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Emotionales Essen

Frustessen & Co. – Wie Stimmungslage und Essverhalten zusammenhängen

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App für Alltagsberichte – EEG im Labor

Mit einer zweistufigen Untersuchung will das internationale Team in Salzburg und Luxemburg dem Frust-Gusto auf die Spur kommen. Vorab werden gesunde Probandinnen in Subtypen eingeordnet: in hoch-emotionale Esser, niedrig-emotional motivierte Esser und ein Mittelfeld. 30 Studierende wurden bereits rekrutiert, aber die Stichprobe soll um noch einmal 30 Frauen aus anderen Alters-, Bildungs- und Gesellschaftsschichten ergänzt werden.

Erster Schritt ist die zehntägige Erhebung mit einem digitalen Ernährungs- und Stimmungstagebuch. „Mit der Psy-Diary App geben wir unseren Probandinnen ein alltagstaugliches Tool mit für Angaben zu emotional anstrengenden Situationen und Abweichungen im Essverhalten“, erklärt Jens Blechert. Die Applikation für Smartphones wurde an der Uni Salzburg gemeinsam mit der FH Salzburg entwickelt. Ein Alarm am Mobiltelefon soll zum Ausfüllen motivieren: „Das dauert nur zwei Minuten, weshalb 90 Prozent der Anfragen unmittelbar und sorgfältig beantwortet werden“, beschreibt der Leiter des Eating Behaviour Laboratory seine Erfahrungen.

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Aufgrund der Daten der App werden die Teilnehmerinnen in emotionale Esser bzw. nicht-emotionale Esser eingeteilt. Diese Gruppen werden dann im Labor mittels Hirnstrommessungen verglichen: die Probandinnen werden unter kontrollierten Bedingungen gebeten, sich eine negativ belastende Situation der vergangenen Woche in Erinnerung zu rufen. Als solche werden übrigens häufig soziale Situationen genannt, etwa der Streit mit dem Freund auf Skype. Die negative Belastung geht sehr oft mit Traurigkeit einher. Nach dem Stimmungsreiz wird mittels Elektro-Enzephalogramm gemessen, welche Hirnareale aktiv werden als Reaktion auf Bilder von leckeren Snacks. Daraus kann man dann Rückschlüsse auf die Mechanismen von emotionalem Essen ziehen.

Welches Gehirnareal springt auf Bildreize an?

Unter kontrollierten Bedingungen im Labor wird so untersucht, wie die Essensbilder unter dem traurigen Eindruck verarbeitet werden. Bekommen die Snacks mehr Aufmerksamkeit oder weniger? Wird die Aufmerksamkeit unterdrückt aus Angst vor Kontrollverlust und wo im Gehirn sind Reaktionspotenziale auf die Bilder messbar?

„Wir wissen, dass Emotionsregulation im Frontallappen stattfindet. Beim reinen Betrachten von Essensbildern würden wir Hirnströme im visuellen Kortex oder im Belohnungszentrum erwarten. Wenn wir es mit Emotionsregulation durch Essen zu tun haben, müsste bei negativer Stimmung der Frontallappen Aufmerksamkeit auf die Bilder steuern“, beschreibt Jens Blechert. Dies wäre auch ein therapeutischer Ansatzpunkt: eine Umlenkung der Aufmerksamkeit auf Alternativen.

Literatur:

[1] Bongers, P.; Jansen, A.: Emotional Eating Is Not What You Think It Is and Emotional Eating Scales Do Not Measure What You Think They Measure, in: Frontiers in Psychology 2016.

[2] Blechert, J.; Goltschea, J.E.; Herbert, B.M.; Wilhelm, F.A.: Eat your troubles away: Electrocortical and experiential correlates of food image processing are related to emotional eating style and emotional state, in: Biological Psychology, Volume 96, February 2014.

[3] Reichenberger, J., Kuppens, P., Liedlgruber, M., Wilhelm, F. H., Tiefengrabner, M., Ginzinger, S., & Blechert, J.: No haste, more taste: An EMA study of the effects of stress, negative and positive emotions on eating behavior. Biological Psychology. (in press)

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