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Neuer Katalysator Wie das Treibhausgas Kohlendioxid zum Rohstoff wird

Autor / Redakteur: Dr. Julia Weiler* / Dr. Ilka Ottleben

Praktisch wäre es, wenn man das Treibhausgas Kohlendioxid in eine nützliche Chemikalie verwandeln könnte. Bislang fehlte es den Katalysatoren aber an Effizienz. Forscher haben nun einen Katalysator auf der Basis von plasmabehandeltem Kupfer entdeckt, der das Klimagas Kohlendioxid hochselektiv in Ethylen umwandelt – einen wichtigen Ausgangsstoff für die chemische Industrie.

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Sie forschen an neuen Katalysatoren, die Kohlendioxid umwandeln: Hemma Mistry (links) und Beatriz Roldan Cuenya. (Ausschnitt)
Sie forschen an neuen Katalysatoren, die Kohlendioxid umwandeln: Hemma Mistry (links) und Beatriz Roldan Cuenya. (Ausschnitt)
(Bild: © RUB, Tim Kramer; www.rub.de)

Bochum – Bislang existierende Katalysatoren für die Umwandlung von Kohlendioxid in nützliche Chemikalien waren nicht effizient genug. Ein Problem: Die Materialien besitzen keine hohe Selektivität; sie produzieren sehr wenig Ethylen und zu viele ungewollte Nebenprodukte. In dem vorliegenden Fall, den die Forscher um Prof. Dr. Beatriz Roldan Cuenya von der Ruhr-Universität Bochum jüngst publizierten, ist dies nun anders.

Mehr Selektivität des Katalysators durch Plasmabehandlung

Doktorandin Hemma Mistry vom Bochumer Institut für Experimentalphysik IV nutzte Kupferfilme als Katalysatoren, die sie zuvor mit einem Sauerstoff- und Wasserstoffplasma behandelte. Dadurch veränderte sie die Eigenschaften der Kupferoberfläche, machte sie zum Beispiel rauer oder weniger rau und oxidierte das Material. Die Wissenschaftlerin variierte die Plasmaparameter so lange, bis sie die optimalen Oberflächeneigenschaften gefunden hatte.

Ihr bester Katalysator erreicht eine höhere Ethylen-Produktionsrate als herkömmliche Kupferkatalysatoren. Gleichzeitig arbeitet er sehr selektiv, sodass kaum unerwünschte Nebenprodukte entstehen. „Es ist ein neuer Rekord für dieses Material“, resümiert Beatriz Roldan Cuenya.

Mechanismus entschlüsselt

Die Forscher entschlüsselten auch den Grund für den Erfolg der Plasmabehandlung. Mit Synchrotronstrahlung untersuchten sie den chemischen Zustand des Kupferfilms während der Katalyse der Reaktion. So fanden sie die Ursache für die hohe Ethylen-Selektivität. Entscheidend dafür waren positiv geladene Kupferionen an der Katalysatoroberfläche.

Zuvor war man davon ausgegangen, dass Kupfer unter den Reaktionsbedingungen nur in seiner ungeladenen metallischen Form vorliegen kann. Eine Annahme, die die Forscher nun widerlegten und in zusätzlichen mikroskopischen Analysen bestätigten.

„Die Ergebnisse eröffnen neue Möglichkeiten für das gezielte Design von Katalysatoren auf der Nanoskala mit gewünschter Aktivität und Selektivität“, sagt Beatriz Roldan Cuenya, Leiterin des Instituts für Experimentalphysik IV an der RUB mit den Schwerpunkten Festkörper- und Oberflächenphysik.

Kooperationspartner und Förderung

Für die Studie kooperierte die Gruppe von Beatriz Roldan Cuenya aus Bochum mit der Gruppe von Prof. Dr. Peter Strasser von der Technischen Universität Berlin, der Gruppe von Prof. Dr. Judith C. Yang von der Universität von Pittsburg und der Gruppe von Dr. Eric A. Stach von dem Brookhaven National Laboratory. Das Team nutzte die Versuchsanlagen an der Stanford-Synchrotron-Strahlungsquelle.

Finanzielle Unterstützung für die Studie kam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (#03SF0523, CO2EKAT), der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Exzellenzclusters Resolv (EXC 1069) sowie der US National Science Foundation (NSF-Chemistry 1213182 und NSF-DMR 1207065) und dem Office for Basic Energy Sciences des US Department of Energy (DE-FG02-08ER15995).

Originalveröffentlichung: Hemma Mistry et al.: Highly selective plasma-activated copper catalysts for carbon dioxide reduction to ethylene, in: Nature Communications, 2016, DOI: 10.1038/ncomms12123

* Dr. J. Weiler: Ruhr-Universität Bochum, 44801 Bochum

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