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Furcht „verlernen“
Für Verhaltenstherapien liefert das Projekt ebenfalls wichtige Ansatzpunkte. So wurde im Mausmodell untersucht, wie Furcht erlernt und wieder verlernt werden kann. „Bei Mäusen wie beim Menschen wird im Laufe der Entwicklung ein Furchtgedächtnis aufgebaut. Dieses ist evolutionär gesehen wichtig, damit Gefahren schnell erkannt und vermieden werden können“, erklärt Ramon Tasan. „Bei der Auslöschung von Furcht wird die Information in einem eigenen Extinktionsgedächtnis gespeichert, welches wiederum das Furchtgedächtnis spezifisch unterdrückt.“ Mäuse erlernten in Versuchsreihen mittels pawlowscher Konditionierung, einen Ton als Gefahr zu identifizieren und diesen später wieder als ungefährlich im Extinktionsgedächtnis zu speichern und damit die Auslöschung zu bewirken. Diese Effekte konnten durch Y2-Rezeptoren verstärkt werden.
Hunger löscht Angst
Dabei zeigte sich, wie eng die neuronalen Schaltkreise für die Nahrungsaufnahme und die Angstregulierung verflochten sind: „Wir haben entdeckt, dass eine Aktivierung der Y4- Rezeptoren durch das Neuropeptid Y das Hungergefühl beeinflusst. Tiere, die keinen Y4- Rezeptor besitzen, waren schlanker, ihnen fehlte jedoch die Fähigkeit zur Angstauslöschung“, erläutert Tasan. „Diese konnten wir jedoch durch eine Adaptierung der Fütterung beeinflussen: Mäuse, denen vor dem Prozess der Angstauslöschung 16 Stunden kein Futter verabreicht wurde, konnten ihre Angstbewältigung verbessern, sie hatten ein stark verringertes Langzeit-Angstgedächtnis, wobei Kurzzeitgedächtnis und Lernen unbeeinflusst blieben.“
Die kürzlich veröffentlichten Erkenntnisse des FWF-Projekts eröffnen neue Möglichkeiten zur Entwicklung treffsicherer Medikamente sowie verhaltenstherapeutischer Ansätze gegen Angststörungen.
Originalpublikationen:
Tasan R.O., Verma D., Wood J., Lach G., Hormer B., de Lima T.C., Herzog H., Sperk G.: The role of Neuropeptide Y in fear conditioning and extinction. Neuropeptides 55:111 – 126. Epub 2015 Sep 25., http://doi.org/f3sxsf
Verma D., Hormer B., Made V., Beck-Sickinger A., Herzog H., Sperk G., Tasan R.O.: Pancreatic polypeptide and its central Y4 receptors are essential for cued fear extinction and permanent suppression of fear. (2016a) Br J Pharmacol [Epub ahead of print] http://doi.org/f3s2x3
Verma D., Wood J., Lach G., Herzog H., Sperk G., Tasan R.: Hunger Promotes Fear Extinction by Activation of an Amygdala Microcircuit. (2016b) Neuropsychopharmacology 41: 431 – 439. Epub 2015 Jun 11. http://doi.org/f3svrn
Verma D., Wood J., Lach G., Mietzsch M., Weger S., Heilbronn R., Herzog H., Bonaventure P., Sperk G., Tasan R.O.: NPY Y2 receptors in the central amygdala reduce cued but not contextual fear. (2015) Neuropharmacology 99: 665 – 674. Epub 2015 Aug 24. http://doi.org/f3sxbj
(ID:44392091)