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Wie man mit Teichwasser Froscharten identifiziert Wer lebt hier? Artenreichtum per DNA-Spuren erfassen

Autor / Redakteur: Sabine Wendler * / Christian Lüttmann

Tiere hinterlassen Spuren. Nicht immer sind diese mit dem bloßen Auge zu erkennen. So finden sich beispielsweise in Teichen unweigerlich Ergbut-Spuren der Wasserbewohner, z.B. aus winzigen Hautresten. Diese Hinterlassenschaften haben nun Biologen vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum genutzt, um gleich einen ganzen Schlag von Froscharten mittels DNA-Analyse von Teichwasser zu identifizieren. Diese Methode könnte eine preiswerte Alternative zur klassischen Artenbestimmung sein.

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Der Knickzehenlaubfrosch Scinax fuscovarius wurde an vielen Teichen nachgewiesen.
Der Knickzehenlaubfrosch Scinax fuscovarius wurde an vielen Teichen nachgewiesen.
(Bild: Martin Jansen)

Frankfurt a.M. – Es gibt fast 7.000 Froscharten weltweit und ein Großteil davon lebt in den Tropen. Um deren Verbreitung systematisch zu erfassen und Populationstrends zu beobachten, legen sich Experten bislang auf die Lauer – eine zeit- und kostenintensive Aufgabe. Senckenberg-Wissenschaftler zeigen nun, dass es einfacher gehen könnte.

Ihre Methode basiert auf der Tatsache, dass alle Lebewesen permanent DNA-Spuren hinterlassen, die so genannte Umwelt-DNA. „Wenn ein Frosch in einen Teich springt, hinterlässt er kleinste Partikel der Haut oder anderem Gewebe. Eine Wasserprobe enthält daher eine Ansammlung organischen Materials der Frösche, die sich im Teich aufgehalten haben. Aus diesem Potpourri kann man das Erbgut der Frösche isolieren und mit Datenbanken abgleichen, um die Arten nachzuweisen“, erklärt Dr. Miklós Bálint, Biologe am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Literweise Erbgut: Teichwasser verrät Tropenfrösche

Wie Bálint und seine Kollegen in einer aktuellen Machbarkeitsstudie zeigen, reichen für die Analyse der Umwelt-DNA zwei Liter Teichwasser aus. Das Team sammelte Wasserproben aus fünf Teichen in der bolivianischen Savanne und isolierte und sequenzierte anschließend die darin enthaltene Frosch-DNA. Dabei fanden die Forscher in den Teichen genetische Spuren, die sich 25 Froscharten zuordnen lassen.

„Parallel dazu haben wir die Froscharten auch traditionell durch Beobachtung und Rufanalyse identifiziert. Der Vergleich zeigt, dass beide Methoden eine ähnlich gute Trefferquote haben“, sagt Dr. Martin Jansen, Herpetologe am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Preisvergleich spricht für DNA-Analyse in artenreichen Regionen

In einer detaillierten Kostenanalyse wies das Team nach, dass es bei einer großen Zahl an Untersuchungsgebieten in artenreichen Regionen wie den Tropen kostengünstiger ist, die Artenvielfalt per Umwelt-DNA zu erfassen. Trotz hoher Einstiegskosten der DNA-Analyse ist hier der Aufwand, Experten entsprechend zu schulen und dann an vielen, teilweise abgelegenen Orten Beobachtungen durchführen zu lassen, ungleich größer.

Laut den Autoren der Studie ist die Umwelt-DNA daher ein großer Schritt hin zu einer weltweiten Bestandsaufnahme der biologischen Vielfalt. „In den Tropen gibt es bislang kaum flächendeckende wissenschaftliche Untersuchungen zum Vorkommen von Organismen. Ich könnte mir daher vorstellen, dass wir Wasserproben aus 10.000 Teichen im Regenwald und der Savanne nehmen und mittels Umwelt-DNA damit das Vorkommen der Frösche in bisher unerreichter Detailtiefe erforschen“, so Bálint.

Eine Erfassung ist dringend notwendig, denn neben vielen anderen Tieren und Pflanzen sind besonders Frösche durch den globalen Wandel vom Aussterben bedroht. Mehr als ein Drittel der Arten gilt bereits als gefährdet, mit steigender Tendenz. „Diese Arten können wir aber nur schützen, wenn wir wissen, wer wo lebt. Unsere taxonomische Expertise hilft uns, neue Arten zu erkennen; während die Analyse der Umwelt-DNA es effizienter macht bekannte Arten an vielen Orten zu erfassen. Beides ergänzt sich daher optimal“, schließt Jansen.

Originalpublikation: Bálint, M. et al.: Accuracy, limitations and cost-efficiency of eDNA-based community survey in tropical frogs. Molecular Ecology Resources (2018); DOI: 10.1111/1755-0998.12934

* Sabine Wendler, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 60325 Frankfurt am Main

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