Wasserknappheit in Südeuropa Wassermangel: Europas Landwirte müssen umdenken
Experten gehen von großen Auswirkungen des Klimawandels für die Landwirtschaft aus. In vielen Regionen Südeuropas bedrohen längere Dürreperioden mittlerweile die Ernten. Jülicher Forscher vom Institut für Bio- und Geowissenschaften bauen aus diesem Grund in Italien, Griechenland und Spanien Observatorien auf, mit deren Messergebnissen sie neue Strategien für den Obst- und Gemüseanbau entwickeln wollen.
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Jülich – Treibhäuser und Plantagen, so groß wie mehrere Fußballfelder: Der Mittelmeerraum gilt als Europas Gemüsegarten, vor allem im Winterhalbjahr. Die Bewässerung der Felder verschlingt jedoch in einigen Regionen pro Jahr mehr Wasser, als die Natur produziert. Forscher glauben, dass sich die Situation durch den Klimawandel weiter verschärfen wird. Schon jetzt sind erste Folgen erkennbar: Durch den hohen Wasserverbrauch der Landwirtschaft sinkt beispielsweise an manchen Orten der Grundwasserspiegel, die Wasserqualität nimmt ab und in Küstenregionen dringt salziges Meerwasser ins Grundwasser ein. Gleichzeitig kommt es durch den Klimawandel zu längeren Dürreperioden. Die anhaltende Trockenheit erhöht die Gefahr von Waldbränden. Andererseits erleben einige Regionen immer wieder Starkregen, die zu Überflutungen führen und Hänge abrutschen lassen.

Die Mittelmeerländer müssen sich anpassen und geeignete Maßnahmen entwickeln – auch um die Landwirtschaft als wichtige Einnahmequelle langfristig zu sichern. Dazu gilt es, möglichst genau zu wissen, wie sich das Klima vor Ort entwickeln wird. Für langfristige Prognosen fehlen jedoch konkrete Messdaten, etwa zum Niederschlag, zum Wasserabfluss oder zur Bodenfeuchte. Regionale Beobachtungsplattformen sollen das nun ändern. Zusammen mit Kollegen vor Ort bauen Jülicher Forscher vom Institut für Bio- und Geowissenschaften, Bereich Agrosphäre, drei solcher Observatorien in Italien, Griechenland und Spanien auf.
Wasserverbrauch in Spanien, Nitratwerte in Italien, Grundwasserspiegel in Griechenland
In Spanien wollen die Wissenschaftler beispielsweise den Wasserverbrauch für die Bewässerung eines Zitrusfeldes bei Picassent südlich von Valencia um bis zu 20 Prozent reduzieren. Die Region ist eines der Hauptanbaugebiete von Orangen, Clementinen und Zitronen.
In Italien untersuchen die Forscher das Einzugsgebiet des Flusses Alento südlich von Neapel. Hier geht es um die Auswirkungen der Landwirtschaft auf Nitratwerte der Trinkwassertalsperre Piana della Rocca sowie um die Gefahren durch zunehmende Waldbrände.
Der Wasserverbrauch der Landwirtschaft ist ein wichtiges Thema in der Ebene von Thessalien, einer der produktivsten landwirtschaftlichen Regionen Griechenlands. In dem Observatorium im Einzugsgebiet des Flusses Pinios beschäftigen sich die Forscher mit der nachhaltig nutzbaren Grundwassermenge, dem Bewässerungsbedarf der Landwirtschaft und dem Wasserverbrauch der Macchie, einer natürlichen Vegetationsform im ganzen Mittelmeerraum, die einen großen Teil der natürlichen Wasservorräte verbraucht. Von den jeweiligen Ergebnissen sollen auch andere Regionen profitieren.
Die Jülicher Forscher bringen in die Aktivitäten am Mittelmeer ihre Erfahrung aus der Helmholtz-Initiatve Terrestrial Environmental Observatories (TERENO) ein, die seit 2008 mit einem vergleichbaren Netzwerk die regionalen Folgen des Klimawandels in Deutschland untersucht. Die Kooperation mit den Mittelmeerländern wird über die Helmholtz-Initiative ACROSS finanziert.
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