Geschirr aus „Bambusware“ Kaffeebecher aus Bambus: Zu viel Formaldehyd im Coffee to go
Geschirr aus so genannnter „Bambusware“ ist nicht für heiße Getränke oder Speisen geeignet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Mitunter sogar stärker als aus „herkömmlichen“ Melamin-Bechern könne sich daraus gesundheitsschädliches Formaldehyd und Melamin lösen und in heiße Lebensmittel abgegeben werden.
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Berlin – Ob Mehrweg-„Coffee to go“ Becher oder Tassen und Schüsseln mit Tiermotiv - der Handel bietet eine Vielzahl von Geschirr aus Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH) an, auch für Kinder. Das Material ist leicht und bruchfest. Enthält es Bambusfasern als Füllstoff, wird es häufig als „Bambusware“ beworben. „Aus gesundheitlicher Sicht sind diese Produkte jedoch nicht in jedem Fall für die Verwendung als Geschirr geeignet“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.
Grund ist, dass bei höheren Temperaturen gesundheitlich bedenkliche Mengen an Melamin und Formaldehyd aus dem Geschirr in Lebensmittel übergehen können. Dies ergab die toxikologische Bewertung von Daten der Landesüberwachungsbehörden sowie eigener Daten durch das BfR. „Und die Kunststoffgegenstände sind noch aus einem weiteren Grund nicht für heiße Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee oder Babyfolgenahrung geeignet“, so Hensel weiter. Denn neben den hohen Freisetzungsmengen an Formaldehyd und Melamin zeigten Langzeittests des BfR, dass der Kunststoff im Kontakt mit heißen Flüssigkeiten angegriffen wird.
Bambusware – die umweltfreundiche Alterantive?
Häufig löst sich aus „Bambusware“ sogar mehr gesundheitsschädliches Formaldehyd und Melamin als aus „herkömmlichen“ Melaminharz-Bechern“, so Hensel weiter. Für kalte oder lauwarme Lebensmittel ist Geschirr aus MFH hingegen gut geeignet. Häufig werden die „Bambusware“-Produkte beworben als umweltfreundlich, biologisch abbaubar oder ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Allerdings ist MFH ein Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar ist - auch dann nicht, wenn ihm natürliche Fü llstoffe zugesetzt sind.
Bambusbecher oder „normales“ Melamin-Geschirr oder nichts davon?
Bei sogenannter „Bambusware“ handelt es sich um Geschirr aus Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH), das als Füllstoff Bambusfasern enthält. Aus MFH-Geschirr allgemein und insbesondere aus „Bambusware“-Geschirr können sich gesundheitlich bedenkliche Mengen an Formaldehyd und Melamin lösen, wenn es mit heißen Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee oder Säuglingsfolgenahrung gefüllt wird. Das ist eines der Ergebnisse der BfR-Bewertung von Daten zum Übergang von Melamin und Formaldehyd aus MFH-Geschirr in heiße flüssige Lebensmittel.
Aus den „Bambusware“-Gegenständen wurden im Mittel sogar wesentlich höhere Freisetzungsmengen an Formaldehyd und Melamin gemessen als aus „herkömmlichem“ MFH-Geschirr. Zur Bewertung hat das BfR die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) bestimmt, bei der kein gesundheitliches Risiko zu erwarten ist. Nach Berechnungen des BfR würde die Formaldehydfreisetzung aus einigen „Bambusware“-Bechern den TDI
- um das 30-fache für Erwachsene und
- das 120-fache für Kleinkinder überschreiten.
Für Erwachsene, die regelmäßig Kaffee aus solchen Mehrwegbechern trinken, oder für Kleinkinder, die täglich heiße Milch, Tee oder Folgenahrung aus „Bambusware“-Bechern, -Tassen oder -Schalen zu sich nehmen, besteht damit ein gesundheitliches Risiko.
Mikrowelle nein, heiß nein, kalt oder lauwarm ok
Das BfR empfiehlt daher, keine heißen Speisen oder Getränke aus „Bambusware“ zu essen oder zu trinken. Dies gilt auch für „herkömmliches“ MFH-Geschirr. Beide Materialien sind auch nicht für das Erwärmen von Lebensmitteln in der Mikrowelle geeignet. Bei der Verwendung für kalte oder lauwarme Lebensmittel besteht hingegen kein gesundheitliches Risiko.
Details zur Untersuchung
Das BfR hat für seine Risikobewertung Daten von Landesüberwachungsbehörden aus den Jahren 2014 bis 2019 sowie eigene Ergebnisse zur Freisetzung von Melamin bzw. Formaldehyd verwendet. Als Lebensmittelsimulanz wurde 3%ige Essigsäure genutzt. Ein Großteil der Proben wurde im Rahmen des amtlichen Monitorings von Lebensmittelbedarfsgegenständen untersucht. Insgesamt lagen Ergebnisse zur Formaldehyd-Freisetzung aus 366 Bechern, Tassen und Schalen (138 aus „herkömmlichem“ MFH und 228 aus „Bambusware“) bzw. zur Melamin-Freisetzung aus 291 Gegenständen (111 aus „herkömmlichem“ MFH und 180 aus „Bambusware“) vor.
Die BfR-Stellungnahme „Gefäße aus Melamin-Formaldehyd-Harz wie „Coffee to go“ Becher aus „Bambusware können gesundheitlich bedenkliche Stoffe in heiße Lebensmittel abgeben“ finden Sie hier.
Und hier gibt es Fragen und Antworten zu Geschirr und Küchenutensilien aus Melamin-Formaldehyd-Harz.
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Erreger von Durchfallerkrankungen
Unterschätzter Küchenkeim: Häufiger Krankheitserreger oft nicht bekannt
* Dr. S. Fiack: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 10589 Berlin
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