2. Mit Klimarisiken umgehen: Grundlagen für Risikomanagement schaffen
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels sind schwer abzuschätzen. Zu einem großen Teil liegen sie in der Zukunft und sind von vielen lokalen Faktoren abhängig. Die Risiken, die durch die Folgen des Klimawandels entstehen, müssen jedoch genauer identifiziert und charakterisiert und – wo möglich – in Bezug auf Wahrscheinlichkeit und Schadensausmaß quantifiziert werden. Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft brauchen hinreichend gesichertes Wissen, um sich an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel anzupassen und den Klimawandel gleichzeitig durch tiefgreifende Veränderungen – Stichwort: Low Carbon Society (kohlenstoffarme Gesellschaft) – zu begrenzen. Bisher jedoch fehlt ein auf den besten klimawissenschaftlichen Informationen beruhendes Risikomanagement, das es erlaubt, die Vor- und Nachteile von klimapolitischen Entscheidungen besser abzuwägen.
Die Wissenschaftler und Experten machen daher im DKK-Positionspapier Vorschläge, wie besseres Wissen über künftige Klimarisiken erzeugt werden kann. Dafür fordern sie sowohl eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Natur- und Sozialwissenschaftlern als auch eine transdisziplinäre Zusammenarbeit mit Praxispartnern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Während die Sozialwissenschaften wirtschaftliche und soziale Folgen des Klimawandels identifizieren und mögliche Entwicklungspfade aufzeigen sollten, müssten Praxispartner einbezogen werden, um die gesellschaftlich relevantesten Fragen und Forschungsprioritäten herauszufinden.
Der Umweltökonom Gernot Klepper zeigte Konsequenzen dieses Vorgehens auf:„Es hat nicht unbedingt das Klimaphänomen höchste Priorität für die Forschung, über das wir am wenigsten wissen. Sondern die Forschung sollte sich auf die Klimaphänomene konzentrieren, bei denen das Wissensdefizit mit hohen gesellschaftlichen Schäden und Kosten einhergeht, oder wo die Politik zeitnah Entscheidungen fällen muss, zum Beispiel bei der Umsetzung der Energiewende. Hier müssen Wissenschaftler bessere Entscheidungsgrundlagen liefern.“
3. Klimaforschung in der demokratischen Gesellschaft: Neue Forschungsfelder und eine passgenaue Politikberatung
Da die Bewältigung des Klimawandels in erster Linie mit Umsetzungsproblemen verbunden ist, steigt auch der Bedarf an wissenschaftsbasierter Beratung zu gesellschaftlichen Handlungsmöglichkeiten und Lösungsoptionen. Die Politikwissenschaftlerin Silke Beck erläuterte:„Wissenschaftler müssen dafür noch besser verstehen, unter welchen Bedingungen Wandel in einer demokratischen Gesellschaft möglich ist, welche Rolle Klimawissenschaftler dabei spielen können und welche Angebote für die Politikberatung benötigt werden. Daraus ergeben sich neue Forschungsfragen, die Gegenstand einer sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung werden müssen.“
Großen Wert legen die Forscher und Experten auf eine systematische Weiterentwicklung der wissenschaftsbasierten Politikberatung in einem kontinuierlichen Dialog mit den beteiligten Akteuren und Institutionen. In einem ersten Schritt sollte eine empirische Bestandsaufnahme der bestehenden Beratungsangebote vorgenommen und dann erforscht werden, ob Instrumente und Strukturen den Fragestellungen und Zielen angemessen sind. Kaum beforscht sind bisher die Auswirkungen von Klimaschutzpolitiken, wie beispielsweise der Emissionshandel, kritisieren die Klimaforscher, und fordern sogenannte Ex-Post-Analysen.
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