass zur Beunruhigung: Da die Zerstörung des Ökosystems durch die Abholzung des Amazonasregenwaldes und die landwirtschaftliche, städtische und industrielle Entwicklung in den Tropen weiter fortschreitet, verändert dies auch die äußerst wirksame natürliche Selbstreinigungskraft der Luft, die Verunreinigungen steigen und tragen damit zum Klimawandel bei.
(ID:254378)