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LABORPRAXIS: Leybold wurde im vergangenen Jahr von Atlas Copco übernommen, einem Unternehmen, das zu den Marktführern im Sektor Kompressortechnik gehört. Wird das Vorteile bringen?
Steigler: Wir sehen große Synergien auf der Fertigungsebene. Atlas Copco nutzt die gleichen schnelldrehenden Maschinen und verarbeitet zum Teil die gleichen Materialien wie wir. Das wird im Einkauf Vorteile bringen und unserer Fertigung Optimierungsmöglichkeiten eröffnen. Gerade bei den Herausforderungen, die die Entwicklung von Human Machine Interfaces mit sich bringt, hoffen wir, von der weiter vorangeschrittenen Kompressortechnik zu profitieren. Zudem ist Atlas Copco ein sehr stabiles Unternehmen mit hervorragenden betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und 44000 Mitarbeitern. Für die zukunftsgerichtete Entwicklung sehen wir sehr gute Möglichkeiten.
LABORPRAXIS: Doch zunächst steht bei Ihnen der Abbau von Personal an. Das bringt sicherlich Unruhe ins Unternehmen.
Steigler: Das ist richtig. Doch alle Unternehmen unter dem Dach von Atlas Copco müssen in sich selbst stabil sein. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und alte Strukturen, die nicht gerade kostensenkend waren, abbauen. Wir werden unsere eigene Struktur wieder so herstellen, dass wir nachhaltig profitabel sind. Das ist mit harten Einschnitten verbunden. Zugleich wird darauf geachtet, das so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.
LABORPRAXIS: Viele Ihrer Kunden benötigen sicherlich auch Kompressoren. Wird sich die Übernahme auf die Verkaufsstrukturen auswirken?
Sydow: Wir haben uns das angeschaut. Aber letztendlich werden Kompressoren und Vakuumpumpen zwar in denselben Unternehmen eingesetzt, jedoch an einer ganz anderen Ecke. Unser Brand Leybold wird jedenfalls erhalten bleiben.
LABORPRAXIS: Welche Bedeutung hat E-Commerce für Sie?
Griegel: Zubehör, Ersatzteile oder Vakuumpumpen für Standardanwendungen werden mehr und mehr via Internet geordert. Wird ein Produkt über den Shop angefragt, für das Beratung notwendig ist, bekommen unsere Sales-Mitarbeiter eine Information und können proaktiv auf den Kunden zugehen. In unserem Geschäft bedingt das aber einen sensiblen Umgang mit dem Thema Exportkontrolle. Vakuumtechnik kann zur Herstellung von atomwaffenfähigem Uran verwendet werden. Wir gehen daher zum Teil sogar über die BAFA-Anforderungen hinaus.
LABORPRAXIS: Sie werden also Ihre Wachstumsstrategie, was die Marktbearbeitung angeht, weiterverfolgen?
Sydow: Ja, zumindest ändern wir die Strategie nicht merklich. Unser Fokus bleibt auf den beschriebenen Marktsegmenten, wobei die Prozessindustrie das wichtigste bleibt. Weiterhin sehr hohe Bedeutung wird der Forschungsmarkt haben, sowohl die Großforschung als auch die Labore der Universitäten. Immer wichtiger wird der Service. Dafür entsteht ein eigener Bereich.
LABORPRAXIS: Wird Ihr Servicegeschäft in das von Atlas Copco eingegliedert? Und könnten eventuell sogar neue Geschäftsmodelle erwachsen, etwa der Verkauf von „Vakuum“ anstelle von Vakuumtechnik?
Steigler: Wir sind hier noch in der Evaluierungsphase. Aufgrund der Zusammengehörigkeit mit Atlas Copco kann sich der Service jedenfalls auf Basis ganz anderer Manpower-Strukturen entwickeln.
Griegel: Was das Angebot von „Vakuum“ angeht, ist es komplexer. Im Unterschied zu Kompressoren, wo man auf Basis einer Anwendung definieren kann, wieviel Kubikmeter Druckluft am Tag benötigt wird, müsste der Vakuumkunde viele Fragen beantworten: Welche Zykluszeiten haben Sie, welche Prozessgase pumpen Sie, welche Anforderungen hat die Anwendung? Alle Eventualitäten berücksichtigende Angebote sind daher nicht möglich und werden deshalb in der Regel individuell an die Kundenanforderungen angepasst. Sonst würden Preise ins Blaue geschossen – und solche Preise sind in der Regel nicht bezahlbar. Vakuumtechnik ist und bleibt auch in Zukunft ein beratungsintensives Geschäft.
Vielen Dank für das Gespräch Frau Dr. Sydow, Frau Steigler und Herr Griegel.
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