Anbieter zum Thema
LABORPRAXIS: Vakuum könnte also dazu beitragen, E-Mobilität zum Erfolg zu führen. Gibt es weitere Zukunftstechnologien, die ohne Vakuum undenkbar wären?
Griegel: Nanotechnologie gehört sicherlich dazu. Bei den Möglichkeiten, die sich durch neue Materialien wie die Graphene erschließen, kratzen wir erst an der Oberfläche. Doch Vakuumtechnik ist bei all dem immer nur ein Werkzeug. Daher gilt es, Plug-and-Play-Geräte zu entwickeln. Vakuum muss einfach auf Knopfdruck vorhanden sein und darf die Prozesse nicht stören.
Steigler: Sicherlich noch weit in der Zukunft liegt die Umsetzung des Projekts Hyperloop. Eines Tages werden wir vielleicht in Transportkapseln durch eine evakuierte Röhre befördert werden. Die ersten Tests sind bereits durchgeführt und unsere Vakuumpumpen wurden dabei eingesetzt.
LABORPRAXIS: Wie werden sich Vakuumsysteme verändern, die in Labortechniken wie Massenspektrometern oder Röntgenanalysatoren Eingang finden? Leise und wartungsarm kann doch nicht alles sein.
Sydow: Wir werden der Mensch-Maschine-Schnittstelle immer mehr Beachtung schenken. Der Smartphone nutzende User will jederzeit über alles informiert sein – am besten über eine App. Wie sehen Drehzahl, Temperatur und Stromverbrauch aus? Wann steht eine Wartung an? Als Maschinenbauer müssen wir mit der Zeit gehen und immer mehr Elektronik, Sensorik und Software bereitstellen. Augmented Reality, bei der der Kunde etwa mittels Datenbrille bei der Wartung unterstützt wird, und die Möglichkeiten der Ferndiagnose, bei der ein Leybold-Servicetechniker ihn von der Zentrale aus unterstützt, werden immer wichtiger. Wir bieten schon heute an, übers Internet auf die Systeme zu gucken.
LABORPRAXIS: Wie offen sind Ihre Kunden derartigen Ideen gegenüber?
Sydow: Viele sind sehr zurückhaltend, auch wenn sie den Gewinn an Verfügbarkeit sehr gerne hätten. Halbleiterfirmen beispielsweise vernetzen vorwiegend ihre Geräte selbst innerhalb der Fabrik. Die Zustandsüberwachung hat dort einen sehr hohen Stellenwert.
LABORPRAXIS: Ist die Ferndiagnose auch für große Labore interessant?
Sydow: Ja. In Europa ist zwar ein Servicetechniker schnell vor Ort. In China oder USA ist das anders. Anstatt dort Backup-Systeme vorzuhalten, wäre mit einer Ferndiagnose schneller geholfen.
LABORPRAXIS: Welche Entwicklungsaufgaben stehen an, um vorausschauende Instandhaltung zu ermöglichen?
Sydow: Man braucht einen Sensor, der den Zustand der Pumpe erfassen kann, und muss seine Signale interpretieren können. Das ist nicht immer so einfach, wie es klingt. Aus der steigenden Stromaufnahme eines Antriebs kann man auf ein defektes Kugellager schließen. Oder der Gasdurchsatz steigt gerade an. Um das zu unterscheiden, müssen die Signale verschiedener Sensoren in Kombination interpretiert und die Historie betrachtet werden. Wir stehen hier noch am Anfang, sind aber der Überzeugung, dass man mit Predictive Maintenance, das heißt vorhersagbarer Wartung, viel Geld sparen und gleichzeitig die Produktionssicherheit erhöhen kann.
Griegel: Eine noch weitergehende Vision ist: Die Vakuumpumpen unterhalten sich und schalten sich bei Bedarf gegenseitig zu. Das wäre mit der heutigen Technik schon machbar. Funktionierende Netzwerke können die Up-Time maximieren – und das ohne menschliches Zutun.
(ID:44590061)