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Synthesebericht des Klimarates Unaufhaltsam, aber abschwächbar: Klimawandel erfordert stärkeres Handeln

Quelle: Pressemitteilung Umweltbundesamt (UBA) Lesedauer: 4 min

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Die schlechte Nachricht: Der Klimawandel ist nicht mehr zu stoppen. Die gute Nachricht: Er lässt sich noch abschwächen, sodass wir mit ihm leben können. Dies ist das Fazit des aktuellen Berichts des Weltklimarates. Dafür braucht es allerdings einen immensen Rückgang der weltweiten Treibhausgasemissionen. Die Experten geben Hinweise, wie sich CO2-Einsparungen realisieren lassen.

Ohne deutlich stärkere Maßnahmen ist das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu erreichen, warnen die Experten des Weltklimarates (Symbolbild).
Ohne deutlich stärkere Maßnahmen ist das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu erreichen, warnen die Experten des Weltklimarates (Symbolbild).
(Bild: sveta - stock.adobe.com)

Es ist wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen: steigende Treibhausgasemissionen durch menschliche Aktivitäten haben die globale Erwärmung verursacht. Die globale Oberflächentemperatur lag im vergangenen Jahrzehnt rund 1,1 °C über dem vorindustriellen Niveau – Tendenz weiter steigend.

Der Klimawandel in 26 Fakten
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Besonders in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Geschwindigkeit vieler Änderungen im ⁠Klimasystem⁠ nochmals zugenommen. Daraus resultieren weltweit gefährliche und zunehmend irreversible Verluste und Schäden in der Natur und sämtlichen Volkswirtschaften. Der ⁠Klimawandel⁠ gefährdet dadurch das Leben von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt. Die zunehmenden klimabedingten Risiken werden zusätzlich verstärkt durch andere menschliche Einflüsse wie Umweltverschmutzung sowie Fragmentierung, Verlust und ⁠Degradierung⁠ von Lebensräumen. Insgesamt droht das Aussterben von zehntausenden von Spezies und damit immense Verluste an ⁠Biodiversität⁠.

Bereit für Klimaschutzmaßnahmen

Um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen und eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen auf dieser Welt zu ermöglichen, sind sofortige und drastische Minderungen der Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) notwendig, wie der Weltklimarat (IPCC) in seinem neuesten Bericht betont. Global müssen die Treibhausgasemissionen ihren Scheitelpunkt schon im nächsten Jahr erreichen und bereits bis 2030 im Vergleich zum heutigen Niveau fast halbiert werden, also in nur sieben Jahren. Die CO2-Emissionen müssen bis 2050 sogar auf Netto-Null sinken. Schon heute gibt es in jedem Sektor wirtschaftliche Maßnahmen und Optionen, um dies zu erreichen. Die Technologien dafür sind alle verfügbar, insbesondere bei Solar- und Windenergie sowie der Batterietechnik.

Viele weitere Informationen zu Minderungsoptionen, deren Potenzialen und Kosten finden sich im vorliegenden ⁠IPCC⁠-Synthesebericht – auch zusammengefasst in der so genannten „Summary for Policymakers“.

Weitere wichtige Erkenntnisse aus dem IPCC-Synthesebericht

Insbesondere Personen mit hohem sozioökonomischen Status tragen überproportional zum Klimawandel bei und haben das größte Potenzial, ihre Emissionen zu mindern: Die 10 % der Haushalte mit den global höchsten Pro-Kopf-Emissionen verursachen 34 bis 45 % der weltweiten Treibhausgasemissionen, während die unteren 50 % nur 13 bis 15 % zu den Gesamtemissionen beitragen.

Allein schon nachfrageorientierte Maßnahmen (insbesondere in den Bereichen Gebäude, Verkehr und Ernährung) können die gesamten THG-Emissionen bis 2050 um 40 bis 70 % senken. Dazu zählen auch die systemische Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, verbessertes Recycling und energieeffizientere Gebäude.

Es gilt nun, alle verfügbaren Klimaschutzmaßnahmen möglichst schnell umzusetzen, denn bereits jede weitere geringfügige Erhöhung der globalen Mitteltemperatur erhöht auch die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Vielzahl von Risiken für Mensch und Umwelt. Aus diesem Grund ist es auch so, dass 1,5 °C Erwärmung deutlich erträglicher wären als 1,6 °C, und diese wiederum als 1,7 °C, und so weiter. Es zählt daher jede Tonne an Treibausgasemissionen.

Es gibt zwar unerprobte Technologien, um CO2 nachträglich wieder aus der ⁠Atmosphäre⁠ zu entfernen, jedoch sind diese, im Vergleich zu anderen Maßnahmen, mit viel höheren Kosten sowie außerdem einer Reihe von Risiken verbunden. Zudem sind sie kein Ersatz für sofortige, tiefgreifende und nachhaltige Emissionsminderungen. Denn falls die Grenze einer Erwärmung um 1,5 °C überschritten wird, drohen neben den bereits erwähnten irreversiblen Schäden auch Rückkopplungs-Mechanismen („Feedback-Effects“), die vom Klimawandel ausgelöst werden, diesen aber auch wiederum weiter verstärken. Dazu zählen etwa großflächige Waldbrände, das Absterben des Amazonas-Regenwaldes oder das Auftauen von Permafrostböden, was mit einer immensen Freisetzung von Methan verbunden wäre.

Leben mit dem Klimawandel

Ambitionierte Bemühungen zur Verminderung der Emissionen von Treibhausgasen sind absolut notwendig – und doch nur eine Seite der Medaille. Die andere heißt: Anpassung.

Je weniger ambitioniert der ⁠Klimaschutz⁠ ausfällt, umso stärker werden Klimarisiken zunehmen, insbesondere Extremereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkniederschläge, sowohl global als auch regional. Die Hitzewellen und Überschwemmungen der vergangenen Jahre sind auch vielen Menschen in Deutschland noch sehr deutlich vor Augen.

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Insgesamt erhöht sich die Notwendigkeit zur Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel. Gleichzeitig verringert sich aber die Effektivität von Anpassungsmaßnahmen bei höheren Erwärmungsniveaus. Klimarisiken und Anpassungsmaßnahmen müssen dabei im Kontext mit weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen gesehen werden, z. B. veränderte ⁠Landnutzung⁠, wirtschaftliche Entwicklung, Lebensstile und Konsumverhalten. Viele Maßnahmen, zum Beispiel Hitzeaktionspläne oder die wassersensible Stadtentwicklung, sind bereits in der Umsetzung.

Besonders wichtig ist die ökosystembasierte Anpassung, zum Beispiel Moorschutz oder Renaturierung von Flüssen. Solche Maßnahmen verbinden idealerweise Klimaanpassung und Klimaschutz: Sie wirken als Kohlenstoffsenken und machen Ökosysteme resilient gegenüber dem Klimawandel.

Sofortiges Handeln ist entscheidend, denn der IPCC-Bericht zeigt klar: In einigen Regionen und Sektoren können auch Grenzen der Anpassung für Ökosysteme und Gesellschaften erreicht werden, insbesondere bei starkem Klimawandel.

Fazit: Noch viel zu wenig Klimaschutz umgesetzt

Die Entscheidungen und Maßnahmen von heute, werden sich über Tausende von Jahren auswirken. Die bisherigen Bemühungen, die Treibhausgasemissionen zu mindern, reichen laut IPCC-Konsortium bei weitem nicht aus und würden in den nächsten 70 Jahren auf eine 3,2 °C wärmere Welt hinauslaufen, mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt. Es liegt also an allen, aber besonders an den wohlhabenden Teilen der Welt, jetzt einen konsequent an Klimaschutz ausgerichteten ⁠Entwicklungspfad⁠ einzuschlagen, mit all seinen Herausforderungen aber auch Chancen für eine gerechtere Welt. Wenn die globalen Treibhausgasemissionen nicht sofort, schnell und in großem Umfang reduziert werden, wird es nicht mehr möglich sein, die globale Erwärmung auf 1,5 °C oder sogar auf 2 °C zu begrenzen und damit eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern.

Das Umweltbundesamt (UBA) hat an der Erstellung und Verabschiedung aller Berichte des IPCC im 6. Berichtszyklus mitgewirkt. Zuletzt unterstützten ⁠UBA⁠-Mitarbeiter als Teil der Deutschen Delegation die Verabschiedung des Syntheseberichts auf der 58. IPCC-Plenarsitzung in Interlaken. Mit der kommenden 59. IPCC-Sitzung im Juli 2023 in Nairobi wird der 6. Berichtszyklus abgeschlossen und der neue siebte Berichtszyklus gestartet.

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