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Personalisierte Medizin Weniger Nebenwirkungen: Medikamentendosis den Genen anpassen

Quelle: Pressemitteilung Bosch Health Campus

Ein DNA-Medikamentenpass soll laut einer Lancet-Studie die Nebenwirkungen von Medikamenten signifikant reduzieren. Forscher haben das auf die Gene angepasste Behandlungsmodell Modell mit rund 7.000 Probanden getestet und sehen darin einen vielversprechenden Ansatz für die personalisierte Medizin.

Die Dosis ist entscheidend – ist sie auf die genetische Ausstattung von Patienten abgestimmt, haben diese weniger Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen, Infektionen oder Blutbildveränderungen (Symbolbild).
Die Dosis ist entscheidend – ist sie auf die genetische Ausstattung von Patienten abgestimmt, haben diese weniger Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen, Infektionen oder Blutbildveränderungen (Symbolbild).
(Bild: frei lizenziert – danilo.alvesd / Unsplash)

Bei Medikamenten hängt der Therapieerfolg unter anderem von der Dosierung ab. Zu viel Wirkstoff kann verstärkte Nebenwirkungen hervorrufen, zu wenig Wirkstoff, und der gewünschte Behandlungseffekt fällt zu schwach aus oder wird gar ganz verfehlt. Um hier möglichst gute Ergebnisse zu erhalten, ist die Dosierung üblicherweise auf das Patientenalter und Körpergewicht angepasst. Doch nicht nur hier ist es sinnvoll, mit dem Ansatz „One-size-fits-all“ (eine Einheitsgröße für alle) als allgemeines Prinzip bei der Verschreibung von Medikamenten zu brechen. Denn aufgrund von Unterschieden in ihrer genetischen Ausstattung können Patienten auch individuell sehr verschieden auf Medikamente reagieren. So bauen manche Menschen Medikamente stark verzögert ab und benötigen daher eine niedrigere Dosis, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Personalisierte Arzneimitteltherapien wären hier von großem Nutzen.

Mit einem Medikamentenpass, wie er in der Studie verwendet wurde, können Patienten künftig wirksamer und sicherer behandelt werden.
Mit einem Medikamentenpass, wie er in der Studie verwendet wurde, können Patienten künftig wirksamer und sicherer behandelt werden.
(Bild: Leiden University Medical Center (LUMC))

Um diese zu ermöglichen, hat ein internationales Forschungskonsortium einen „DNA-Medikamentenpass“ entwickelt, der die genetische Ausstattung von Patienten mit Medikamenten verknüpft. Die zugehörige Studie ergab, dass Patienten, die den Medikamentenpass aktiv nutzen und deren Dosis entsprechend ihrer DNA angepasst war, 30 Prozent weniger schwerwiegende Nebenwirkungen hatten als solche, denen eine Standarddosis verschrieben worden war.

Behandlung an Genen optimiert

Rund 7.000 Patienten aus sieben europäischen Ländern haben an der Studie teilgenommen, die verschiedene medizinische Bereiche berücksichtigte wie die Onkologie, Kardiologie, Psychiatrie und Allgemeinmedizin. Die Forscher untersuchten zwölf ausgewählte Gene, für die bereits ein Zusammenhang mit Medikamenten bekannt war. Es zeigte sich, dass 50 Arten von Genvarianten die Wirkung von 39 ausgewählten Medikamenten beeinflussen.

Nach der Verschreibung der Medikamente wurden die Patienten weiter begleitet, um eventuelle Nebenwirkungen, wie Muskelschmerzen, Blutbildveränderungen, Durchfall oder Infektionen zu erfassen. Diejenigen, die eine an ihre spezifischen Erbinformationen angepasste Dosierung erhielten, zeigten weniger Nebenwirkungen. Die Verwendung eines DNA-Medikamentenpasses wurde von den Patienten zudem positiv aufgenommen, weil sie das Gefühl hatten, aktiv an ihrer Behandlung beteiligt zu sein.

DNA-Medikamentenpass als Zukunftsmodell?

„Zum ersten Mal haben wir gezeigt, dass eine ‚maßgeschneiderte‘ Strategie in großem Maßstab in der klinischen Praxis funktioniert. Wir haben nun genügend Belege, um mit der Umsetzung zu beginnen“, sagt Henk-Jan Guchelaar vom Leiden University Medical Center. Matthias Schwab, Leiter des IKP am Bosch Health Campus ergänzt: „Die Studie belegt, dass eine genetische Testung zur Vermeidung von Nebenwirkungen von Ärzt:innen, der beteiligten Apotheker:innen und vor allem von Patient:innen sehr gut angenommen wird.“

Mit dem Pass können Ärzte ihre Patienten künftig individualisiert behandeln, das heißt eine auf sie zugeschnittene Dosierung der Medikamente auswählen. Die Forscher gehen davon aus, dass eine Übernahme der Kosten für personalisierte Arzneimitteltherapien durch die Krankenkassen aufgrund der Studienergebnisse erleichtert wird. „Auf diese Weise können wir die Behandlung für jeden Einzelnen wirksamer und sicherer machen“, fasst Guchelaar zusammen. (clu)

Originalpublikation: Prof Jesse J Swen et al.: A 12-gene pharmacogenetic panel to prevent adverse drug reactions: an open-label, multicentre, controlled, cluster-randomised crossover implementation study, The Lancet, Volume 401, Issue 10374, 4–10 February 2023, Pages 347-356; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01841-4

(ID:49051906)

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