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Eppendorf zeichnet Arbeit von Andrea Ablasser aus Wie unser Immunsystem Angreifer erkennt

Redakteur: Christian Lüttmann

Das menschliche Immunsystem basiert auf einem äußerst komplexen Zusammenspiel aus Botenstoffen, Rezeptoren, Zellen und mehr. Andrea Ablasser vom Global Health Institute im schweizerischen Lausanne hat sich der Aufgabe angenommen, wichtige Mechanismen dieses Systems näher zu untersuchen. Ihre erfolgreiche Arbeit wurde am 21. Juni mit dem Eppendorf Award for Young European Investigators 2018 honoriert.

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Prof. Dr. Andrea Ablasser, Gewinnerin des Eppendorf Award for Young European Investigators 2018
Prof. Dr. Andrea Ablasser, Gewinnerin des Eppendorf Award for Young European Investigators 2018
(Bild: LABORPRAXIS/Platthaus)

Heidelberg – Fast hätte Prof. Dr. Andrea Ablasser es nicht zu ihrer Preisverleihung geschafft – ihr ursprünglicher Flug war gecancelt worden. Zum Glück hatte die Immunologin vom Global Health Institute in Lausanne es noch früh genug ins EMBL-Gebäude in Heidelberg geschafft. Dort nahm sie die mit 20.000 € dotierte Auszeichnung und die Glückwünsche der Jury in Empfang.

Der Eppendorf Award sei nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern im Besonderen auch eine ideelle Wertschätzung für wegweisende Forschung und ein Türöffner in der Welt der Wissenschaft, betont Vorjahressieger Tom Baden in einem Videogruß an die Preisträgerin.

„Ich fühle mich sehr geehrt, den renommierten Eppendorf Award zu erhalten“, sagt Ablasser und dankt auch ihrem engagierten Team. „Wir sind fasziniert von den fundamentalen Mechanismen der angeborenen Immunerkennung zur Abwehr von Pathogenen und hoffen, dass unsere Forschung künftig zur Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten beitragen wird.“

Immunsystem oder Gehirn – was ist komplexer?

Die junge Forscherin hat in diesem Jahr die Jury mit ihrer Forschung zu einem wesentlichen Schritt in der angeborenen Immunabwehr überzeugt. Der Juryvorsitzende Prof. Reinhard Jahn vom Max Planck Institut für Biophysikalische Chemie zeigte sich in seiner Laudatio von dieser Leistung tief beeindruckt. „Als Neurologe behaupte ich gerne, dass das Gehirn unser komplexestes Organ ist. Aber nun komme ich ins Grübeln, ob nicht das Immunsystem zumindest vergleichbare Komplexität hat“, räumt er ein.

„Andrea Ablassers Arbeit erklärt Mechanismen, durch die Zellen über das Eindringen von Fremd-DNA informiert werden. Kürzlich konnte sie nachweisen, dass derselbe Mechanismus in alternden Zellen ausgelöst wird und so zur Seneszenz beiträgt“, fasst die Jury zusammen. Die Forschungsergebnisse könnten zur Entwicklung neuer Therapieansätze für mikrobielle Infektionen oder autoinflammatorische Syndrome beitragen.

Immunsystem verstehen, um Viren zu behandeln

Für Ablasser ist der Eppendorf Award nicht die erste Auszeichnung. Dennoch gesteht sie, dass sie in ihren Laboren entspannter ist als bei Abendveranstaltungen zu ihren Ehren. „Da ich mich wohler fühle, über Wissenschaft zu reden als über andere Dinge, würde ich jetzt gerne mit meinem Vortrag weitermachen“, sagt die junge Forscherin vor der Präsentation ihrer Arbeit.

Ablassers kurzer Überblick über die Phänomene der Immunabwehr unterstreicht Jahns Aussage aus der Laudatio: Ihr Forschungsgebiet ist äußerst komplex. Doch das tiefere Verständnis unseres Immunsystems hat enormes Potenzial zum Beispiel für die Therapie von Viruserkrankungen. Die Erkennungsmuster, die Ablasser untersucht hat, könnten unter anderem beim Kampf gegen das Adenovirus, das Denge Virus oder HIV helfen. Konkrete Medikamente für den Menschen müssen jedoch in zukünftigen Projekten erforscht werden. Möglicherweise wartet dann der nächste Preis auf Ablasser.

Originalpublikation: Selene Glück, Baptiste Guey, Muhammet Fatih Gulen, Katharina Wolter, Tae-Won Kang, Niklas Arndt Schmacke, Anne Bridgeman, Jan Rehwinkel, Lars Zender & Andrea Ablasser: Innate immune sensing of cytosolic chromatin fragments through cGAS promotes senescence. Nature Cell Biology volume 19, pages 1061–1070 (2017), DOI:10.1038/ncb3586

(ID:45367557)