Intraoperative Fluoreszenz-Technik Fluoreszenzgestützte Resektion von malignen Gliomen
Bei der Resektion von Hirntumoren müssen Neurochirurgen immer wieder zwischen der möglichst vollständigen Tumorentfernung und Erhaltung neurologischer Funktionen abwägen. Die intraoperative Fluoreszenz-Technik hilft dem Chirurgen dabei, sich möglichst nah an die Grenzen heranzutasten.
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Cottbus – Die Frage, ob ein Gehirntumor operiert werden kann, muss heute danach gestellt werden, ob die Operation sinnvoll ist, denn mit modernen Operationstechniken ist mittlerweile jede Tumorlokalisation möglich. Ein Beispiel ist die GPS-ähnliche Neuronavigation, die sowohl die Planung der Operation, als auch die intraoperative Orientierung erheblich verbessert. Bei malignen Gliomen, die mit etwa 30 Prozent zu den häufigsten Hirntumoren gehören und derzeit unheilbar sind, ist die genaue Lokalisation allerdings nicht die einzige Herausforderung.
Kein Sicherheitsspielraum bei der Resektion
„Maligne Gliome wachsen infiltrierend und selbst unter einem stark vergrößernden Operationsmikroskop sind die Randbereiche des Tumors nur schwer von gesundem Gewebe unterscheidbar. Bei einem Hirntumor können wir nicht zur Sicherheit noch etwas angrenzendes Gewebe entfernen, denn es handelt sich dabei ja immer um funktionales Gewebe“, erläutert Dr. med. Carsten Schoof, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus, Deutschland. „Seit Anfang 2008 setzen wir eine Fluoreszenz-Methode ein, die Tumorzellen sehr gut sichtbar macht und die es uns ermöglicht, die Resektion sehr viel genauer durchzuführen.“
Hirneigene Tumore wie Gliome besitzen die Eigenschaft, eine Substanz namens 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) anzureichern und in das stark fluoreszierende Protophorphyrin IX (PPIX) umzuwandeln. Drei Stunden vor der Operation trinken die Patienten eine Lösung mit 20 mg 5-ALA pro kg Körpergewicht. Die Lösung schmeckt etwas säuerlich, ist aber gut verträglich und praktisch nebenwirkungsfrei, denn 5-ALA kommt als Vorstufe des Häm natürlicherweise im Körper vor. Unter blau-violettem Licht wird das PPIX zum Leuchten angeregt, und der Chirurg kann während des Operierens die sonst schwer erkennbaren Randbereiche des Tumors und eventuell verbliebene Tumorreste nach der Resektion der Nekrose und des soliden Tumors gut erkennen und sicher entfernen.
Fluoreszenz auf Knopfdruck
Um eine fluoreszenzgestützte Tumorresektion durchzuführen, ist ein Operationsmikroskop erforderlich, das mit einer speziellen Lichtquelle und entsprechenden Filtern ausgerüstet ist. Dr. Schoof setzt dazu ein Leica Operationsmikroskop ein, das mit dem Fluoreszenz-Modul Leica FL400 ausgestattet ist. Auf Knopfdruck kann er während des Eingriffs von Weißlicht- auf Fluoreszenzmodus umschalten und umgekehrt. „Das fluoreszenzgestützte Operieren ist einfach zu erlernen und erfordert keine Umstellung der gewohnten Prozesse während der Operation. Wir haben inzwischen über 100 Hirntumorpatienten mit der fluoreszenzgestützten 5-ALA-Methode operiert und wir sind mit den chirurgischen Ergebnissen sehr zufrieden“, so Dr. Schoof. „Stellte sich früher die Frage ‚Wo höre ich auf zu schneiden?’ weiß ich heute, dass ich eine saubere Resektion durchgeführt habe, wenn ich alles entfernt habe, was rot leuchtet.“
Studien beweisen längere Überlebenszeit
Groß angelegte Studien zwischen 2004 und 2006 haben bewiesen, dass die fluoreszenz-gestützte 5-ALA-Methode bessere Ergebnisse erzielt, als konventionelle Resektionen. Patienten, die mit dieser Methode operiert wurden, waren vergleichsweise länger rezidivfrei und wiesen eine längere Überlebenszeit auf. Seit Anfang 2008 ist das 5-ALA-Präparat Gliolan offiziell zugelassen.
Literatur
Stummer, W., Pichlmeier, U., Meinel, T., Wiestler, O.D., Zanella, F., Reulen, H.J.: Fluorescence-guided surgery with 5-aminolevulinic acid for resection of malignant glioma: a randomised controlled multicentre phase III trial, Lancet Oncology 2006 May; 7(5):392-401
* Anja Schué, Leica Microsystems
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